Haltepunkt Jägerhaus

Wenn es dunkel wird in Jägerhaus ...

Unter uns gesagt: Der Haltepunkt Jägerhaus an der Bahnstrecke Murnau - Oberammergau ist nicht gerade eine Haltestelle mit immensen Fahrgastaufkommen. Ein Biergarten und viele Wanderwege zwischen Staffelsee und dem Murnauer Moor machen ihn aber zu einem beliebten Ziel für Ausflügler und Wanderer.

Vor einigen Wochen wurde das Idyll jedoch empfindlich gestört: Das hölzerne Wartehäuschen lag eines Tages im April plötzlich zertrümmert neben seinem Fundament. Hatten sich plötzlich Vandalen ins bayerische Oberland verirrt, um dort blindwütig Schaden anzurichten? Der Fahrplanaushang stand aber "ordentlich" provisorisch an einer Sandkisten angelehnt. Unsere Erkundigungen ergaben, dass die Deutsche Bahn aus "Sicherheitsgründen" selbst den Wetterschutz zerstört hatte. Direkt am Bahnsteigende befindet sich ein technisch nicht gesicherter Bahnübergang, die Zufahrt u.a. zu besagtem Biergarten. Im freizuhaltenden Sichtdreieck zwischen Strasse und Schiene stand nun das Wartehäuschen - schon seit Jahrzehnten und keiner hat's gemerkt! Angeblich bestand hier nach DB-Aussage ein Problem, obwohl jeder Zug Richtung Oberammergau vor dem Bahnübergang anhält und den Strassenverkehr, der hier auf 10 km/h beschränkt ist, einsehen kann. Pflichtgemäß regte sich Pro Bahn über den wilden Abriß des Wartehäuschens auf, mit Bildern im Internet und einer Presseinformation. Schließlich geht es darum, der Börsenbahn einen solchen nassforschen Umgangsstil mit Fahrgasteinrichtungen gleich von Beginn an wieder abzugewöhnen. Das allmähliche Vergammeln vieler Bahnanlagen ist schon schlimm genug.

Die Pressestelle der Deutschen Bahn reagierte beleidigt und wies die "Unterstellung" zurück. Schließlich hätte man das Häuschen nur versetzen wollen und dabei hätte es sich versehentlich in seine Bestandteile aufgelöst. Jetzt müsste man erst ein neues Häuschen bestellen. Haben wir der DB Unrecht getan? Merkwürdig bleibt das ganze aber doch: Ein neues Fundament für das Wartehäuschen war und ist bis heute nicht vorhanden. Möglicherweise ist es aber Usus bei der DB, das Fundament erst nachträglich unter das Gebäude zu schieben. Oder räumt das Eisenbahnbundesamt (EBA) der DB Netz keine Fristen für die fachgerechte Durchführung des Umbaus ein, selbst wenn das Wartehäuschen schon seit Jahrzehnten dort steht ?

Wie aus einer Information des Landratsamt Garmisch-Partenkirchen hervorgeht, scheint das harmlose Jägerhaus aber nun vollends in den Fokus der Sicherheitsbemühungen des EBA geraten zu sein. Man entdeckte nämlich auch das Fehlen der Bahnsteigbeleuchtung. Bei der Lösung dieses Problems zeigte sich die DB mal wieder von ihrer kreativen und kostenbewussten Seite: Züge halten in Jägerhaus künftig nur noch bei Tageslicht, den jahreszeitlichen Schwankungen flexibel angepasst durch Unterscheidung nach Winter- und Sommerfahrplan. Jetzt macht natürlich auch der Abriss des Wartehäuschens auch richtig Sinn, wenn künftig durch die durch Jägerhaus rasenden Züge nächtliche Jagd auf Autofahrer machen.

Irgendwie weiß man da nicht, ob man darüber lachen oder weinen soll ....

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