Bayerischer Fahrgast-Preis

PRO BAHN Bayern ehrt Engagement für Fahrgäste

Preisträger 2019: IHK zu Coburg, die Stadt Eisfeld und Andreas Schulz

Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung am 2. November in Coburg verliehen. In seiner Laudatio sagte der bayerischen Landesvorsitzende Winfried Karg:

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe PRO BAHN-Mitglieder,
liebe Gäste,

ich freue mich, dass Sie alle zur Verleihung des bayerischen Fahrgastpreises hierher nach Coburg gekommen sind. Nachdem die vorangegangenen Fahrgastpreise in Obing und Viechtach verliehen wurden, haben wir diesmal eine Stadt mit ICE-Anschluss gewählt - dadurch wird die Anreise aus dem Allgäu oder dem Oberland nicht näher, aber man kommt von dort aus zumindest schneller hierher.

Wir zeichnen mit dem bayerischen Fahrgastpreis in jedem Jahr ein außergewöhnliches Engagement aus und wollen damit den Preisträgern danken, sie aber auch ermutigen. Denn es ist ein zäher Prozess, Fortschritte für den Fahrgast zu erreichen, und welchen Anteil die einzelne beteiligte Institution oder Person geleistet hat lässt sich im Nachhinein oft schwer sagen, und der Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Auch bei den von unseren heutigen Preisträgern erzielten Erfolgen kann man nicht immer sagen, ob sie die nächsten Jahre und Jahrzehnte überdauern, auch wenn man sich das natürlich wünscht.

In diesem Jahr verleihen wir den bayerischen Fahrgastpreis an die IHK zu Coburg und die Stadt Eisfeld und zudem einen Sonderpreis an Herrn Andreas Schulz.

Warum haben wir uns im Landesausschuss von PRO BAHN für diese Preisträger entschieden?

Sehr geehrter Herr IHK-Präsident Herdan, sehr geehrter Herr Bürgermeister Gregor,

Sie beide verbindet der Kampf für die Bahn. Um genauer zu sein: Für den Wiederaufbau der Werrabahn. Diese alte Hauptstrecke verband Eisenach und Lichtenfels und viele Orte dazwischen. In ihrer Blütezeit sah sie Schnellzüge von Eisenach über Coburg nach Eger, Güterzüge fuhren über diese Gleise bis an Nord- und Ostsee. Hier, in der Region Coburg, wurde sie im Lauf der Deutsch-deutschen Teilung unterbrochen und dann an einigen Stellen illegal überbaut. Die örtlichen Behörden und die damalige Deutsche Bundesbahn hielten einen Wiederaufbau für unnötig; mit der Duldung oder gar Zustimmung zur Bebauung der Trasse wollten sie ihn anscheinend auch unmöglich machen. Dagegen sind Sie beide an der Spitze Ihrer Institutionen vorgegangen, wofür wir Ihnen sehr dankbar sind.

Die IHK zu Coburg und die Stadt Eisfeld sind sehr wichtige Mitstreiter für uns vom Fahrgastverband PRO BAHN hier in der Region. Und was uns noch mehr verbindet und die IHK in diesem Fall besonders auszeichnet: Als die Neubaustrecke Erfurt - Ebensfeld ohne Unterwegsbahnhöfe entstehen sollte haben Sie, lieber Herr Herdan, mit großer Hartnäckigkeit erreicht, dass dieser Murks wenigstens durch die Verbindungskurven von und nach Coburg einen Nutzen für die Region hat. So können jetzt die schnellen Regionalexpresszüge fahren, und Coburg wurde zum ICE-Bahnhof. Dass dies keine schlechte Lösung ist zeigt der gute Zuspruch, ab Dezember werden hier vier ICE-Zugpaare halten - und DB Fernverkehr steht ja gewiss nicht im Verdacht, mit solchen Halten zu großzügig umzugehen.

Für all dieses Engagement überreiche ich Ihnen, stellvertretend für alle, die hier in der Region in diesem Sinne handeln, den bayerischen Fahrgastpreis 2019.

Sie, lieber Herr Schulz, werden von uns ausgezeichnet, weil Sie sich in ihrem Berufsleben sehr für die Belange von uns Fahrgästen eingesetzt haben. Sie haben erst bei der damaligen Deutschen Bundesbahn den Allgäu-Schwaben-Takt entwickelt und dann, seit ihrem Wechsel zur Bayerischen Eisenbahngesellschaft BEG, dort den Bayern-Takt. Der heutige Nah- und Regionalverkehr in Bayern trägt Ihre Handschrift. Daneben haben Sie gemeinsam mit einigen anderen Vordenkern in der Initiative Deutschland-Takt ein Konzept entwickelt und vorangebracht, das heute von der Bundesregierung als Ziel und Maßstab der künftigen Entwicklungen und Planungen angesehen wird. Bei all diesen Konzepten ging es Ihnen letztlich um eines: den verlässlichen und merkbaren Taktfahrplan, das Ziel der gesicherten und funktionierenden Anschlüsse an Umsteigebahnhöfen - Sie haben da ein für uns Fahrgäste wirklich zukunftsweisendes und richtiges Konzepts entwickelt.

Ich will nicht verhehlen, dass wir von PRO BAHN in Ihnen immer einen gesprächsbereiten Ansprechpartner hatten, der unsere Anliegen sehr ernst genommen und auf Augenhöhe mit uns gesprochen hat, der aber - das gehört dazu - längst nicht immer alles gemacht hat, was wir wollten. Es gab und gibt immer wieder sachlich begründete Meinungsverschiedenheiten zwischen der BEG und uns als Fahrgastverband, und das ist auch in Ordnung, denn wir vertreten ja unterschiedliche Interessen. Wir dürfen als Fahrgastverband das fordern, was wir für richtig halten; die BEG hingegen muss das umsetzen, was die Staatsregierung und das ihr vorgesetzte Ministerium ihr vorgeben - ein gewaltiger Unterschied. Lieber Herr Schulz, Sie gelten als der "Vater des Bayerntakts", seit einem Jahr sind Sie im Ruhestand. Heute verleihen wir Ihnen diesen Sonderpreis für Ihr berufliches Lebenswerk. Vielen Dank für Ihr langjähriges großes Engagement für eine richtige und wichtige Sache: den integralen Taktfahrplan.

Der Fahrgastverband PRO BAHN hat den Bayerischen Fahrgastpreis verliehen. Auf unserem Bild von links Fahrplan-Planer Andreas Schulz, PRO BAHN-Vorsitzender Winfried Karg, IHK Präsident Friedrich Herdan und der Eisfelder Bürgermeister Sven Gregor (Foto: E. Lauterbach).

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