Bayerischer Fahrgast-Preis

PRO BAHN Bayern ehrt Engagement für Fahrgäste

Preisträger 2016: Stadt Augsburg

Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung am 29. Oktober in Augsburg verliehen. In seiner kurzen Einführung sagte der bayerischen Landesvorsitzende Dr. Matthias Wiegner:

  • Der öffentlichen Verkehr ist eine großartige Sache. Ohne Bahnen und Busse wären viele Menschen nicht mobil, unsere Städte unbewohnbar und aufgrund der schlechten Luftqualität gäbe es zigtausende zusätzliche Krankheits- und sogar Sterbefälle. Der ÖV könnte allerdings noch besser sein, wie jeder Fahrgast aus eigener Erfahrung weiß; wenn beispielsweise Verspätungen zu Anschlussverlusten führen. Die Ursachen sind vielfältig, manchmal ist es auch nur eine Verkettung unglücklicher Umstände. Meistens sind jedoch letztendlich strukturelle Defizite verantwortlich, das heißt, die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur ist unzureichend. Das betrifft eingleisige Bahnlinien, fehlende Elektrifizierungen oder stadtplanerische Versäumnisse, wenn Trambahnen im Stau stehen oder innerstädtische Umsteigebeziehungen mangelhaft sind.

    Umso mehr freuen wir uns, wenn es jemanden gibt, der sich diesen strukturellen Problemen annimmt und etwas wirklich Nachhaltiges im Sinne der Fahrgäste schafft. Dazu brauchen wir Personen und Institutionen, die sich politisch eindeutig zum Öffentlichen Verkehr bekennen, die Weitsicht und einen langen Atem haben und sich auch nicht von Vorurteilen und Einzelinteressen abschrecken lassen.

    Mit der Verleihung unseres Fahrgastpreises wollen wir uns für solches Handeln bedanken und die Protagonisten motivieren, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren.

Augsburgs zweite Bürgermeisterin Eva Weber nahm die Urkunde entgegen, links PRO BAHN Landesvorsitzender Matthias Wiegner (Foto: Karg)

Die Laudatio hielt Vorstandsmitglied Winfried Karg:

  • Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, sehr geehrte Gäste,

    der Landesvorstand von PRO BAHN hat entschieden, dass er künftig jährlich bei den Landesversammlungen den bayerischen Fahrgastpreis vergeben wird. Damit soll beispielhaftes Engagement für die Belange der Fahrgäste und den Öffentlichen Verkehr gewürdigt und anerkannt werden. Zugleich sehen wir den Fahrgastpreis natürlich auch als Ermunterung für die Preisträger, in ihren Bemühungen zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs in Bayern nicht nachzulassen.

    Meine Damen und Herren, liebe Mitglieder, ich darf den diesjährigen und damit auch erstmaligen Preisträger des bayerischen Fahrgastpreises bekannt geben: die Stadt Augsburg.

    An dieser Stelle darf ich Sie begrüßen, sehr geehrte Frau zweite Bürgermeisterin Weber, die als Vertreterin der Stadt zu uns gekommen ist. Wir beglückwünschen Sie und die gesamte Stadtspitze zu ihren Beschlüssen zum Projekt Mobilitätsdrehscheibe Augsburg. Es ist großartig, dass sich die politische Stadtspitze vor über 10 Jahren unter dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Paul Wengert dazu entschlossen hat, den öffentlichen Verkehr in Augsburg deutlich zu verbessern, wesentlich kürzere und barrierefreie Umsteigewege am Hauptbahnhof zu schaffen, neue Straßenbahnlinien zu entwickeln und den zentralen Verkehrsknotenpunkt Königsplatz auszubauen.

    Abgesehen davon, dass durch diese Planungen auch ein gewisser Zugzwang für die Deutsche Bahn AG entstanden ist, den hiesigen Hauptbahnhof zu modernisieren, nutzt das alles auch vielen Augsburger Bürgerinnen und Bürger im Alltag. Um einige Beispiele zu nennen: Das Thelottviertel bekommt einen kurzen und direkten Zugang zu den Zügen, die Stadtteile Hochzoll und Spickel haben bereits eine neue Straßenbahn erhalten, und als nächstes wird mit der Linie 5 eine weitere Verbesserung für viele Fahrgäste und Bewohner des Augsburger Westens eintreten. Gleichzeitig mit der zunehmenden Attraktivität des öffentlichen Verkehrs steigt die Lebensqualität im ganzen Großraum durch weniger Abgase und Lärm, und durch mehr Mobilität gewinnen alle Bürger auch ein Stück mehr Freiheit - das ist einfach großartig.

    Leider wird dieses Vorhaben immer wieder von verschiedener Seite in Frage gestellt - einzelne Anwohner und Vertreter der Autolobby äußern sich immer wieder dazu. Auch der Präsident des Bayerischen Bundes der Steuerzahler, der als Anwohner eines der Bauprojekte und dem Vernehmen nach Freund großer Automobile den Eindruck erweckt, er würde einen persönlichen Feldzug gegen die Mobilitätsdrehscheibe führen, versucht immer wieder, die Mobilitätsdrehscheibe in Frage zu stellen.

    Als Fahrgastverband können wir Sie und Ihre Kollegen in Stadtregierung und Stadtrat nur ermutigen, den eingeschlagenen Kurs zur deutlichen Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs in Augsburg weiter zu verfolgen. Es gibt noch viel zu tun: wir warten auf die Verlängerung der Linie 1 nach Hochzoll, wir brauchen mehr Ampelvorrangschaltungen für Bahnen und Busse, und wir brauchen natürlich dringend die Fertigstellung der begonnen Vorhaben Bahnhofstunnel und Linie 5. Derzeit irritiert uns, dass am Abend einige Stadtteile nur noch im 30-Minuten-Takt angebunden werden sollen. Im Gegensatz dazu ist es wirklich lobenswert, dass etwa Haunstetten, Lechhausen, Pfersee, Oberhausen und Hochzoll auch am Abend im 15-Minuten-Takt angebunden sind; wir meinen, dass es gerade in einer Stadt mit vielen Studenten und jungen Leuten ein Angebot im Öffentlichen Verkehr braucht, mit dem man auch wieder vom Kino, aus der Kneipe, dem Sportverein oder woher auch immer ohne zu lange Wartezeiten nach Hause kommt. Auch die Gäste, die Augsburg besuchen, schätzen es, wenn sie auch abends ein attraktives und einfach zu benutzendes Nahverkehrssystem vorfinden. Daher hoffen wir, dass die derzeitige Debatte um den 30-Minuten-Takt am Abend schleunigst beendet wird und der 15-Minuten-Takt im bisherigen Umfang erhalten bleibt.

    Sehr geehrte Frau Weber, bitte berichten Sie dem Herrn Oberbürgermeister und Ihren Kollegen der Stadtregierung und des Stadtrats von unserem Dank und unserer Anerkennung für das Erreichte und richten Sie auch unsere besten Wünsche und unsere Unterstützung für die anstehenden Vorhaben aus.

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