Service für Radfahrer

Fahrradabstellanlagen mangelhaft

Positionspapier von PRO BAHN

Die Nutzung von Bahn und Fahrrad ist besonders umweltfreundlich und effektiv. In der öffentlichen Wahrnehmung "Bahn und Rad" steht meistens die Nutzung für Freizeitaktivitäten im Vordergrund: in der Tat bietet diese Kombination flexiblere Ausflugsmöglichkeiten als sie mit dem Auto möglich sind, da Start- und Endpunkt einer Radtour unterschiedlich sein können. In diesem Zusammenhang ist die Problematik der begrenzten Kapazität des Fahrradtransports in Zügen noch ungelöst.

Die Bedeutung der Kombination von Bahn und Rad im Berufs- und Ausbildungsverkehr wird dagegen oft unterschätzt. Hier spielt mehr als bei Freizeitaktivitäten die Bereitstellung und die Qualität von stationären Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen eine entscheidende Rolle. Nur in Ausnahmefällen werden für Pendler Buszubringerverkehre von der Wohnung zum Bahnhof und für die Fahrt vom Zielbahnhof zur Schule oder zur Arbeitsstätte in ausreichend dichtem Fahrplantakt bereitgestellt. Da zudem die Anschlußsicherheit Bus-Zug aufgrund von hohem Verkehrsaufkommen auf der Straße, aufgrund von Verspätungen im Bahnverkehr oder aufgrund fehlender Fahrplanabstimmung nicht immer gewährleistet werden kann, ist die Nutzung des Fahrrads als Zu- und Abbringer von der Bahn eine sinnvolle Alternative. Da bei diesem Vorgehen das Fahrrad am Bahnhof des Zielort über Nacht abgestellt werden muß, sind dort besondere Anforderungen an die Sicherheit (insbesondere Schutz vor Vandalismus und Diebstahl) zu erfüllen. Stehen keine geeigneten Abstellanlagen an den Bahnhöfen zur Verfügung, bleibt nur die Mitnahme des Fahrrads im Zug.

PRO BAHN stellt die Situation der Abstellanlagen für Fahrräder im Gebiet des Werdenfels-Takt exemplarisch für die Bahnhöfe zwischen Weilheim und Garmisch-Partenkirchen dar und stellt wesentliche Mängel fest:

  • Eine sichere Befestigung nach dem Stand der Technik (Anschlußmöglichkeit des Rahmens und mindestens eines Laufrades) ist nur an wenigen Bahnhöfen, und dann auch nur mit Einschränkungen, möglich. Gerade am aufkommenstärksten Bahnhof Weilheim ist die Abstellanlage besonders antiquiert, selbst die neuere Anlage auf der Westseite erfüllt nicht diese elementaren Bedingungen. Fahrradboxen, die es ermöglichen würden, auch teure Fahrräder diebstahlsicher unterzubringen, fehlen an allen Stationen.

  • Die Beleuchtung der Fahrradabstellanlagen ist bei allen Stationen (außer Garmisch) mangelhaft. Das gilt sogar für die relativ neuen Abstellanlagen. Die fehlende oder zu schwache Beleuchtung erschwert die abendliche Nutzung von Fahrradschlössern und erhöht die Gefahr durch Vandalismus. Nachts untergräbt sie das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrradfahrer.

  • Die Kapazität der Fahrradabstellanlagen ist insbesondere in Weilheim völlig unzureichend. Die Lage zu den Bahnsteigen ist in der Regel akzeptabel, so dass kurze Wege zum Zug möglich sind. Die Einsehbarkeit der Anlagen ist -- außer in Garmisch-Partenkirchen -- gut, was das Sicherheitsgefühl der Fahrradfahrer erhöht und eine regelmäßige Sicht-Kontrolle durch Polizei und Bürger erleichtert.

Aufgrund dieser -- in der Regel seit Jahren bestehenden -- Mängel fordert PRO BAHN die Deutsche Bahn (DB) auf, schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen. Ob die DB selbst die Verbesserungen durchführt oder die Kommunen in entsprechenden Bemühungen unterstützt, ist aus Fahrgastsicht zweitrangig. Prioritär ist aus Sicht von PRO BAHN:

  • Verbesserte Beleuchtung, eventuell durch Bewegungsmelder gesteuert
  • Modernisierung der alten Fahrradständer
  • Bereitstellung ausreichender Kapazitäten
  • Bereitstellung von Fahrradboxen mit kostengünstigen Mietmöglichkeiten für regelmäßige Nutzer
  • Verstärkte Einbeziehung in Sicherheitskonzepte von Bahnschutz und Polizei -- im selben Maße, wie es bei Park\&Ride geschieht
Besonderen Handlungsbedarf sieht PRO BAHN in Garmisch-Partenkirchen, wo die Abstellanlagen aufgrund besonders hohem Vandalismus in beklagenswertem Zustand sind. In diesem Zusammenhang sind die zahlreichen Verbotsschilder im Bahnhof ärgerlich.

Am Rande sei auf den Zusammenhang zwischen der hier beschriebene Problematik und der für den Fahrgast derzeit noch kostenlosen Fahrradmitnahme in Zügen hingewiesen. Sollte dieser Service eingestellt werden, kämen auf Pendler erhebliche Kosten zu, ohne dass ihnen Alternativen durch akzeptable Abstellmöglichkeiten an den Bahnhöfen angeboten würden. In Anbetracht der -- allgemein akzeptierten -- wünschenswerten Förderung des Fahrradverkehrs wäre diese Vorgehen der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln.

PRO BAHN Weilheim, Februar 2008
verantwortlich: Matthias Wiegner

Das Positionspapier können Sie hier auch als pdf-File downloaden:
die Kurzversion mit 2 Seiten oder die Langversion mit der Fotodokumentation (36 Seiten, 3.8 MB).