Pfaffenwinkelbahn

Perspektive 2019

Die Modernisierung der Pfaffenwinkelbahn ist eines der wichtigen Anliegen von PRO BAHN. Während für zweistellige Millionenbeträge die Bundesstraße B472 ausgebaut wird (Ortsumfahrung Peißenberg, Ortsumfahrung Hohenpeißenberg), wird von Deutscher Bahn und Politik die parallel verlaufende Bahnlinie vernachlässigt. Im 21. Jahrhundert verkehren die Züge noch mit Geschwindigkeiten von maximal 60 km/h (außer einem kurzen Abschnitt an der Ammerbrücke, auf dem - wenn nicht gerade eine Langsamfahrstelle eingerichtet ist - mit 80 km/h gefahren werden kann) und stehen in Peißenberg 5 Minuten herum, weil die Signaltechnik nicht modernisiert wird.

Zwar gibt es immer einmal wieder Ankündigungen und Versprechungen, etwas für die Pfaffenwinkelbahn zu tun, doch konkret erleben die Fahrgäste wenig davon. Diesen Zustand hat PRO BAHN zum Anlass genommen, nachzufragen und einige Fakten zusammenzustellen.

Auskunft der Staatsregierung

Im Sommer 2017 hatte PRO BAHN bei der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr nachgefragt, wie die mittelfristigen Perspektiven für die Pfaffenwinkelbahn aussähen.

  1. PRO BAHN: Wie ist der Stand der Fahrzeitverkürzung auf der Pfaffenwinkelbahn durch Auflassung und/oder technische Sicherung von Bahnübergängen?

    STMI: Für die Finanzierung, Planung und Umsetzung liegt die Zuständigkeit beim Bund bzw. bei der DB. Gemäß den uns vorliegenden Angaben der DB ist nach derzeitigem Planungsstand folgendes vorgesehen:

    • Die Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks in Peißenberg ist für 2019 geplant.
    • Mit der Inbetriebnahme des neuen Stellwerkes werden auch die Bahnübergänge in km 6,457, in km 7,694 und 8,765 "Sulzer Straße" erneuert.
    • Ebenfalls in 2019 sollen auf der Strecke Weilheim - Peißenberg der Bahnübergang in km 4,452 technisch gesichert und der Bahnübergang in km 3,626 (Grasla) aufgelassen werden.
    • Nicht Gegenstand der Planungen ist dagegen die technische Sicherung der bisher mit Übersicht in Verbindung mit hörbaren Signalen gesicherten Bahnübergänge auf der Strecke Peißenberg - Schongau, z.B. des Bahnübergangs in km 15,008 (Peißenberg, Georgenweg) und in km 9,480 (Hohenpeißenberg, Zieglmeierstraße).

  2. PRO BAHN: Wie ist der Stand in Bezug auf die Modernisierung des Bahnhofs Peißenberg, um gleichzeitige Ein- und Ausfahrten von Zügen zu ermöglichen?

    STMI: Der Bahnhof Peißenberg soll bis 12/2019 umgebaut werden. Dabei sollen auch die gleichzeitigen Fahrmöglichkeiten hergestellt werden.

  3. PRO BAHN: Welche Pläne existieren zur Elektrifizierung der Pfaffenwinkelbahn bzw. zum Einsatz von Hybridfahrzeugen? Welchen Einfluss auf künftigen Ausschreibungen durch die BEG hätte das?

    STMI: Dem Freistaat sind derzeit keine Pläne der DB zur Elektrifizierung der Pfaffenwinkelbahn bekannt. Im Gegenteil – die DB hat entschieden, beim anstehenden Ausbau aller Stationen entlang der Pfaffenwinkelbahn inkl. der Schaffung der Barrierefreiheit ohne Aufwärtskompatibilität zu einer möglichen späteren Elektrifizierung umzusetzen, obwohl die Oberste Baubehörde dies angeregt hatte. Eine elektrifizierte Pfaffenwinkelbahn könnte bei den Ausschreibungen des Freistaats vom Dieselnetz Augsburg ins elektrifizierte Werdenfelsnetz wechseln, in diesem Fall könnten sinnvolle Durchbindungen von Schongau über Weilheim nach München bestellt werden. Was den Einsatz von Hybrid-Zügen anbelangt ist festzuhalten, dass der Freistaat derzeit eine Studie bei der TU Dresden in Auftrag gegeben hat, die das bayerische SPNV-Netz analysiert im Hinblick auf den Einsatz geeigneter innovativer Antriebstechniken. Die Ergebnisse erwarten wir in diesen Tagen. Dann lässt sich sicherlich mehr sagen, ob die Pfaffenwinkelbahn dafür geeignet ist.

