Pfaffenwinkelbahn

Trauerspiel um Bahnübergang in Peißenberg

Fahrgäste als Leidtragende

Um die Fahrzeiten der Pfaffenwinkelbahn zu reduzieren, ist die Auflassung von Bahnübergängen dringend erforderlich. Ein Wunschkandidat aus Fahrgastsicht ist der Bahnhübergang in Peißenberg am St. Georgenweg, am Fuße der Steigung nach Hohenpeißenberg. Aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h für die BRB-Triebwagen am Bahnübergang kann nicht rechtzeitig für die Steigungsstrecke beschleunigt werden, so dass viel Zeit verloren geht.

Neben PRO BAHN hat sich auch der Sprecher des Seniorenbeirats, Klaus Josse, nach einem Bericht des Kreisboten vom 23. Mai 2012 kritisch zur Haltung des Marktgemeinderats geäußert. Er befürchtet, dass aufgrund der Weigerung Peißenbergs die Verlängerung der Pfaffenwinkelbahn zum Schongauer Krankenhaus scheitert.

Ein Situationsbericht aus der PRO BAHN Post vom Juni 2012

Seit gut 20 Jahren trommelt PRO BAHN für die Modernisierung der Bahnstrecke Weilheim--Schongau. Die typischen "`Nebenbahn"'-Probleme wie veraltete Leit- und Sicherungstechnik, technisch nicht gesicherte Bahnübergänge sorgen immer noch für lange Reisezeiten. Viele Briefe, Positionspapiere sind seitdem geschrieben und Konferenzen abgehalten worden, um dem Eigentümer und den Zuschussgebern die notwendigen Investitionen aus dem Kreuz zu leiern. Die Anliegerkommunen glaubten wir dabei auf unserer Seite. Auch bei den politischen Entscheidungsträgern konnte Überzeugungsarbeit geleistet werden. In der Zwischenzeit ist der Fahrplan insbesondere seit 2009 für Peißenberg stetig verbessert worden; die Infrastruktur befindet sich aber - abgesehen vom Abriss der Güterverkehrsanlagen - seit 1945 im gleichen Zustand. Dafür wurde die parallele B472 mit vielen Steuermillionen massivst ausgebaut: Peißenberg hat jetzt eine schnelle Umgehungsstraße, die Hohenpeißenberger Umgehung ist im Bau.

Endlich konnte nun erreicht werden, dass aus den sogenannten Pönalemitteln des Freistaats 700.000 Euro für die Modernisierung des Kreuzungsbahnhofs Peißenberg bereitgestellt werden. Durch gleichzeitiges Ein- bzw. Ausfahren der Züge sollte die Fahrzeit um etwa 5 Minuten verkürzt werden, von den beiden Bahnübergängen im Bahnhofsbereich sollte einer mit einer neuen technischen Sicherung ausgestattet werden, dafür der andere - bislang nur mit Andreaskreuz und einer 20 km/h Langsamfahrstelle gesichert - aufgelassen und durch eine kurze, bahnparallele Straße ersetzt werden.

Hier nun setzt der Streit an: Die Marktgemeinde - oder besser gesagt die Bürgermeisterin und die Verwaltung - möchte diesen Bahnübergang behalten, aus "städtebaulichen" Gründen. Die DB Netz hatte bereits im November 2011 die Marktgemeinde um eine Entscheidung bis zum 30. April 2012 gebeten, die Gemeinderäte bekamen das Thema aber erst am 26. April auf den Tisch. Die Entscheidung fiel angesichts dieser Überrumpelungstaktik mit 16:7 Stimmen für die Bürgermeisterin und gegen die Auflassung des Bahnübergangs aus. Doch unter den Gemeinderäten ist der Ärger über die Bürgermeisterin und die verlorenen Investitionsmittel wohl groß, bei guter Vorbereitung und Information hätte die Entscheidung auch anders ausgehen können. Mit einem kürzlich erstellten Bebauungsplan versuchte die Gemeindeverwaltung die Pläne der DB zur Auflassung des Bahnübergangs zu verhindern. DB Netz wurde deshalb nicht beteiligt, wie sich DB Netz gegenüber PRO BAHN beklagte.

Auch wenn nun die Finanzmittel erst einmal woanders eingesetzt werden, dürften die Chancen für den Umbau in Peißenberg nicht für alle Zeiten verloren sein. Möglicherweise entscheidet sich der Marktgemeinderat gegen den Willen der Bürgermeisterin, die sich mittlerweile auf keine Ratsfraktion mehr stützen kann. Oder man wartet die Kommunalwahl 2014 für einen neuen Anlauf ab. Bis dahin muss wieder Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Autor: Norbert Moy

 

Fotos oben:
Bahnübergang am St. Georgenweg in Peißenberg: links die Zufahrt zum Bahnübergang mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h; rechts: Blick Richtung Hohenpeißenberg, direkt nach dem BÜ ist eine Geschwindigkeit von 50 km/h erlaubt, danach dann "sogar" 60 km/h.

 

Fotos oben:
Bahnübergang am St. Georgenweg in Peißenberg: links: Blick Richtung Peißenberger Bahnhof, rechts: Blick zur Kleingartenanlage, die über den Bahnübergang erschlossen wird.

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