Filzenexpress: Dokumentation

"Jubiläum" 25 Jahre Dammrutsch

Ein Bericht aus der PRO BAHN Post Nr. 300 (März 2012) von Bernd Meerstein:

Die Wasserburger Altstadtbahn von Reitmehring hinunter in die Stadtmitte wurde am Heiligabend 1902 in Betrieb genommen. Sie wurde von den damaligen Wasserburgern wie ein Geschenk sehnsüchtig erwartet, denn die intensiven Bemühungen um einen direkten Bahnanschluss zogen sich über Jahre dahin. Statt einer Station an einer durchgehenden Hauptbahn nach Salzburg gab es zwar nur einen Kopfbahnhof an einer Stichstrecke, aber die Verbindung blieb über viele Jahrzehnte die Lebensader für Wasserburg.

Vor 25 Jahren - am 2. März 1987 - rutschte nach ergiebigen Regenfällen ein Teil des Bahndamms der Strecke von Reitmehring zur Wasserburger Altstadt weg. Seitdem ist Wasserburg nur noch auf der Straße zu erreichen.

Die Stadt Wasserburg war im Jahr 2005 Eigentümer und Betreiber der Altstadtbahn geworden -- eigentlich um sich eine Reaktivierung der Strecke offen zu halten. Nach einem negativen Gutachten mit einer extrem pessimistischen Prognose des Fahrgastpotentials und zu hoch geschätzte Kosten für einen Streckenneubau beschloss der Stadtrat jedoch am 28.7.2011, bei der zuständigen Eisenbahnaufsicht (Regierung von Oberbayern) die Entwidmung der Altstadtbahntrasse zu beantragen. Dann könnten diese Flächen überbaut werden, was das endgültige Ende der Altstadtbahn bedeuten würde.

PRO BAHN hat sich zum Ziel gesetzt, die Bahnstrecke von Wasserburg-Bahnhof (Reitmehring) nach Wasserburg-Stadt (Altstadt Wasserburg) langfristig zu reaktivieren, da durchaus ein langfristiges Verkehrsbedürfnis zu erwarten ist.

Um zunächst eine Entwidmung, und damit das endgültige "Aus" für die Wasserburger Stadtstrecke zu verhindern hat nun PRO BAHN zusammen mit einigen Eisenbahnverkehrsunternehmen Zugtrassen auf der Altstadtbahn bestellt und so ein momentanes Verkehrsbedürfnis geschaffen. Nun hängt alles davon ab, wie die Regierung als Aufsichtsbehörde entscheidet. Es ist durchaus möglich, dass die Trasse doch nicht entwidmet werden kann.

Die Stadt Wasserburg müsste sich dann überlegen, was sie mit der Strecke anstellt: Die fehlende Betriebstüchtigkeit einer nicht stillgelegten Strecke ist gesetzeswidrig. Die Stadt könnte die Strecke stilllegen, also formal den (nicht vorhandenen) Betrieb einstellen. In diesem Falle müsste sie aber die Strecke anderen Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen zur Übernahme anbieten. Es gibt Unternehmen, die auch schon ihr Interesse bekundet haben. So manches Unternehmen hat auch schon nachgerechnet, wie teuer denn ein Befahrbarmachen der Strecke käme. So haben beispielsweise die Reaktivierung der Bahnstrecke Endorf-Obing (LEO) oder der Ilztalbahn einen Bruchteil der ursprünglich veranschlagten Summe gekostet.

Das Schicksal der Wasserburger Altstadtbahn ist also noch nicht besiegelt.

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