Filzenexpress: Dokumentation

47 km Ilztalbahn machen Hoffnung für die 4,5 km Altstadtstrecke

Ein Bericht aus der PRO BAHN Post Nr. 305 (August 2012) von Bernd Meerstein:

Die PRO BAHN-Ortsgruppe Wasserburg lud zu einem Vortrag über die stillgelegte und durch engagierte Bürger wieder reaktivierte Ilztalbahn in Niederbayern ein. Fast 90 Besucher folgten am 25. Juni dieser Einladung unter dem Motto "Alte Trassen - Neue Perspektiven: Das Abenteuer Ilztalbahn als Modell für Wasserburg?"

Gegen alle Widerstände gelang den Bürgern das schier Unmögliche: Mit privat finanzierten Gesamtkosten in Höhe von 900.000 Euro netto und mehr als 10.000 Stunden ehrenamtlicher Eigenleistung wurde die Strecke -- sie ist immerhin 47 km lang - ohne öffentliche Mittel saniert. Der Referent Prof. Schempf, Geschäftsführer der Ilztalbahn-GmbH, schilderte den langen Weg von der "kalten Stilllegung" bis zur Übernahme, Sanierung und Wiedereröffnung der Strecke. Er ging auch auf die vielen Hindernisse ein, die dem Projekt in den Weg gelegt wurden. So hatte z.B. das Finanzamt Passau der Ilztalbahn-Betriebsgesellschaft einen illegalen Betriebszweck unterstellt. Aber all diese Querelen haben sich in Wohlgefallen aufgelöst. Und die Region steht nun hinter der wiedereröffneten Ilztalbahn! Jetziges Ziel ist es, über die touristische Nutzung hinaus wieder täglichen Regelbetrieb auf die Ilztalbahn zu bringen.

In der anschließenden Diskussion wurde Schempf nach den Parallelen zwischen Ilztalbahn und Wasserburger Altstadtbahn gefragt. Diese ergeben sich vor allem aus dem Eisenbahnrecht. Demnach ist die Strecke von Reitmehring in die Wasserburger Altstadt nie stillgelegt worden. Da Züge auf der Trasse bestellt sind und es auch Übernahmekandidaten für die Altstadtbahn gibt, hat der Antrag der Stadt Wasserburg auf Entwidmung, hilfsweise auf Stilllegung der Strecke, schlechte Aussichten, so erläuterte der Vorsitzende des PRO BAHN-Bezirksverbandes Oberbayern, Norbert Moy. Walter Neumayer als Vertreter der Rhein-Sieg-Eisenbahn verwies auf die seiner Meinung nach überhöhten Schätzkosten in Höhe von 11 Mio. Euro für die Wiederherstellung und erklärte, dass er schon einen 2-Wege-Unimog eigens für die Wasserburger Altstadtbahn verfügbar hat: "Wenn's angeht, stehen wir bereit!"

Nachdem das Konzept der Stadt Wasserburg, eine Entwidmung der Altstadtstrecke ohne Stilllegung zu erreichen erst einmal gescheitert scheint, will die Stadt nun eventuell ein Stilllegungsverfahren nach § 11 Allgemeines Eisenbahngesetz einleiten. Am 26. Juli wird sich eine Stadtratssitzung mit dem Thema befassen - die Aktiven der Ortsgruppe Wasserburg werden natürlich präsent sein.

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