100 Jahre Bahnlinie Wasserburg - Ebersberg

Das gefeierte Jubiläum

Unter großem Publikumsandrang konnte der Geburtstag dieser Bahnlinie bei herrlichstem Wetter gebührend gefeiert werden. Nicht nur der Dampfsonderzug des Bayerischen Lokalbahnvereins (BLV) mit den Loks 70 083 am einen und TAG 7 am anderen Ende ließ die "Epoche I" wieder lebendig werden, auch einige geladene Festgäste (darunter einer der Bürgermeister mit Frau) ließen sich's nicht nehmen, "stilecht" in der Mode von 1905 zu erscheinen. Ein Kompromiss musste freilich gemacht werden: Außer den "Dienstwagen" des BLV hatte man dem Zug vorausschauend auch einen der Original-Silberlinge der SOB beigestellt, was auch bitter nötig war: Der Zug war meist bis auf den letzten Stehplatz überfüllt. Die Pflege des technischen und reisekulturgeschichtlichen Erbes ist zweifellos eine wichtige Seite von Bahn, die Zukunftsperspektive die andere nicht weniger wichtige. Hand auf's Herz: Wer möchte im Alltagsbetrieb einen komfortablen Dieseltriebwagen mit von würzigem Dampflokrauch geschwängerten "Donnerbüchsen" tauschen? Der Straßenverkehr wird ja in der Regel auch nicht mehr mit den Benzinkutschen von anno dunnemals bestritten... Die Modernisierung der Jubiläumsstrecke war in den Festreden unumstritten, wobei auch das jahrelange Engagement von PRO BAHN mehrmals lobend erwähnt wurde (gleichgesinnte Aktivisten wohl eingeschlossen). Nicht so ganz überzeugen konnte wohl viele Zuhörer die Position des Freistaats Bayern zur Altstadtstrecke. Sollte die (illegale) Stilllegungstaktik der damaligen Bundesbahn noch späte Triumphe feiern dürfen, wäre das nach Ansicht des Verfassers dieser Zeilen ein verkehrspolitisch verheerendes Signal gegen das erklärte Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu bekommen. Auch in den zahlreichen Gesprächen am Infostand war der Wunsch nach einer Wiederinbetriebnahme dieses Streckenabschnitts mit attraktiven Zugverbindungen unüberhörbar. An "Schrumpfbahn" hat die geneigte Kundschaft hier wie andernorts in den letzten Jahrzehnten schon mehr als genug erlebt...

Bild oben:
Dampfzug kurz vor der Abfahrt in Wasserburg: rege Anteilnahme der Besucher!

Nachdem die SüdostBayernBahn im vergangenen Herbst 4,5 Mio Euro in die komplette Erneuerung des Gleisoberbaues auf knapp 13 Kilometern Länge investiert hat (das sind etwas mehr als 0,34 Mio pro Kilometer. Zum Vergleich: Dafür bekommt man den in der Tagespresse genannten Kosten zufolge maximal 170 Meter neue Umgehungsstraße!), stehen ab 2006 die Bahnübergänge (Schließung oder technische Sicherung) auf dem Programm. Man hofft, das Maßnahmenpaket innerhalb von 2 bis 3 Jahren durchziehen zu können, so dass dann die Fahrzeiten spürbar kürzer werden Wenigstens hier gibt's eine Perspektive...

Die Ausstellung zum Filzenexpress ist noch bis 2. Oktober in Ebersberg im Rathaus und ab 4.Oktober in Wasserburg im Rathaus zu besichtigen. Die Besichtigung lässt sich schön mit einem kleinen Ausflug in die Region kombinieren. Dort gibt es noch Manches zu entdecken - nicht nur Bahngeschichten.

die Jubiläumsfeierlichkeiten.