1972 war der MVV-Tarif innovativ und hat die Region München nach vorne gebracht. Erstmals konnte mit einer Fahrkarte sowohl der städtische Nahverkehr als auch die (neu enstandene) S-Bahn genutzt werden. In den 80er Jahren wurde der regionale Omnibusverkehr integriert. Doch seitdem ist der Tarif schlechter statt besser geworden. Er steht mittlerweile den Fahrgästen im Weg.
Anfang 2013 wurde bekannt, dass die Einnahmeaufteilung innerhalb des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) reformiert wird. PRO BAHN Oberbayern hat das zum Anlass genommen, Vereinfachungen beim MVV-Tarif, die eigentlich schon länger auf der Agenda stehen, einzufordern. Im Wesentlichen geht es dabei um eine kundengerechtere Regelung des Tarifs bei Fahrten über die MVV-Außengrenze hinweg. Die momentane Situation ist so, dass die Wahl des richtigen Fahrscheins von den fahrplanmäßigen Halten der benutzten Züge abhängt. Dies ist eine unnötige Belastung sowohl für Pendler als auch für Gelegenheitsfahrgäste.
Die Anregungen von PRO BAHN wurden in Briefen an Oberbürgermeister Ude, den bayerischen Verkehrsminister Zeil und an Landrat Karmasin als Vertreter der am MVV beteiligten Landkreise geschickt.
Eine sehr ausführliche Antwort erhielt PRO BAHN Oberbayern von Oberbürgermeister Ude. Er bestätigt unter anderem, dass auch die MVV GmbH der Meinung ist, eine Berücksichtigung der Vorschläge von PRO BAHN mache den MVV-Tarif kundenfreundlicher. Weiter heißt es in dem Antwortschreiben, dass die Eisenbahnunternehmen jedoch Einnahmeverluste befürchten und daher einer Tarifänderung nicht zustimmen. Aufgrund fehlender Daten könnten die vermuteten Einnahmeverluste jedoch nicht näher beziffert werden.
In einem weiteren Schreiben macht PRO BAHN Oberbayern darauf aufmerksam, dass mit einem vereinfachten Tarif auch neue Fahrgäste gewonnen werden können. Neben einem in Einzelfällen günstigeren Fahrpreis wirkt sich hierbei insbesondere der Wegfall komplizierter Tarifregelungen positiv aus. PRO BAHN sieht die Unternehmen in der Pflicht, ein Angebot zu schaffen, bei dem Mehrerlöse über höhere Fahrgastzahlen und damit auch durch einen attraktiven Tarif erzielt werden.
Seit Dezember 2009 ist der MVV-Tarif in einem einmalig schlechten Zustand. Bereits bisher wurden oft Fahrgäste vor allem Richtung Augsburg und Mühldorf gezwungen, trotz vorhanden MVV-Fahrkarten nochmal zu bezahlen: Nach dem letzten Halt im MVV gilt die MVV-Fahrkarte nicht, und eine DB-Fahrkarte muss erworben werden.
Im Dezember 2009 wurde ohne die vorgeschriebene Anhörung des Fahrgastbeirates diese Regelung nochmals verschlechtert. MVV und DB haben die Formulierung in den Tarifbedingungen auf eine verschwurbelte Weise geändert, die dann anschließend als bloße "Präzisierung" bestehender Regeln verkauft wurden. Nach Auffassung von Verbund und Unternehmen darf seitdem der Wechsel zwischen einer MVV-Fahrkarte und einer DB-Fahrkarte nur noch dort erfolgen, wo der Zug auch hält. Beispielsweise ist der Kauf einer Fahrkarte ab dem letzten Bahnhof im Innenraum für Besitzer einer Innenraumzeitkarte nicht mehr zugelassen, falls nicht die S-Bahn genutzt wird.
PRO BAHN zweifelt die rechtliche Wirkung dieser Änderungen an, und hat dies dem MVV, den Verkehrsunternehmen sowie die verantwortlichen politischen Stellen mitgeteilt. Die Antworten darauf waren leider nichtssagend bis ignorant.
Aufgrund der vorhandenen Struktur des MVV-Tarifs hat sich die Bayerische Eisenbahngesellschaft entschlossen, nach Ausschreibung des E-Netzes Rosenheim die Züge von München nach Salzburg nicht mehr in Grafing halten zu lassen: Damit wird die Nutzung von MVV-Fahrausweisen unterbunden. Dies zeigt eine gravierende Schwäche des MVV-Tarifs - Auseinandersetzungen der Unternehmen werden auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen.
Seit der Umformulierung der Tarifbedingungen hat sich PRO BAHN mehrfach an Politik und Verkehrsunternehmen gewandt, sowie in der PRO BAHN Post veröffentlicht.
Im Dezember 2010 wurde wieder ohne vorherige Diskussion eine weitere Änderung dekretiert. Wir haben uns Anfang Dezember 2010 an den Münchner Oberbürgermeister gewandt, da der Fahrgastbeirat wiederholt nicht beteiligt wurde. In Folge wurde die Änderung ausgesetzt (Pressemitteilung, Brief). In der Folge haben wir um eine konstruktivere Vorgehensweise beim Thema Tarif gebeten.
Quellennachweis:
Tarif in der Presse:
Unsere Forderungen aus dem Jahr 1998 zum neuen MVV-Tarif.
Es gibt immer wieder Forderungen, den MVV-Tarif auszudehnen. Im Weg steht allerdings die Tarifstruktur, die dafür sorgt, dass die Kosten für die Aufgabenträger unangemessen gross werden.
Der MVV-Tarif ist beim MVV unter http://www.mvv-muenchen.de/mvv_tarif/index.html erhältlich.
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