Bayerischer Fahrgast-Preis

PRO BAHN Bayern ehrt Engagement für Fahrgäste

Preisträger 2017: Staatsminister Helmut Brunner, Staatsminister Joachim Herrmann, Go-Vit e.V., Wanderbahn im Regental e.V.

Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung am 30. September in Viechtach verliehen. In seiner Laudatio sagte der bayerischen Landesvorsitzende Winfried Karg:

Sehr geehrte Preisträger des bayerischen Fahrgastpreises,
- Herr Staatsminister Brunner, Herr Baier vom Verein Wanderbahn im Regental e.V. und Herr Dr. Schlüter vom Verein Go-vit mit Ihren Unterstützern -
liebe Mitglieder des Fahrgastverbandes PRO BAHN,
liebe Gäste,

heute möchte ich mit einem Zitat beginnen. Es lautet:

"Wenn alte Bahnlinien wieder in Betrieb genommen werden, kann damit einerseits der Tourismus gestärkt, andererseits vor allem der Individualverkehr reduziert werden. Hier steckt enormes Potential drin, um die vollen Straßen zu entlasten."

Dieses Zitat könnte vom Fahrgastverband PRO BAHN stammen. Doch zu lesen war es im Bayernkurier, dem Parteiorgan der CSU, deren Herausgeber Herr Ministerpräsident Seehofer ist (veröffentlicht auf www.bayernkurier.de am 4.5.2017).

Die Forderung, das Verkehrssystem Schiene zu stärken, erheben wir vom Fahrgastverband PRO BAHN seit unserer Gründung vor über 30 Jahren. Wir haben also mit unseren Zielen anscheinend schon damals nicht ganz falsch gelegen. Da wir nach wie vor Forderungen aufstellen und Meinungen vertreten, die in der großen Politik nicht so sehr viel Gehör finden, möchte ich doch aus dieser Erfahrung heraus die These ableiten, dass wir für unsere heutigen Forderungen vielleicht in einigen Jahren mit stärkerer politischer Unterstützung rechnen dürfen - das würde mich sehr freuen.

Wir verleihen heute zum zweiten Mal den Bayerischen Fahrgastpreis. Wir verstehen ihn als Zeichen der Wertschätzung, wollen damit den Einsatz für die Belange von uns Fahrgästen loben, die Preisträger aber gleichzeitig auch anspornen, dass in ihren Bemühungen nicht nachlassen. Denn es ist noch ein sehr weiter Weg dahin, dass man vor einer Fahrt die Wahl hat ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren soll oder ob man das Auto nimmt.

Sehen wir uns nur hier die Verbindungen an: das Regental entlang nach Gotteszell fährt immerhin alle Stunde ein Zug, und das an sieben Tagen die Woche. Wenn wir uns nur die andere Richtung entlang des Schwarzen Regens ansehen, in die Nachbar-Kreisstadt Cham, sehen wir, dass es fünf Verbindungen an Schultagen gibt, am Sonntag bleibt davon gerade mal eine übrig. Das Internet weist übrigens noch viel mehr Verbindungen aus, die gehen alle mit dem Zug über Regensburg und dauern zum Teil über 4 Stunden für die eigentlich nur gut 30 Kilometer in die Nachbar-Kreisstadt Cham. In der Zeit schafft man das dann schon zu Fuß. Mit einem solchen Angebot hat man als Bürger einfach keine Wahlfreiheit, der Öffentliche Verkehr ist nicht vorhanden. Dass Sie mich nicht missverstehen: ich will damit nicht den Landkreis Regen besonders negativ hervorheben, das ist in sehr vielen Gegenden in ganz Deutschland so.

Foto: von links der bayerische PRO BAHN-Chef Winfried Karg, Wanderbahn-Vorsitzender Arnulf Baier, Staatsminister Helmut Brunner und Dr. Wolfgang Schlüter von Go-Vit (Foto: Lauterbach). Staatsminister Joachim Herrmann konnte leider nicht dabei sein und erhält seinen Preis separat.

Als Fahrgastverband wollen wir jetzt und hier aber nicht bei den Kritikpunkten verharren und die Schwierigkeiten näher ausführen. Wir haben heute Gäste, die wir sich sehr darum bemüht haben, daran etwas zu ändern - wenn auch im Kleinen, aber mit Erfolg. Wir sollen sie ausdrücklich loben, denn sie haben gezeigt, dass es auch anders geht.

Dass vor einem Jahr der Probebetrieb zwischen Viechtach und Gotteszell gestartet ist war keine Selbstverständlichkeit. Sie, sehr geehrter Herr Staatsminister Brunner, sind ganz in der Nähe des Bahnhofs Gotteszell zu Hause und haben sich als direkt gewählter Stimmkreisabgeordneter sehr dafür eingesetzt, dass nach der Reaktivierung von Eisenbahnstrecken in anderen Regierungsbezirken jetzt mal Niederbayern dran war. Mit Ihnen hat der zuständige Bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann sein politisches Gewicht in die Waagschale geworfen, um den Probebetrieb gegen verschiedene Widerstände - wie man hört auch in seinem eigenen Ministerium - durchzusetzen. Leider kann Herr Staatsminister Herrmann heute aus terminlichen Gründen nicht hier sein. Doch das schmälert nichts an seinem und Ihrem Engagement für den Eisenbahnbetrieb und für uns Fahrgäste, daher verleihen wir Ihnen beiden ganz persönlich den Bayerischen Fahrgastpreis 2017.

Als die Regentalbahn AG den planmäßigen Personenverkehr im Jahr 1991 einstellte, gründete sich der Verein Wanderbahn im Regental e.V., um diese landschaftlich wirklich beeindruckende Bahnstrecke zu erhalten. Sie, lieber Herr Baier, und Ihre Mitstreiter haben sich seither an unzähligen Wochenenden ehrenamtlich abgemüht, die Fahrzeuge restauriert und die Strecke am Leben erhalten. Und noch viel wichtiger: Sie haben die Eisenbahn im Bewusstsein der Bevölkerung erhalten. Dabei hat sie ab dem Jahr 2013 der Verein Go-Vit tatkräftig unterstützt, der die "Förderung nachhaltiger Mobilität zwischen Gotteszell und Viechtach" in seinem Vereinsnamen trägt und dessen Vorsitzender Herr Dr. Schlüter ist. Ihre beiden Vereine haben die gleiche Erfahrung gemacht wie wir vom Fahrgastverband PRO BAHN, wie ich es Eingangs geschildert hatte: Ihr Engagement und Ihre Beharrlichkeit hat zum Zwischenziel des Probebetriebs geführt. Sie haben sich den Bayerischen Fahrgastpreis 2017 wirklich verdient.

Ich danke Ihnen und alle Ihren Helfern und Unterstützern für Ihr Engagement. Kämpfen Sie weiter - der Probebetrieb kann nicht alles sein! Wir alle hoffen und wünschen sehr, dass es auch 2018 weitergeht!

Zu der Überreichung des Fahrgastpreises an Staatsminister Herrmann am 21. November 2017 gibt es eine Pressemitteilung.

PRO BAHN-Vorsitzender Winfried Karg (links) übereichte den Bayerischen Fahrgastpreis an Verkehrsminister Joachim Herrmann für dessen Entscheidung zum Probebetrieb zwischen Viechtach und Gotteszell. Foto: stmi/Tobias Klahr

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