Fahrgastpreise 2022

Bundespreise

Den Deutschlandtakt in die Länder tragen

2020 wurde der dritte und bisher finale Entwurf des Deutschlandtakts vom damaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer vorgestellt. Erstellt hatte ihn das schweizer Büro SMA. Der Deutschlandtakt stellt dabei die Planung der Bundesverkehrswege vom Kopf auf die Beine. Zuerst wird der Fahrplan entwickelt und auf dessen Basis werden Infrastrukturmaßnahmen abgeleitet, priorisiert und umgesetzt.

Während zahlreiche Bundesländer und Nahverkehrsaufgabenträger nach der Vorstellung zum Normalbetrieb übergingen, ohne sich um die Ergebnisse groß zu scheren oder wie Niedersachsen eine Kampagne starteten, der Deutschlandtakt wäre gegen das Land entwickelt worden (was natürlich nicht der Realität entsprach—das Land hat lediglich seine Beteiligungsmöglichkeiten nicht ausgenutzt), entschied sich Nordrhein-Westfalen für einen anderen und sinnvolleren Weg.

Aufbauend auf den Maßnahmen aus dem Deutschlandtakt entwickelte das Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW den Fahrplan für NRW weiter und erstellte Deutschlandtakt-kompatibel zwei Netzgrafiken 2032 und 2040. So kann die Bundesplanung mit der Landesplanung abgestimmt werden und—wie in der Schweiz—kann so ein iterativer Prozess entstehen, in dem regionale und bundesweite Planungen regelmäßig aufeinander abgestimmt werden können.

Zielnetzgrafik NRW 2032 (hochauflösende Version nach Klick auf das Bild)

Zielnetzgrafik NRW 2040 (hochauflösende Version nach Klick auf das Bild)

Dieses Verfahren wird vom Fahrgastverband PRO BAHN als vorbildlich angesehen. Der Verband fordert daher alle Länder auf, sich diesem Verfahren anzuschließen.

Der Fahrgastpreis 2022 mit dem Titel "Den Deutschlandtakt in die Länder tragen" geht daher an das Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW.

Der Fahrgastpreis wurde in Abwesenheit der Preisträger verliehen, da der Bahnbetrieb in NRW aufgrund schweren Unwetters und einer Stellwerksstörung eine persönliche Überreichung im Rahmen des Bundesverbandstags 2022 nicht ermöglichte. Die persönliche Verleihung wird nachgeholt.

Resiliente Infrastrukturen für die Eifel erhalten

Im Jahr 1895 ging zwischen Mayen Ost und Gerolstein der letzte Abschnitt der Eifelquerbahn in Betrieb. Die Abschnitte von Andernach (an der linken Rheinstrecke) nach Niedermendig (heute Mending) und bis Mayen Ost gingen bereits in den Vorjahren in Betrieb.

Karte der Eifelquerbahn. Aktuell betriebener Abschnitt zwischen Andernach und Kaiseresch und zu reaktivierender Abschnitt zwischen Kaiseresch und Gerolstein

Nach nicht einmal hundert Jahren Betrieb wurde der Personenverkehr zwischen Gerolstein und Mayen West im Jahr 1991 wieder eingestellt. Wie so viele Strecken kam die Einstellung damit kurz vor der Regionalisierung im Jahre 1996 die dem Nahverkehr den dringend benötigten Aufschwung gab. Der Güterverkehr auf diesem Abschnitt folgte wenige Jahre später.

Bereits im Jahr 2000 wurde—kurz nach Wechsel des Betreibers von DB Regio zu trans regio—der Abschnitt Mayen West bis Kaiseresch testweise für drei Jahre reaktiviert. Die Nachfrage war ausreichend um den Probebetrieb in den Dauerbetrieb zu überführen.

Der Restabschnitt bis Gerolstein wurde ab 2001 von touristischen Verkehren befahren. Diese endeten jedoch im Jahr 2012, da die Strecke aufgrund notwendiger Investitionen gesperrt wurde. Der Betrieber, die Vulkan-Eifel-Bahn, schrieb die Strecke im Jahr 2019 zur Abgabe ab. Da sich kein Nachfolger fand, wurde die Strecke im Jahr 2021 stillgelegt.

