Modernes Bayernnetz mit Bahn und Bus

Eine Initiative aus den Jahren 2001-2003

Mobilitätschancen für alle und ein attraktives Angebot mit Bahn und Bus auch im ländlichen Raum sind die Ziele der Initiative für ein modernes Bayernnetz im öffentlichen Verkehr.

Mit der Einführung des Bayerntaktes der Bahn im Nah- und Regionalverkehr und zahlreichen Verbesserungen mit Citybussen, Anrufsammeltaxis und attraktiven Zeitkarten in vielen Städten und Landkreisen Bayerns, sind erste Schritte für eine Renaissance des öffentlichen Verkehrs gemacht.

Wenn wir umweltverträgliche Mobilität für alle auch in Zukunft sichern wollen, braucht Bayern jedoch einen neuen Innovationsschub für attraktive Reisezeiten, Topqualität und besseren Service öffentlichen Verkehr. Ein attraktiver Umweltverbund von Bahn und Bus, Radfahren und zu Fuß gehen löst am leichtesten Verkehrs- und Stauprobleme.

Die Initiative für ein modernes Bayernnetz mit Bahn und Bus will der Vision eines zukunftsfähigen Verkehrs in Bayern einen konkreten Fahrplan geben. Das "9-Punkte Programm" soll Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs, Verkehrsunternehmen und der Politik die wichtigsten Ziele und Maßnahmen für ein Bayernnetz im 21. Jahrhundert aufzeigen. Der Verkehrsclub Deutschland, Landesverband Bayern, der Fahrgastverband PRO BAHN und der Bund Naturschutz in Bayern sind die Initiatoren und Erstunterzeichner dieser Initiative.

Das 9 Punkte Programm

  1. Ein attraktives Angebot im Bayern-Netz von 5 bis 24 Uhr

    Bayern braucht ein attraktives Angebot im öffentlichen Verkehr täglich von 5 bis 24 Uhr, in den Nächten Freitag/Samstag und Samstag/Sonntag noch länger. Gegebenenfalls ist eine Ergänzung des Bus- und Bahnnetzes durch bedarfsgesteuerte Systeme (Anruf-Sammel-Taxi) sinnvoll. Im Fernverkehr sind zusätzlich wieder verstärkt Nachtzüge einzurichten.

    Dabei sollen Züge mindestens im Stundentakt verkehren, wobei der Takt in der Umgebung größerer Städte (ab ca. 50.000 Einwohner) auf einen Halb-Stunden-Takt verdichtet werden soll. Busse sollen im allgemeinen ebenfalls mindestens im Stundentakt verkehren, wobei in dünn besiedelten Regionen zu bestimmten Zeiten ein Zwei-Stunden-Takt akzeptabel sein kann.

  2. Ein dichtes Bayern-Netz für ganz Bayern

    Unser Ziel ist, dass für 90 Prozent der Bevölkerung Bayerns eine regelmäßig bediente Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs in der Nähe der Wohnung liegen soll. Haltestellen sollen maximal 500 Meter von der Wohnung und maximal 300 Meter von wichtigen Arbeits-, Einkaufs-, Kultur- und Dienstleistungs-Standorten entfernt sein.

    Dazu muss das Schienen- und Busnetz enger geknüpft und verbessert werden. Neue Bus- und Bahnlinien sowie Wiederinbetriebnahmen von Bahnstrecken sind notwendig. Die Zugangsmöglichkeiten zum Netz sind durch siedlungsgerechten Neubau bzw. Wiedereröffnung von Haltestellen und Bahnhöfen zu verbessern.

    Attraktive Verbindungen sollen nicht an den Grenzen Bayerns abrupt enden. Lückenschlüsse zu den Nachbarländern (vor allem zu Thüringen, Sachsen und Tschechien) sind dringend erforderlich (vor allem regionale Schienenverbindungen).

    Der Freistaat Bayern wird aufgefordert, die Zahlungen, die er vom Bund für die Übernahme der Verantwortung für den Schienenpersonennahverkehr erhält, in vollem Umfang für den öffentlichen Nahverkehr auf der Schiene (einschließlich der Reaktivierung von Bahnstrecken) einzusetzen.

