Kochelseebahn

Kein zweites Gleis in Penzberg erforderlich?

Bahnhof Seeshaupt soll als Kreuzungspunkt bei Taktverdichtung dienen

Am 11. April 2009 berichtet der Kreisbote Weilheim/Murnau über aktuelle Pläne zum mittelfristigen Ausbau der Kochelseebahn. Wir zitieren auszugsweise:

Das von der Stadt und allen politischen Parteien seit Jahren mit Nachdruck geforderte zweite Gleis am Penzberger Bahnhof, um auf der Strecke Tutzing-Kochel den Halbstundenstakt einzuführen und somit den Schienenverkehr attraktiver zu machen, wird möglicherweise überflüssig. [...]

Dieses politische Geplänkel verblasste jedoch vor der aktuellen Entwicklung: Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil hatte zwar schon kurz nach seiner Amtseinführung erklärt, sich für Verbesserungen der Umsteigesituation am Bahnhof Tutzing einsetzen zu wollen. Die Maßnahmen in Tutzing, wo sich die Züge aus Kochel und Garmisch-Partenkirchen in Richtung München kreuzen, sind eine unabdingbare Voraussetzung für Verbesserungen auf der Strecke Kochel-Tutzing. Nachdem Zeil vor kurzem Verbesserungen für Tutzing in Aussicht gestellt hat, ist urplötzlich Bewegung in die ganze Angelegenheit gekommen. "Zum Fahrplanwechsel Ende 2013 soll der Halbstundentakt zwischen Tutzing und Kochel eingeführt werden", sagte nun Peter Holzmann.

Er bezog sich damit auf die Ergebnisse einer Unterredung zwischen der Bahn AG, dem Wirtschaftsministerium und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Um dies zu erreichen, soll nun aber kein zweites Gleis in Penzberg errichtet, sondern der bestehende Schienenkreuzungspunkt am Bahnhof Seeshaupt genutzt werden. Parallel dazu sei angedacht, die von Kochel (über Penzberg) und Garmisch nach Tutzing fahrenden Züge nach dem Vorbild der in den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen erfolgreichen Bayerischen Oberlandbahn mit einem Flügelungskonzept auszustatten. Das bedeutet im Klartext: Kleinere Züge fahren von Kochel und Garmisch bis Tutzing, wo sie dann zu einer größeren Einheit in Richtung München zusammengekoppelt werden.

"Es wurde uns versichert", so Holzmann, "dass die zuständigen Fachbereiche bei Bahn und Ministerium sowie die BEG derzeit mit Hochdruck an der Daten- und Kostenermittlung für dieses Projekt arbeiten." [...]

Penzbergs Bürgermeister Hans Mummert sieht sich angesichts dieser Entwicklungen in seinem Weg bestätigt. "Wir haben in dieser Angelegenheit stets Druck ausgeübt", sagte er und verwies auf die entsprechenden Schreiben, welche die Bürgermeister der an der Bahnstrecke Tutzing-Kochel gelegener Gemeinde immer wieder an die verschiedenen bayerischen Wirtschaftsminister gesandt hatten. Im Juli 2008 hatte Mummert dann sogar zu einem "Bahn-Gipfel" mit allen beteiligten Stellen ins Penzberger Rathaus geladen. "Diese Hartnäckigkeit zahlt sich nun aus", sagte Mummert. [...] Zum jetzigen Zeitpunkt wisse man nicht viel mehr, sagte er. So sei derzeit noch unklar, ob der Halbstundentakt eines Tages auf der gesamten Strecke oder aber etwa nur bis Seeshaupt oder Penzberg eingeführt werden solle.

Überraschend an den Planspielen ist vor allem der Zeitpunkt: Denn bereits jetzt realisiert die Bahn auf dieser Strecke während des Berufsverkehrs am Morgen und Abend eine Taktverdichtung. Da hätte man, heißt es hinter vorgehaltener Hand, doch auch schon etwa eher draufkommen können, dass in Penzberg ein teures zweites Gleis überflüssig sei und man den Seeshaupter Bahnhof als Kreuzungspunkt nutzen könne.

Anmerkungen von PRO BAHN

Zum oben erwähnten Bahngipfel gibt es hier einen Kurzbericht.

PRO BAHN-Vorschläge aus dem Jahr 1996 für ein Betriebskonzept.