PRO BAHN zu den nahenden Fahrplanänderungen im Schienenverkehr in Südhessen. IC wird teilweise durch ICE ersetzt. Taktverdichtungen und neuer Betreiber auf RB 75.

 

Am 9.12. steht wieder der europaweite Fahrplanwechsel mit diversen Auswirkungen auf den Schienenverkehr in Südhessen vor der Tür. Dieses Jahr besonders betroffen sind die Main-Neckar-Bahn Frankfurt – Darmstadt – Mannheim/Heidelberg und die Rhein-Main-Bahn Wiesbaden – Darmstadt – Aschaffenburg:

IC Linie 26 wird zu ICE

Die mit Abstand größte Verschlechterung für Inhaber von Verbundzeitkarten mit Intercity-Zuschlag ist die Umstellung der Intercity-Linie 26 Stralsund – Hamburg – Frankfurt – Darmstadt – Heidelberg – Karlsruhe auf ICE-T-Triebzüge. Davon sind etwa die Hälfte aller Intercitys zwischen Frankfurt und Heidelberg betroffen. Für Intercity-Züge können Inhaber von Verbundzeitkarten einen günstigen Aufpreis zahlen. Damit besteht ein attraktives Angebot, das den Fern- und Nahverkehr inklusive Stadtverkehren und Regionalbussen auf einem Ticket abbildet. „Mit der Umstellung wird es den Kunden künftig schwerer gemacht kostengünstig intermodal im Nah- und Fernverkehr unterwegs zu sein. Das können wir als Fahrgastverband einfach nicht nachvollziehen“, so Peter Castellanos, Vorsitzender von PRO BAHN Starkenburg. „Vielmehr ist es eine perfekte Maßnahme um das Ticketwirrwarr im ohnehin schon unübersichtlichen Tarifgefüge zwischen Nah- und Fernverkehr bzw. RMV und VRN noch komplizierter und unbezahlbarer zu machen“.

PRO BAHN rechnet vor: Für eine RMV-Monatskarte auf der Strecke Bensheim – Frankfurt zahlt man gegenwärtig 229,30€. Der Intercity-Aufpreis auf dieser Strecke beträgt 28,00 €. Damit hat eine Monatskarte für ÖPNV und stündliche ICs 257,30€/Monat gekostet. Will man nun für die gleiche Strecke, unter gleicher Reisezeit und nur geringfügig verändertem Komfort ein vergleichbares Angebot mit dem ICE zahlt man statt des günstigen IC-Zuschlags nun für die gleiche Leistung zusätzlich 212,00 € für eine reine ICE-Monatskarte – also insgesamt 441,30€ oder +72% ggü. dem IC-Zuschlag.

„Wir finden es schon beschämend, dass eine solch bedeutende Organisation, wie der RMV nicht in der Lage ist für langjährige Kunden eine attraktivere Anschlussregelung mit der Deutschen Bahn zu vereinbaren.“, so PRO BAHN. Der RMV liebäugelt mit 365€-Tickets für einzelne Gruppen. Anstelle dieser pressewirksamen Verlautbarungen wünschen wir uns vom RMV konkrete Aktivitäten, um preiswerte Angebote für alle Nutzer des ÖPNV bereitzustellen. Dazu können natürlich auch 365€-Tickets nach Wiener Vorbild gehören – aber nicht nur, wie die im Vergleich zum heutigen RMV-Tarif deutlich günstigeren Regelangebote des benachbarten Verkehrsverbundes Rhein-Neckar zeigen.

Zwar wird es in den ICE-Zügen mit WLAN und Steckdosen gewisse Qualitätsverbesserungen geben, diese sind allerdings in Regionalzügen der Main-Neckar-Bahn schon seit Dezember 2017 Standard. „Hier werden Eigenschaften, die mittlerweile als Grundqualitäten gelten, für teuer Geld verkauft. Eine Preissteigerung von über 70% dafür ist nach unserer Einschätzung unverhältnismäßig, so PRO BAHN unter Bezug auf eine DB-Mitteilung derzufolge die ICE-Tarifierung unter Verweis auf zusätzliche Qualitäten begründet wird. „Die Anzahl der Sitzplätze wird nicht erhöht, vielmehr ist damit zu rechnen, dass etliche IC-Kunden in die in Stoßzeiten ohnehin schon überfüllten Regionalzüge abwandern.“

Neuer Betreiber und neues Angebot auf RB 75

Wo bisher DB Regio mit 2-3 Doppelstockwagen gefahren ist, kommt ab dem 9.12. die hessische Landesbahn erstmals nach Darmstadt. Eingesetzt werden sollen drei- bis vierteilige einstöckige Triebzüge vom Typ „Coradia Continental“ mit WLAN. „Es bleibt zu hoffen, dass der Betriebsstart reibungslos ablaufen wird und alle geplanten Kapazitäten auf dieser wichtigen Strecke auch bereitgestellt werden. Solch chaotische Zustände, wie in den ersten Monaten auf der Main-Neckar-Bahn vor einem Jahr müssen vermieden werden“, wünscht sich PRO BAHN eine reibungslose Betriebsaufnahme. Ebenso wichtig ist eine bessere Abstimmung zwischen den verschiedenen Betreibergesellschaften, zumal mit der Hessischen Landesbahn ein neuer Player hinzukommt.  So war z.B. der Umstieg in Babenhausen zwischen Zügen der DB Regio auf VIAS-Züge immer mit großer Unsicherheit behaftet.

Mit einem durchgehenden Halbstundentakt montags bis samstags bis ca. 20 Uhr zwischen Wiesbaden und Darmstadt und einem stündlichen Halt in Gustavsburg werden auf der RB75 alte Forderungen von PRO BAHN realisiert, was nur begrüßt werden kann. „Allein der Stundentakt vormittags und an Samstagen ganztags auf dem Ostabschnitt Darmstadt – Dieburg – Aschaffenburg bleibt ein kleiner Wermutstropfen. Doch auch dort kommt es zu Ausweitungen in den Mittags- und Abendstunden, was nur positiv gewertet werden kann“. Hier kommen beispielsweise mit täglichen Abfahrten um 22.32 Uhr und in Nächten vor Samstagen, Sonn- und Feiertagen um 23.32 Uhr sowie montags bis freitags um punkt 13 und 14 Uhr ab Darmstadt Hbf nach Aschaffenburg neue Fahrten hinzu. Ab Aschaffenburg starten die neuen Fahrten um 13.16 Uhr (Mo-Fr), 14.16Uhr (Mo-Fr), 22.47Uhr (täglich) und 23.47Uhr (Nächte vor Sa, Sonn- und Feiertagen).

PRO BAHN fordert einen durchgehenden Halbstundentakt zwischen den Hochschulstandorten Darmstadt und Dieburg in Südhessen sowie Aschaffenburg am Untermain. Dass sich die Region auf lange Sicht diesem Zielzustand immer weiter zu nähern scheint beobachtet PRO BAHN mit Freude und sieht insofern einer positiven Zukunft im Interesse der Fahrgäste entgegen.