Der PRO BAHN Regionalverband Starkenburg begrüßt den Vorstoß von „Mensch vor Verkehr“, einen neuen Bahnhalt für schnellen Regionalverkehr an der geplanten Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim einzurichten. Ohne eine Südanbindung an Darmstadt hält sich der Nutzen dafür jedoch in Grenzen. Die Umsetzung eines unterirdischen Bahnhofs sollte sorgfältig geprüft werden. Mittelfristige Entwicklungspotenziale des ÖPNV sollten nicht aus den Augen verloren werden.

Der PRO BAHN Regionalverband Starkenburg begrüßt den Vorstoß von „Mensch vor Verkehr“ (MvV) zugunsten eines Bahnhalts an der geplanten Neubaustrecke. Für die Riedkommunen Lorsch und Einhausen würde daraus ein bedeutender Standortvorteil und für Pendler nach Mannheim ein gewichtiges Argument für einen Umstieg auf die Bahn erwachsen.

Blickt man in Richtung Norden, ist die Sachlage jedoch nicht so einfach. „Damit möglichst viele Pendler von einem neuen Bahnhalt profitieren, muss eine südliche Einfädelung der Trasse in den Darmstädter Hauptbahnhof zwingend vorgesehen werden„, so Peter Castellanos, Vorsitzender des PRO BAHN Regionalverbands Starkenburg e.V. „Wenn die Trasse von Süden kommend an Darmstadt vorbeiführt, sehen wir nur einen begrenzten Nutzen, der die hohen Investitionen nicht rechtfertigen würde. Daher wünschen wir uns, dass sich Befürworter eines neuen Bahnhofs im gleichen Atemzug auch für einen südlichen Anschluss der Trasse an Darmstadt aussprechen. In dem geplanten Gespräch mit dem hessischen Verkehrsminister Tarek al Wazir sollten alle Fakten auf den Tisch„. PRO BAHN verweist hierbei auf die Pendlerstatistik der Bundesagentur für Arbeit, in der knapp 600 Berufspendlerbeziehungen zwischen den beiden Riedkommunen und Darmstadt ausgewiesen sind. Nach Frankfurt sind es nur knapp 350. Rechnet man die beiden Großstädte in der Metropolregion Rhein-Main zusammen, kommen rund 950 Berufspendlerbeziehungen zu Stande, also etwa genauso viele wie Richtung Mannheim.

Den Bahnhof – bedingt durch die Forderung der vollständigen Untertunnelung – unterirdisch auszuführen, könnte möglicherweise Schwierigkeiten in der Umsetzung bereiten. Schließlich müssten neben anspruchsvollen Ingenieurbauwerken auch Betriebs- und Umweltbelange berücksichtigt werden. PRO BAHN Starkenburg kann die Forderung der Region nach einer „um jeden Preis unhörbaren Neubaustrecke“ durchaus nachvollziehen, weist aber darauf hin, dass auch bei einer oberirdischen Trassenvariante die modernsten Lärmschutzstandards zur Anwendung kommen würden. „Das ist gesetzlich vorgeschrieben und nicht mit dem belastenden Lärm an halbherzig lärmsanierten Bestandsstrecken zu vergleichen„, so Bernd Rohrmann, Referent von PRO BAHN im Beteiligungsforum der DB. Gleichwohl enthält sich PRO BAHN in dieser Frage und setzt sich allein für eine zügige Umsetzung des Projektes ein.

Neue Ideen für die Neubaustrecke sollten nicht von zeitnah machbaren Verbesserungen im ÖPNV ablenken: So ist Einhausen aus Sicht von PRO BAHN nur schlecht an Lorsch und Viernheim angebunden; in Lorsch bedient das aktuelle Buskonzept nicht einmal die Belange von „Zwangskunden“ des ÖPNV hinreichend: Das schließt PRO BAHN aus dem Fehlen eines Stadtbuskonzeptes, der kundenfernen Ringführung der Buslinie 641, der mangelhaften Erschließung der Altstadt und der schlechten Taktung in die Kreisstadt Heppenheim. Für ein attraktives Angebot auf letzterer Strecke ist mindestens ein 30′-Takt erforderlich. Doppelte bis dreifache Reisezeiten im Vergleich zu einer Pkw-Fahrt Richtung Hüttenfeld und Viernheim sprechen ihre eigene Sprache. Eine direkte Busverbindung nach Viernheim käme auch Pendlern nach Mannheim zu Gute.

PRO BAHN Starkenburg hofft, dass neben der langfristigen Idee eines Bahnhalts an der Neubaustrecke auch die mittelfristigen Entwicklungspotenziale des ÖPNV in den Riedgemeinden in den Fokus rücken. Hierbei spielen die Inhalte des Nahverkehrsplans des Kreises Bergstraße eine tragende Rolle, an dessen Erstellung PRO BAHN sich u.a. über den Fahrgastbeirat beteiligt. 


Der Fahrgastverband PRO BAHN vertritt bundesweit in ehrenamtlicher Arbeit und als gemeinnützig anerkannte Organisation die Interessen von Nutzern des öffentlichen Verkehrs. Er bewertet aktuelle Entwicklungen rund um den öffentlichen Verkehr aus Kundensicht, nimmt zu Planwerken Stellung, wirkt aktiv in Fahrgastbeiräten mit und tritt mit Entscheidungsträgern, Verkehrsunternehmen und Verwaltungen in Kontakt, um für Kundenbelange zu sensibilisieren. Der Regionalverband Starkenburg ist in den Kreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, dem Odenwaldkreis, sowie der Stadt Darmstadt aktiv.