Fahrgastpreise 2023

Jedes Jahr zeichnet der Fahrgastverband PRO BAHN Menschen und Institutionen, die sich besonders um den öffentlichen Verkehr und die Anliegen der Fahrgäste verdient gemacht haben, mit seinem Fahrgastpreis aus. Diese Preise wurden anlässlich des jährlichen Bundesverbandtags des Verbands verliehen, der dieses Jahr in Bad Salzdetfurth stattfindet.

Bundespreise

Mutig gegen Bedenkenträger


v.l.n.r. Dr. Lukas Iffländer (PRO BAHN, Stellvertrender Bundesvorsitzender), Anna-Theresa Korbutt (HVV, Geschaftsführerin), Dr. Katherina Krell (EPF, Board Member), Detlef Neuß (PRO BAHN, Bundesvorsitzender) [Bild: Sina Vornkahl]

Anna-Theresa Korbutt, die Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds, erhält den Fahrgastpreis 2023 für ihren mutigen und visionären Einsatz für eine deutliche Vereinfachung des Tarifsystems ausgezeichnet. Sie sprach sich frühzeitig gegen Vorwände der Verkehrsbranche aus, warum es so lange dauern soll, das Deutschlandticket umzusetzen. Dabei musste sie auch von Vertretern eben jener Branche einiges an Kritik ertragen, die teils äußerst unfair bis sexistisch war. Dabei gelang ihr, stets sachlich zu bleiben. „Der Erfolg gibt ihr recht, anstelle weiter über Scheinprobleme zu sprechen, macht die Branchen inzwischen Werbung für das Deutschlandticket“, lobt Laudatorin Dr. Katherina Krell, Vorstandsmitglied des europäischen Fahrgastverbands EPF. Für Korbutt ist das Deutschlandticket aber nur ein erster Schritt. In einem weiteren Schritt müssen alle Zeitkarten unterhalb des Deutschlandtickets radikal vereinfacht werden und schließlich auch der Bartarif für Einzelfahrten simplifiziert werden.

Von Paderborn direkt ins Sauerland


v.l.n.r. Dr. Lukas Iffländer (PRO BAHN, Stellvertrender Bundesvorsitzender), Felix Wagner, Tom Graw, Rainer Wester, Gerhard Todt (Alle Inititative "Almetalbahn zügig ans Netz"), Detlef Neuß (PRO BAHN, Bundesvorsitzender)

Wer von Paderborn nach Brilon Stadt ins Sauerland möchte, benötigt wahlweise über zwei Stunden im Zug und muss bis zu zweimal umsteigen oder sitzt über eine Stunde in einem nur zweistündlich verkehrenden Regionalbus. Mit beiden Angeboten bekommt man keine Pendler vom Auto in den öffentlichen Verkehr. Dagegen streitet die Initiative „Almetalbahn zügig ans Netz“ an. „Die Initiative sucht Multiplikatoren und hat sie bei vielen Gesprächen und Veranstaltungen auch gefunden. Bürgerversammlungen, Streckentreff, Straßenstände oder auf Einladung auch bei den Anrainern der Strecke, das alles wird wahrgenommen und genutzt, das Projekt Almetalbahn voranzutreiben“, erläutert Laudator Detlef Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN.

Sonderpreis


v.l.n.r. Dr. Lukas Iffländer (PRO BAHN, Stellvertrender Bundesvorsitzender), Rainer Engel (PRO BAHN, Stellv. Landesvorsitzender Nordrhein-Westfalen), Detlef Neuß (PRO BAHN, Bundesvorsitzender) [Bild: Sina Vornkahl]

Wenn alle sich die Köpfe einschlagen, bleibt einer ruhig, argumentiert sachlich und erklärt Hintergründe. So ist es beim Bahnprojekt Hannover – Bielefeld. Während sich Bürgerinitiativen gegen das Projekt Fakten selbst zusammenreimen oder auf windige Gutachter setzen, stemmt Rainer Engel eine faktenbasierte Debatte, welche realistischen Freiheitsgrade bestehen, ohne den Deutschlandtakt zu gefährden. Dabei übernimmt er auch die Aufgabe, den Deutschlandtakt zu erklären, die eigentlich dem Bundesverkehrsministerium zukäme. „Rainer Engel denkt dabei nicht nur von Hannover bis Bielefeld, sondern hat auch Effekte, die sich bis Leipzig und Amsterdam ziehen, im Blick“, erkennt Laudator Dr. Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender von PRO BAHN, an. Angesichts dessen hat der Verband entschieden, ausnahmsweise einen Fahrgastpreis jemanden aus den eigenen Reihen zu vergeben.

Landespreis


v.l.n.r._Malte Diehl (PRO BAHN, Landesvorsitzender Niedersachsen), Detlef Haßelmann (Regionalverband Großraum Braunschweig, Teamleitung SPNV/Fahrzeuge), Ralf Sygusch (Regionalverband Großraum Braunschweig, Verbandsdirektor), Fritz Rössig (Regionalverband Großraum Braunschweig, Abteilungsleiter Regionalverkehr), Dr. Lukas Iffländer (PRO BAHN, Stellvertrender Bundesvorsitzender), Detlef Neuß (PRO BAHN, Bundesvorsitzender) [Bild: Sina Vornkahl]

Der Fahrgastverband PRO BAHN zeichnet den Regionalverband Großraum Braunschweig (RGB) aus, weil dieser seit seiner Neuaufstellung vor einigen Jahren konsequent daran arbeitet, das öffentliche Verkehrsangebot in seinem Gebiet zu verbessern. Somit besteht inzwischen ein im Vergleich zu vielen anderen Regionen Niedersachsens deutlich besseres Angebot an Bahnen und Bussen. „Dadurch ist vielerorts eine echte Alternative zur Nutzung des eigenen PKW entstanden“, freut sich Holger Klages vom PRO-BAHN-Regionalverband Braunschweig-Hildesheim.

Ein Blick in alte Bahnfahrpläne zeigt, dass vor gar nicht allzu langer Zeit selbst auf wichtigen Achsen wie Hildesheim – Braunschweig – Wolfsburg im Nahverkehr bestenfalls ein Zwei-Stunden-Takt geboten wurde. Heute plant man hier und anderswo für den ganztägigen Halbstundentakt. Im Busverkehr lassen sich inzwischen die meisten Linien auch in ländlichen Gegenden ganztags im Berufs- und Freizeitverkehr mit leicht merkbaren Fahrplänen und guten Anschlüssen nutzen.

Das SPNV-Konzept 2030+ und weitere Projekte zeigen, dass der Verband diesen positiven Weg auch in Zukunft mit großem Engagement weiter beschreiten wird. In dem Papier wird ein ambitionierter Plan für die Weiterentwicklung des Schienennetzes im Verbandsgebiet entworfen, der auf dichtere Takte, neue zusätzliche Halte und elektrifizierte Strecken setzt. Dafür werden auch gezielt und pragmatisch Ausbauten der Infrastruktur in Angriff genommen, z.B. die Ringelheimer Kurve oder elektrifizierte Ladeinseln.

Derartige Pläne oder langfristige Konzepte sucht man in vielen Regionen Niedersachsens leider vergebens. PRO-BAHN-Landesvorsitzender Malte Diehl erklärt dazu: „Die Auszeichnung für den RGB ist umso gerechtfertigter wenn man bedenkt, dass der Verband hier eine Vorbildfunktion einnimmt und der übrigen Landespolitik ganz praktische Beispiele moderner Verkehrspolitik liefert.“