  3. Leistungsfähige Schienenwege als Rückgrat des Bayern-Netzes

    Die Schienenstrecken sind das Rückgrat des Bayern-Netzes. Deswegen müssen die bisher vernachlässigten Zweigstrecken endlich auf einen zeitgemäßen Stand und eine attraktive Reisegeschwindigkeit gebracht werden. Dazu ist ein Beschleunigungsprogramm für Zweigstrecken, das unter anderem die technische Sicherung von Bahnübergängen beinhaltet, notwendig. Der Busverkehr soll die Schiene zu einem flächendeckenden Netz ergänzen.

  4. Moderne Fahrzeuge für das Bayern-Netz

    Modernes Zugmaterial mit hohem Komfort, geringem Energieverbrauch, hoher Wirtschaftlichkeit und hohem Beschleunigungsvermögen sind eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bahn. Neigetechnikzüge machen den regionalen Schienenverkehr schneller und attraktiver.

  5. Barrierearmer Zugang zum Bayern-Netz für alle

    Der Zugang zum Bayern-Netz soll für alle so barrierearm wie möglich sein. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Bedürfnisse von Behinderten, Alten, Kindern und Menschen mit Kinderwagen gelegt werden. Dabei wird gleichzeitig die Transportmöglichkeit von Fahrrädern geschaffen bzw. verbessert.

  6. Attraktives Tarifsystem für das Bayern-Netz

    Wir fordern ein attraktives Tarifsystem für das Bayernnetz, das vor allem familienfreundlich sein muss. Auch für kurze Entfernungen sollen günstige Angebote vorhanden sein. Alle Bahnen und Busse sollen mit den gleichen Tickets benutzbar sein.

  7. Qualitätssprung im Bayern-Netz für Bayerns Mittel- und Großstädte und deren Umland

    Ein Qualitätssprung im Schienenpersonennahverkehr ist besonders in Bayerns Mittel- und Großstädten erforderlich, um in diesen Regionen eine angemessene Bedienungsqualität und eine Entlastung von Lärm, Abgasen und Stau zu erreichen. So muss in den Ballungsräumen Augsburg, Ingolstadt, Regensburg und Würzburg ein verdichtetes Zugangebot (Regio-S-Bahn) mit Taktzeiten von 15 bis 30 Minuten realisiert werden. In Städten wie Aschaffenburg, Coburg, Erlangen, Hof, Kempten, Landshut, Passau, Regensburg und Rosenheim sind moderne Straßenbahnsysteme für Stadt und Umland nach dem Vorbild Karlsruhes zu planen und kurz- bis mittelfristig zu realisieren.

  8. Moderne attraktive Haltestellen für Bahn und Bus im Bayern-Netz

    Bahnhöfe und Haltestellen sind die Visitenkarte des öffentlichen Verkehrs. Sie sind daher umfassend und zügig zu modernisieren und auf einen attraktiven Standard zu bringen. Dazu gehören kurze Wege beim Umsteigen mit Witterungsschutz und eine freundliche Gestaltung mit folgender Mindestausstattung: Überdachte Sitzgelegenheiten, lesbare und beleuchtete Fahrpläne, Umgebungspläne, Uhr. Erforderlich ist ein Zehn-Jahres-Programm, bei dem die Verkehrsunternehmen und der Freistaat gemeinsam Bahnhöfe und Haltepunkte modernisieren.

  9. Mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit des Bayern-Netzes durch Ausschreibungen

    Die Möglichkeiten, die Qualität und den Angebotsumfang des Schienenpersonennahverkehrs durch Ausschreibungen zu verbessern, sollten konsequent genutzt werden. Dabei ist die Festlegung von Qualitätsstandards unabdingbar. Sauberkeit, Sicherheit, Pünktlichkeit, und Anschlusssicherung (auch bei unterschiedlichen Betreibern) sind selbstverständliche Qualitätsstandards, über deren Einhaltung der Freistaat Bayern als Verantwortlicher für den Schienenpersonennahverkehr zu wachen hat.

Siehe auch gemeinsame Presseerklärung vom 22. Juni 2001

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