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Salzburg am Inn? Blick über die (Eisenbahn-)Grenzen

Bericht in der PRO BAHN Post vom November 2013

Schon nach wenigen Minuten zog der Direktor und Betriebsleiter der Salzburger Lokalbahn (SLB), Gunter Mackinger mit seinem Vortrag am 7. Oktober in Wasserburg die Zuhörer im voll besetzten Paulaner Saal in seinen Bann. Mit großer Vehemenz und österreichischem Charme erzählte der Kommerzienrat die Erfolgsgeschichte des Salzburger Verkehrsunternehmens, das in der Region ganz klar auf die Zukunft der Schiene setzt. "Wir stehen vor einer Mobilitäts-Wende" sagte Mackinger gleich zu Beginn seines Vortrages. "In 10 Jahren wird sich niemand mehr die Benzinpreise leisten können." Dem Individualverkehr räumt Mackinger für die Zukunft wenig Chancen ein und bezieht sich dabei auf eine Studie der Deutschen Bundeswehr.

Investitionen in den Öffentlichen Verkehr machen Sinn und das Land Salzburg geht hier mit bestem Beispiel voran. 1978 sanken die Fahrgastzahlen der Strecke Salzburg-Lamprechtshausen ins Uferlose. Mit einer kontinuierlichen Verbesserung des Taktverkehrs und Investitionen in Millionenhöhe konnte man dieser Entwicklung entgegenwirken. "`Der normale Fahrgast studiert keinen Fahrplan"', so Mackinger, er muss sich darauf verlassen können, dass der Zug immer zur selben Zeit fährt. Deshalb fahren die Züge auch am Samstag und Sonntag im 30-Minuten-Takt. % "denn nur dann sind sie auch am Montag voll". Unter der Woche wird für die Pendler ("mit Fahrgastabitur") sogar ein 15-minütiger Takt angeboten. Die S-Bahn-Linie S1 der Salzburger Lokalbahn hat ein Einzugsgebiet von nur 25.000 Einwohnern. Trotzdem fahren hier über 13.000 Fahrgäste pro Tag, das sind 4,8 Mio Fahrgäste pro Jahr.

Doch die SLB will ihr Einzugsgebiet noch erweitern und baut ihr Schienennetz kontinuierlich aus. Die Stichstrecke der S1, die von Bürmoos nach Trimmelkamm führt, wird gerade um 3 Kilometer in das Oberzentrum Ostermiething verlängert und wird 2014 in Betrieb genommen. Ob diese Strecke einmal weiter ins deutsche Tittmoning führt, steht laut Mackinger noch in den Sternen, denn in Bayern gingen die Uhren bekanntlich anders. Und in Sachen Bahn leider entschieden langsamer als bei unseren österreichischen Nachbarn.

Mackinger schilderte hierzu ein weiteres Beispiel. Im Juni 2008 übernahm die SLB die Pinzgauer Lokalbahn, deren Strecke durch Hochwasser total zerstört wurde. Dadurch war von Mittersill bis Krimmel eine neue Trasse notwendig. Im Frühjahr 2009 begann der Neubau der 23 km langen Schmalspur-Strecke. Durch eine perfekte Planung und eine ausgeklügelte Baustellenlogistik - alles Material wurde über die Schiene transportiert - konnten pro Woche 1100 Meter Gleis verlegt werden. Seit Oktober 2010 ist die Bahnstrecke komplett fertig und erfolgreich in Betrieb. Diese kurze Bauzeit war nur durch das gute Zusammenspiel aller Verantwortlichen möglich. Allen war klar, dass sie handeln mussten, denn der Radtourismus entlang der Salzach war komplett zusammen gebrochen - die eingesetzten Radbusse wurden von den Touristen nicht angenommen. Heute transportiert die Pinzgauer Lokalbahn etwa 30.000 Fahrräder und rund 900.000 Fahrgäste pro Jahr. Aber auch Güter werden wieder auf der Bahn befördert. <0> Kommerzienrat Mackinger ist überzeugt, dass eine Bahn eine nachhaltige Infrastruktur ist, die jede Region in Zukunft notwendig braucht. Eine bereits vorhandene Strecke ist dafür eine optimale Voraussetzung. Die Sorge, dass sich Bus und Bahn in Wasserburg Konkurrenz machen könnten, wenn die Wasserburger Altstadtbahn kommt, konnte Mackinger entkräften. Busse erfüllen eine andere Aufgabe als die Bahn, sie bringen die Fahrgäste zur Bahn - und sie bekommen diese erst durch die Bahn. "Wenn die Bahn voll ist, ist der Bus auch voll - das ist immer eine Win-Win-Situation".

Text: Claudia Rahlf für die PRO BAHN Post

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