Dass die Strecke noch gebraucht wird, zeigte das Jahr 2022. Der Bahnhof Gerolstein wurde durch ein Hochwasser überschwemmt und die Eifelstrecke Köln–Gerolstein–Trier so zerstört, dass der Bahnhof auf längere Zeit abgeschnitten war. Nach einer Prüfung war es möglich, die Fahrzeuge, die im Bahnhof Gerolstein gestrandet waren, über die Eifelquerbahn abzufahren, so dass diese gewartet und genutzt werden können.

Für die Nutzung der Strecke für diese Transporte und die Weiterexistenz der Strecke setzt sich der Verein _Eifelquerbahn e.V." ein. Nur auf dessen Druck gelang es, die Strecke für diese Überführungen kurzzeitig zu reaktivieren. Allerdings wurde diese direkt im Anschluss wieder gesperrt.

Jedoch hat es der Verein geschafft, dass derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt wird. Auch konnte die Ablehnung der Anliegergemeinden gegen die Reaktivierungn gedreht werden. Dies erfolgte alles im ehrenamtlichen Einsatz. Derzeit kämpft der Verband um ein Betretungsrecht der Strecke, um diese besser begutachten oder Freischnitte ausführen zu können.

Der Fahrgastpreis 2022 mit dem Titel "Resiliente Infrastrukturen für die Eifel erhalten0" geht daher an den Verein Eifelquerbahn e.V..

Verleihung des Fahrgastpreises v.l.n.r. Dr. Lukas Iffländer (stellv. Bundesvorsitzender PRO BAHN), Peter Simon Bredemeier (Bundesvorstand Finanzen PRO BAHN), Anja Schmotz (stellv. Bundesvorsitzende PRO BAHN), Christian Zacher (Schatzmeister Eifelquerbahn e.V.), Jens Wießner (Vorsitzender Eifelquerbahn e. V.), Noah Wand (Beisitzer Eifelquerbahn e.V.), Detlef Neuß (Bundesvorsitzender PRO BAHN), Dr. Andreas Schröder (stellv. Bundesvorsitzender PRO BAHN)

Der Preis wurde im Rahmen des Festabends des Bundesverbandstags 2022 in Wuppertal verliehen. Im Rahmen der Verleihung gelang es, beim anwesenden Gastredner Dr. Markus Ksoll von der DB AG das Thema Betretungsrecht zu platzieren. Dieser sagte zu, sich darum zu kümmern.

Pressemitteilung Eifelquerbahn zur Auszeichnung

Landespreis

Ehemalige Industriebahnen für den Personenverkehr nachhaltig nutzen

Die Zeche ist zu, auf der Bahnstrecke ist nichts mehr los. Was machen wir jetzt damit?

Lage der Strecke im Schienennetz (Screenshot OpenRailwayMaps)

Vor dieser Frage standen und stehen viele Städte in NRW. Eine davon ist Kamp-Lintfort. Deren Zeche Friedrich Heinrich wurde im Jahr 2012 stillgelegt. Auf dem Gelände der Zeche wurde 2020 die Landesgartenschau abgehalten. Dies nutzte die Stadt, um sich erfolgreich für einen Probebetrieb auf der Zechenbahn zwischen Kamp-Lintfort und Duisburg einzusetzen. Die Infrastruktur wurde dazu durch die stadteigene Niederrheinbahn übernommen.

Derzeit bemüht sich die Stadt um einen dauerhaften Betrieb der Strecke. Dazu ist unter anderem der Austausch eines Stellwerks auf dem DB Netz notwendig. Dieser Austausch konnte durch eine Finanzunterstützung der Stadt um etwa ein Jahrzehnt vorgezogen werden. Sobald die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen wurden, soll ein Taktverkehr auf der Strecke eingerichtet werden, um die Kamp-Lintforter Ein- und Auspendler sowie die Studierenden des Kamp-Lintforter Campus der Hochschule Rhein-Waal bequem und umweltfreundlich an ihr ziel zu bringen.

Der Fahrgastpreis 2022 mit dem Titel "Ehemalige Industriebahnen für den Personenverkehr nachhaltig nutzen" geht daher an die Stadt Kamp-Lintfort und ihren Oberbürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt.

Preisträger Oberbürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt (Bild: Stadt Kamp-Lintfort)

Der Fahrgastpreis wurde in Abwesenheit der Preisträger verliehen, da der Bahnbetrieb in NRW aufgrund schweren Unwetters und einer Stellwerksstörung eine persönliche Überreichung im Rahmen des Bundesverbandstags 2022 nicht ermöglichte. Die persönliche Verleihung wird nachgeholt.