Murnau - Oberammergau vor dem Aus?

Düstere Wolken ziehen sich über der Lokalbahn Murnau - Oberammergau zusammen. Schon in wenigen Jahren könnte auch hier eine illegale Stillegung aus "technischen Gründen" vollzogen und der Zugverkehr eingestellt werden. Zweifelsohne steht fest, dass Oberbau und elektrische Fahrleitung saniert werden müssen, eine moderne Sicherungstechnik könnte den Betrieb rationeller gestalten.

Die von der DB Netz AG veranschlagten Kosten stiegen in kurzer Zeit von 50 auf 75 Millionen Mark. Angesicht solch zweifelhafter Inflationsraten tritt die Weisung vom obersten Eisenbahner Mehdorn in Kraft, "nur noch das zu machen, was sich rechnet". Das gilt gerade auch dann, wenn die Maßnahmen - wie vom Freistaat gewünscht - nach dem Bundesschienenwegeausbaugesetz (BschwaG) finanziert werden. Denn hierbei handelt es sich nicht um Baukostenzuschüsse, sondern um zinslose Darlehen, welche die DB aus den Einnahmen der Strecke erwirtschaften und tilgen muß.

Das Ergebnis der DBAG-Wirtschaftlichkeitsrechnung fällt für Oberammergau abgrundtief negativ aus. Folglich fordert die DB vom Freistaat nicht nur einen Baukostenzuschuß, sondern zusätzlich einen Betriebskostenzuschuß. In einem Schreiben an ein Mitglied des Verkehrsausschusses des Bundestags versteigt man sich sogar zur Forderung nach langfristiger Bestellung zusätzlicher Verkehrsleistungen. 1999 gab es nach unserer Kenntnis eine zwischen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und DB Regio abgestimmte "Verkehrliche Aufgabenstellung". Die Regelkreuzungen sollten nach Altenau verlegt und die Fahrzeiten verkürzt werden. In der Hauptverkehrszeit sollten zusätzliche Züge bestellt werden. Dennoch hat DB Netz erst im August 1999 die Kreuzungsmöglichkeit in Altenau entfernt und damit selbst alle, über den derzeitigen Stundentakt hinausgehenden Verkehrsleistungen unmöglich gemacht. Jetzt wird von DB Netz gefordert, die ausgerechnet wegen des Vorgehens von DB Netz seit August 1999 nicht mehr möglichen Mehrleistungen zu bestellen.

Die Wirtschaftlichkeit der Strecke schätzt die BEG völlig anders als DB Netz ein: Immerhin nimmt DB Netz im Jahr fast 2 Millionen Mark aus Trassengebühren ein, finanziert aus den Zugbestellungen des Freistaats, die laufenden Kosten der Strecke schätzen Fachleute unter der Voraussetzung eines rationalisierten Betriebs auf höchstens 900.000 Mark. Wo bleiben die jährlichen 1,1 Millionen Mark Gewinn in der Rechnung der Bahn?

Einen besonderen Gag leistet sich die DB seit einigen Wochen. Mit der Begründung "Steuerwagen-Mangel" werden die Züge mit zwei Loks bespannt, dazwischen befinden sich einer oder zwei Wagen. Da die DB noch vor wenigen Jahren zur Schonung des Oberbaus den baldmöglichsten Ersatz der schweren Loks durch Triebwagen versprochen hat, drängt sich ein schlimmer Verdacht auf. Soll die ungeliebte Strecke bewußt verschlissen werden, um möglichst bald die technische Stillegung zu erreichen? Inzwischen hat bereits die lokale Presse den "ökologischen Unsinn" angeprangert. Es wird auch schon die Umwandlung in einen Radweg gefordert, damit wäre DB Netz dem Ziel des Rückzugs aus unwirtschaftlich gerechneten Nebenstreckens wieder ein Stück näher. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Der Autor des Artikels tut sich zunehmend schwerer, zwischen Börsen-Bahn und böser Bahn zu unterscheiden.

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