Das Drama um den Filzenexpress

Die Vorgeschichte

Von der Stillegung bedroht

Seit 1987 ist die Bahnstrecke zwischen Reitmehring und Wasserburg Stadt durch einen Dammrutsch unterbrochen (siehe auch unsere Sonderseite). Der Bundesbahn kam dieses Naturereignis sehr gelegen, denn die Nebenstrecke von Ebersberg durch die Filze nach Wasserburg sollte stillgelegt werden. Um der Bahn Konkurrenz zu machen, wurde ein paralleler Busverkehr eingerichtet, der im Gegensatz zur Bahn teilweise in den preiswerteren MVV-Tarif integriert war.

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Der "berühmte" Dammrutsch: Unterbrechung der Stadtstrecke seit 1987. Das Schild "Betreten der Baustelle verboten" wird manch einer in Hinblick auf die rege Bautätigkeit als blanken Zynismus der DB verstehen. (Foto vom Frühjahr 1988)

Im offiziellen Kursbuch der DB vom Sommer 1989 wurde dann auch der berüchtigte Vermerk "kann jederzeit stillgelegt werden" in die Kursbuchtablle integriert. Damit wurden Fahrgäste zusätzlich verunsichert...

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Der berüchtigte Hinweis zur geplanten Stilllegung in der Kursbuchtabelle 942 (Ausschnitt, farbliche Hervorhebung durch PRO BAHN). Er fand sich in den Kursbüchern Sommer 1989 und Winter 1989/1990

Langjähriges Engagement pro Bahn

Zunächst gelang es der örtlichen Initiative "Rettet den Filzenexpress" unter ihrem Vorsitzenden Manfred Witt, eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, daß hier "vollendete Tatsachen" geschaffen werden sollten, und ein kostengünstiges alternatives Bahnkonzept vorzulegen. In Absprache mit der Initiative wurde die Strecke in das Münchner City-Bahn-Konzept von PRO BAHN integriert. Nach Jahren zeitigte das Engagement von PRO BAHN zeitigte erste Erfolge: Der Bayerische Landtag votierte einstimmig für ein modernes Pilotprojekt auf dieser Strecke. Mit Ausflugs- und Sonderfahrten wurde auch dank der Unterstützung der Stadt Wasserburg, des Landkreises und des Wirtschaftsförderungsverbandes auf die Situation aufmerksam gemacht. Mehrere Studien zeigten unabhängig voneinander, daß die Strecke genügend Fahrgast-Potential für eine zukunftsfähige Bahnverbindung zwischen Wasserburg und der Landeshauptstadt München aufweist. Mit der Reaktivierung der Altstadtstrecke tatsächlich Wasserburg Ausgangsbahnhof für Pendler und Zielbahnhof für Schüler und Touristen ist. Dabei ergäben allein die Schüler 900 tägliche Ein- und Aussteiger. Nur die Bundesbahndirektion München sah keinerlei Perspektive für die Bahnlinie, was sie durchaus arrogant zum Ausdruck brachte.

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Das Engagement von PRO BAHN für die Rettung des Filzenexpreß seit 1986 fand viele anonyme Unterstützer. Hier ein eindeutiger Aufkleber, mitten in der Münchener S-Bahn aufgeklebt!

Erste Erfolge

Im Auftrag des Landratsamtes Rosenheim erarbeitete PRO BAHN ein kurzfristig umsetzbares Konzept: Mit der Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs 1996 konnten dann im Rahmen des BAYERNTAKTs zum ersten Mal nach Jahrzehnten mit moderneren Triebwagen (VT628) wieder Eilzuganschlüsse in Grafing Bahnhof hergestellt werden, die die Fahrzeit nach München erheblich verkürzten. Nach der Gründung der DB-Mittelstandsoffensive SüdostBayernBahn 2001 wurde das Angebot nochmals verbessert: Für die Pendler gibt es nun drei durchgehende Zugpaare von Wasserburg Bahnhof nach München Ost und zurück. Die hervorragende Akzeptanz zeigt, das so ein attraktives Angebot auf einen leicht merkbaren Takt (prinzipiell stündlich) erweitert werden sollte.

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PRO BAHN Filzenexpreßtag, 17. Oktober 1987. Bericht im Münchner Merkur

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PRO BAHN Filzenexpreßtag, 22. Oktober 1989. Fahrgastmassen im Bahnhof Edling