  4. PRO BAHN: Welche Pläne gibt es in Bezug auf eine Verlängerung der Pfaffenwinkelbahn zum Schongauer Krankenhaus bzw. darüber hinaus? Wird eine mögliche Verlängerung im Rahmen der Stellwerksumrüstung und einer Neuordnung der Bahnsteignutzung in Schongau planerisch berücksichtigt?

    STMI: Die Untersuchungen hinsichtlich einer etwaigen Verlängerung der Pfaffenwinkelbahn zum Schongauer Krankenhaus laufen. Im Rahmen des barrierefreien Ausbaus des Bahnhofs Schongau wird eine Verlängerung der SPNV-Linie als nachbaubare Option berücksichtigt. Die derzeit geplante Erneuerung des Stellwerks Peißenberg hat keinen Einfluss auf den Bahnhof Schongau.

  5. PRO BAHN: Wird es mit den o.g. Maßnahmen möglich sein, umsteigefreie Verbindungen zwischen München und Schongau anzubieten und den Fahrplantakt auf 30 Minuten zu verkürzen?

    STMI: Zwischen Peißenberg und Weilheim besteht in nachfragestarken Zeiten bereits heute ein 30 min-Takt. Zwischen Peißenberg und Schongau rechtfertigt die bestehende Nachfrage bis auf weiteres keine Verdichtung auf einen Halbstundentakt. Umsteigefreie Verbindungen sollen erst im Zuge einer Elektrifizierung hergestellt werden.

Auskunft des Landratsamts Weilheim-Schongau

Die oben genannten 5 Fragen hatte PRO BAHN auch an das Landratsamt Weilheim-Schongau gerichtet. Die Antworten, soweit sie die der Staatsregierung ergänzen, sind hier aufgeführt.

  • Zu Frage 2:
    Zum Sachstand Projekt "Bahnhof Peißenberg" teilte die Oberste Baubehörde mit, dass der Bahnhof Peißenberg an das neue elektronische Stellwerk angeschlossen werden soll. Mit der vorgenannten Maßnahme wird zwar ein gleichzeitiges Zugeinfahren ermöglicht. Allerdings lässt sich damit nicht die geplante Reduzierung der Fahrzeit auf ca. 32 Minuten wegen der Langsamfahrstellen am BÜ "St. Georgenweg" mit Tempo 20 erreichen. Eine Reduzierung auf ca. 32 Minuten in beiden Richtungen wird nach unserem Kenntnisstand nur mit einem zusätzlichen technischen Umbau der beiden BÜ "St. Georgenweg" und "Sulzer Straße" erreicht.

    Dazu wurde ausgeführt, dass die DB Netz AG Gespräche mit dem Markt Peißenberg geführt hat. Die Gespräche haben gezeigt, dass verschiedene Überlegungen den BÜ "St. Georgenweg" durch Längswege aufzulassen, nicht realisierbar bzw. politisch durchsetzbar sind. Die derzeitigen Überlegungen gehen nun in Richtung technische Sicherung des BÜ mit einer geringfügigen räumlichen Verlegung und einer damit verbundenen Auflassung des benachbarten Fußweges. Diese Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, sollen aber in nächster Zukunft weitergeführt werden.

    Laut Auskunft der Marktgemeinde Peißenberg wurde von Seiten der DB Station&Service AG eine Vorentwurfsplanung zum barrierefreien Ausbau des Haltepunktes Peißenberg und Peißenberg-Nord, der im Sommer 2019 realisiert werden soll, zur Abstimmung vorgelegt. Zu den beiden Bahnübergängen "St. Georgenweg" und "Sulzer Straße" hat es laut Auskunft der Marktgemeinde Peißenberg entgegen der Aussage, weder weitere Gespräche noch Planungsvorschläge gegeben, so dass wir zu dieser Thematik nochmals nachhaken werden.

