Zur Entwicklung des Werdenfels-Takts ab 2003

PRO BAHN Kritik des aktuellen Fahrplans

Mit dem Fahrplanwechsel zum 15.12.2002 wurde der Fahrplan im Werdenfels-Takt grundlegend geändert. 300.000 Zugkilometer zusätzlich hat der Freistaat Bayern bei DB Regio bestellt. Damit wurden zusätzliche Zugpaare zwischen München und Murnau eingerichtet, alle Stationen werden jetzt stündlich bedient. Mit der Verdichtung des Zugangebots wird der wachsenden Nachfrage Rechnung getragen. Die Umsteigesituation in Tutzing konnte verbessert werden, wenngleich weniger Züge von Kochel nach München durchgebunden werden.

Dennoch hat das neue Konzept bei den Fahrgäste für vielfache Kritik gesorgt. Insbesondere die Verlängerung der Reisezeiten stößt bei den Fahrgästen südlich von Weilheim auf Ablehnung. Betroffen sind insbesondere Huglfing, Uffing und aufgrund langer Umsteigezeiten die Strecke Murnau - Oberammergau. Auch die Verteilung der Sitzplatzkapazitäten ist nicht der Nachfrage angepasst. Priorität bei der Fahrplangestaltung hatte die Schaffung eines sog. Vollknotens zur Minute 0 in Weilheim mit Anschlüssen in alle Richtungen, sowie eine Entspannung der Fernverkehrsanschlüsse in Pasing. Eine nähere Betrachtung des Fahrplans zeigt aber, dass dieser "Nullknoten" mit einer Verlängerung der Reisezeiten (bis zu 15 Minuten Aufenthalt in Weilheim) und ungünstigen Anschlüssen in den benachbarten Knoten Tutzing und Murnau erkauft werden muss. Für ein alternatives Fahrplankonzept muss daher zuerst festgelegt werden, welche Anforderungen an den Fahrplan hohe oder niedrige Priorität erhalten sollen. Ein Konzept, dass allen Anforderungen genügt, ist insbesondere bei der aktuellen Infrastruktur nicht realisierbar.

Vorschläge für ein Fahrplankonzept

PRO BAHN hat sich daher Gedanken gemacht, wie ein Fahrplan aussehen könnte, der möglichst vielen Anforderungen gerecht werden könnte, insbesondere im Hinblick auf kürzere Reisezeiten. Der Grundgedanke des jetzigen Fahrplans, nämlich die Verdichtung des Angebots und die optimierten Umsteigeverbindungen in Weilheim, wie z.B. Augsburg - Garmisch, soll beibehalten werden. In der Grafik sind die Systemfahrzeiten für ein alternatives Fahrplankonzept dargestellt.

Wichtigster Unterschied zum aktuellen Fahrplan:

  • Der "Nullknoten" Weilheim wird aufgelöst und in zwei "Halbknoten" aufgeteilt. Grund: Der Nullknoten lässt die benachbarten Knoten in Tutzing und Murnau platzen mit der Folge langer Umsteigezeiten - ist also nicht ohne Fahrzeitverlängerungen realisierbar.

  • Voraussetzung ist ein durchgehender Halbstundentakt zwischen München und Weilheim.

  • Pfaffenwinkel- und Ammerseebahn bekommen nicht nur Richtungsanschlüsse nach München, sondern auch Umsteigeverbindungen nach Süden. Nur zwischen Pfaffenwinkel- und Ammerseebahn bestehen Übergangszeiten von 40 min.

  • Es werden wieder Vollknoten in Tutzing, Murnau und Garmisch realisiert.

  • Der Halbstundentakt kann bedarfsorientiert bis Garmisch erweitert werden, ausserdem lassen sich auf der Kochelsee- und Pfaffenwinkelbahn Zusatzzüge einlegen, für die die Kreuzungsbahnhöfe Peiting Ost und Seeshaupt benötigt werden.

  • Das System kann auch um 30 Minuten gedreht werden, allerdings ist für die Ausserfernbahn ein 30-iger Knoten vorteilhaft (Nullknoten Kempten!)

  • Fernzuganschlüsse in Pasing an den Grundtakt sind ein Problem, allerdings sind hier ab 2006 mit der Eröffnung der NBS München - Nürnberg grundlegende Änderungen zu erwarten. Das neue Tarifsystem der DBAG zwingt die Fernreisenden ohnehin zur Festlegung auf eine bestimmte Verbindung, sodass ein nachfrageorientiertes Angebot an Fernzuganschlüssen ausreichend erscheint, das z.B. durch Verlängerung der Zwischentaktzüge erreicht werden kann.

  • Verzicht auf Differenzierung von "RB"- und "RE"-Zügen. Ein solches Konzept macht Sinn, wenn mehr "kleine" Haltepunkt reaktiviert oder neueröffnet werden, aus denen sich signifikante und beide Systeme jeweils im Stundentakt bis Garmisch geführt werden können.

  • Erstrebenswert ist wenigstens für die Kochelseebahn ein Flügelungskonzept, das das Umsteigen in Tutzing erspart.

Den Vorschlag zur Fahrplanstruktur können Sie hier als Graphik anschauen oder ausdrucken (pdf-File).

Infrastruktur:

Der Fahrplan berücksichtigt die heutige Infrastruktur. Um die Verspätungsanfälligkeit zu mindern und die Anschlüsse in Weilheim zu entspannen, wären folgende Maßnahmen vordringlich:
  • Doppelspurabschnitt Murnau - Uffing
  • Doppelspurabschnitt Tutzing - Diemendorf.

Darüberhinaus wäre sinnvoll:

  • Kreuzungsbahnhof Altenau (Murnau - O'gau) zur Reisezeitverkürzung
  • Kreuzungsbahnhof Penzberg
  • Beschleunigung Weilheim - Peißenberg (durchgehend 80 km/h)

Das skizzierte Fahrplankonzept soll als Anregung für Diskussionen dienen, es ist offen für Ausbaustufen und Varianten. Die konkrete Ausgestaltung ist Sache der Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen.

PRO BAHN Oberbayern, 29. Januar 2003, Norbert Moy