Fahrplan im Werdenfels-Takt 2003/04

PRO BAHN schreibt an DB Regio und BEG

Weilheim, 19. August 2003

Sehr geehrte Damen und Herren,

für die Übermittlung der Fahrplandaten 2004 für den Werdenfels-Takt dürfen wir uns ganz herzlich bedanken. Gerne möchten wir die Gelegenheit wahrnehmen, zum Fahrplan 2003/2004 für den Werdenfels-Takt Stellung zu nehmen und Ihnen damit eine Rückmeldung aus Sicht von PRO BAHN zu vermitteln.

Mit dieser Angebotsplanung haben die BEG und die DB Regio ein tragfähiges Konzept entwickelt, das den vielen unterschiedlichen Fahrgastinteressen Rechnung trägt. Unter der Maßgabe der vorhandenen Streckeninfrastruktur lässt sich in vielen Punkten auch gar keine bessere Alternative entwickeln, ohne bestimmte andere Nachteile in Kauf zunehmen, wie der aktuelle Fahrplan gezeigt hat. In den Grundzügen entspricht der Fahrplanentwurf daher auch unseren Konzeptvorschlägen.

Gestatten Sie uns trotzdem drei mehr oder weniger kritische Anmerkungen:

  1. Für Huglfing und Uffing wäre ein durchgehender Stundentakt in beiden Richtungen wünschenswert. Einzelne Züge in Süd-Nord -Richtung sollen sporadisch in Uffing oder Huglfing durchfahren, in der Gegenrichtung halten die Züge an beiden Stationen. Die Ankunft der betroffenen Züge in Tutzing würde sich durch den zusätzlichen Halt nach den Fahrplanunterlagen von Minute 57 auf 59 verlagern, ohne aber dabei die Abfahrt der Gegenrichtung in Tutzing zur Minute 01 in eine Verdrückung zu bringen. Auch wenn gewisse Fahrzeitpuffer die Verspätungsgefahr mindern, könnten diese doch auch durch das Beschleunigungsverhalten der neuen Triebwagen kompensiert werden. Für Nutzer des Bayern-Tickets aus Huglfing ist die Lücke zwischen 8.41 und 10.41 Uhr besonders ärgerlich.

  2. Die Verstärkungszüge im Berufsverkehr um 16:00, 17:00 und 18:00 Uhr ab Hbf verkehren bis Garmisch-Partenkirchen. Generell halten wir es für sinnvoll, die Relation München - Garmisch mit zwei Züge je Stunde und Richtung zu bedienen. Erfahrungsgemäß nimmt der Berufsverkehr aber bereits südlich von Weilheim deutlich ab. Angesichts knapper Zugkilometer hätte man hier alternativ überlegen können, die Verstärkungszüge nur bis Weilheim oder Murnau verkehren zu lassen und mit den freigewordenen Zugkilometern weitere Verdichtungen zwischen München und Weilheim einzurichten. Wir sehen den Bedarf für einen Verdichter um 19:00 von München nach Weilheim. Im Ausflugsverkehr ist es dagegen sinnvoll, wenn zusätzliche Züge bis Garmisch verkehren.

  3. Die Ammerseebahn stellt auch im kommenden Fahrplan ein Problem dar. Eine Patentlösung ohne Infrastrukturverbesserungen, um z.B. eine stündliche Anbindung der Züge in Geltendorf nach München herzustellen, ist hier nicht in Sicht. Positiv ist in jedem Fall der neue durchgehende Zug Weilheim - München über Geltendorf zu bewerten. Bei der Anbindung der Ammerseebahn in Weilheim verfolgen Sie aus unserer Sicht eine richtige Strategie: Es werden gute Umsteigeverbindungen in der Relation Augsburg - Garmisch angeboten. Für die Anbindung von Dießen und Raisting Richtung München wird ein zusätzlicher "Pendelverkehr" Weilheim - Dießen eingerichtet. Damit wären eigentlich alle Bedürfnisse abgedeckt. Leider ist dieser richtige Ansatz schon jetzt zum Scheitern verurteilt, wenn der Pendelverkehr als "Schienenersatzverkehr" mit Strassenbussen durchgeführt wird. Denn für Fahrgäste aus Dießen wird angesichts der Fahrzeitverlängerung von 11 Minuten (Zug) auf 25 Minuten (Bus) nur mehr die Verbindung über Geltendorf interessant sein. Zudem kann der Pendelbus umlaufbedingt nur alle zwei Stunden verkehren. Auf der Schiene könnte mit einem Fahrzeugumlauf ein stündlicher Pendelverkehr realisiert werden.

    Nicht nur aus Fahrgastsicht, auch aus wirtschaftlichen Gründen müsste hier der Schienenverkehr den Vorzug erhalten: Die Schiene erreicht eine höhere Produktivität bei gleichem Fahrzeug- und Personaleinsatz (schaffnerloser Betrieb) durch Realisierung des Stundentakts. Dieser und die kurze Fahrzeit sichern die Akzeptanz bei den Fahrgästen und damit die Erlöse.

    In den 90-iger Jahren wurden umfangreiche Entwicklungen vorangetrieben, um mit modernen Leichttriebwagen die Betriebskosten im regionalen Schienenverkehr auf das Niveau des Straßenbusses zu bringen. Heute sind alle Voraussetzungen erfüllt: Geeignete Fahrzeuge, z.B. der schon "alte" VT 627.1 beim Bh Kempten, sind vorhanden, ebenso eine Tankmöglichkeit in Weilheim. Der Pendelzug könnte stündlich etwa zur Minute 17 in Weilheim abfahren und zur Minute 41 wieder ankommen und damit die Anschlüsse von und nach München bedienen.

    Aus unserer Sicht besteht hier zum Schienenverkehr keine akzeptable Alternative. Auch eine Vertröstung auf einen Umbau des Weilheimer Bahnhofs wird die Kunden nicht "bei der Stange halten": Weder ist hier erkennbar, wie allein die in der Presse angekündigten "Schnellfahrweichen" den Fahrplan retten sollen, noch können erfahrungsgemäß Ankündigungen aus dem Bereich von DB Netz als verbindliche Zusagen gewertet werden.

Wir würden uns freuen, wenn Sie Möglichkeiten sehen, den kommenden Fahrplan zu optimieren, und dabei unsere Vorschläge berücksichtigen könnten.

Mit freundlichen Grüßen
PRO BAHN Oberbayern

Norbert Moy