  • Zu Frage 4:
    Hinter einer Verlängerung der Pfaffenwinkelbahn bis zum Krankenhaus in Schongau stehen wir zu 100 %. Das Krankenhaus wäre stündlich mit dem Zug erreichbar, was für einen Krankenhausstandort bei den derzeit doch sehr schwierigen und problematischen Rahmenbedingungen enorm wichtig wäre. Ein zusätzlicher Regionalzughalt am Krankenhaus in Schongau wäre aber nicht nur ein Vorteil für die Patienten, Besucher, etc. sondern würde auch zu einer wesentlichen Erleichterung für den Bahnhof und der dortigen Parkplatzsituation in der Stadt Schongau führen.

    Aus diesen Gründen haben wir unter Auflistung vielfältiger Punkte mit Schreiben vom 01.02.2017 der BEG weiterführende Informationen über das mögliche Nachfragepotential, das sich durch das Krankenhaus selbst, der Berufsfachschule und dem Marie-Eberth Altenheim ergibt, aufgelistet und detailliert mitgeteilt. Außerdem wurde mit Schreiben an Herrn Staatsminister Joachim Herrmann vom 03.03.2017 Antrag auf Teilreaktivierung bzw. Verlängerung der Pfaffenwinkelbahn bis zum Krankenhaus in Schongau gestellt. Bis heute liegen uns dazu leider keine konkreten Antworten oder Ergebnisse vor.

    Die weitere Verlängerung bzw. Reaktivierung der Fuchstalbahn über das Krankenhaus hinaus nach Landsberg sehen wir grundsätzlich etwas problematischer bzw. mit verschiedenen Blickwinkeln. Einmal wäre es natürlich eine sehr tolle Geschichte und könnte gerade als "Ringschluss" zusätzliches Potential erschließen. Probleme sehen wir an dem für den Freistaat Bayern auf Reaktivierungsstrecken notwendigen Fahrgastpotenzial, dass zu erfüllen ist. Nach Einschätzung der Fachbehörden bestehen erhebliche Zweifel, dass der notwendige Wert von 1.000 Reisenden pro Werktag und Bahn-km erreicht werden kann. Ursache sind die verhältnismäßig dünne Besiedlung der Region, die siedlungsferne Lage vieler Bahnstationen und die gute Ausbauqualität der parallel verlaufenden Bundesstraße 17. Hinzu kommt, das die Strecke tangential zum Aufkommensschwerpunkt München verläuft.

Baustellenplanung für Sommer 2019

Vom 29. Juli 2019 bis 9. September 2019 wird die Pfaffenwinkelbahn komplett gesperrt (Planungsstand 14. Juni 2017):

Folgende Baumaßnahmen sind unter anderem geplant:

  • Bahnsteigerneuerung Peißenberg Nord, Peißenberg, Hohenpeißenberg, Peiting Ost, Peiting Nord
  • Gleiserneuerung Gleis 3 Peiting Ost
  • Gleiserneuerung Gleis 2 sowie Weichenerneuerung "W2" Peißenberg

Die Anschlussstelle PA Haindl wird aus Richtung Schongau weiterhin bedient werden können. Für Fahrgäste heißt es: Schienenersatzverkehr mit Bussen.

Baustellendurchführung im Sommer 2019

Wie zwei Jahre zuvor geplant (siehe oben) und auch im Landkreis-Kursbuch kommuniziert, wurde die Strecke zwischen Weilheim und Schongau dann tatsächlich ab dem 29. Juli 2019 gesperrt. Zuvor gab es bereits eine kürzere Sperre (29. Juni bis 6. Juli) für die Erneuerung des Bahnübergangs "Forster Straße". Allerdings hatte die Deutsche Bahn dem Vernehmen nach kurzfristig mitgeteilt, dass die Strecke erst ab 15. August gesperrt werden brauchte, weil früher nicht mit den relevanten Arbeiten begonnen werden könne.

Die Durchführung und Qualität des Schienenersatzverkehrs gab übrigens Anlass zu zahlreichen Fahrgastbeschwerden.

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