MVV-Tarif: Vereinfachung droht zu scheitern; Unternehmen zeigen sich uneinsichtig

Medieninformation vom 11. Juni 2013

Seit Anfang des Jahres arbeitet der Fahrgastverband PRO BAHN daran, die Verantwortlichen bei Stadt, Landkreisen und Freistaat davon zu überzeugen, dass der nächste Fahrplanwechsel im Dezember der richtige Zeitpunkt für einige Vereinfachungen im MVV-Tarif ist. Dieses Datum ist deshalb sinnvoll, weil gleichzeitig eine neue Aufteilung der Einnahmen zwischen den Verkehrsunternehmen im MVV in Kraft tritt.

Die Vorschläge von PRO BAHN beziehen sich auf kundengerechtere Tarifregeln bei Fahrten über die MVV-Außengrenze hinweg. Zurzeit hängt die Wahl des richtigen Fahrscheins von den fahrplanmäßigen Halten der benutzten Züge ab. Andreas Barth, Sprecher des Fahrgastverbands, stellt fest: „Das ist eine unnötige Belastung sowohl für Pendler als auch für Gelegenheitsfahrgäste.”

Versuche, dies zu ändern, wurden in der Vergangenheit wegen ihres Einflusses auf Einnahmeaufteilung abgelehnt. Jetzt, wo man die Chance hätte, MVV-Tarif und Einnahmeaufteilung parallel weiter zu entwickeln, kam den Verantwortlichen nicht in den Sinn, auch einmal an den Kundennutzen zu denken. Damit haben die Widerstände gegen Tarifreformen einen neuen, völlig unverständlichen Höhepunkt erreicht.

Nach den ersten Vorschlägen im Februar erhielt der Fahrgastverband eine ausführliche Erläuterung von Oberbürgermeister Ude. Darin wird bestätigt, dass auch die MVV GmbH die Vorteile der von PRO BAHN vorgeschlagenen Regelungen anerkennt. Allerdings fürchten die betroffenen Eisenbahnunternehmen – hier ist in erster Linie die Deutsche Bahn AG mit ihrer S-Bahn zu nennen – das Risiko von Einnahmeverlusten. Dieses Risiko ist allerdings nur vermutet. Nach eigenen Angaben sind MVV und
Verkehrsunternehmen nicht in der Lage abzuschätzen, ob es überhaupt zu
Einnahmeverlusten kommt oder wie hoch diese wären.

In einem weiteren Schreiben hat der Fahrgastverband PRO BAHN darauf hingewiesen, dass mit einem besseren Tarif auch neue Fahrgäste gewonnen werden können. Neben einem in Einzelfällen günstigeren Fahrpreis wirkt sich hierbei insbesondere der Wegfall komplizierter Tarifregelungen positiv aus. Andreas Barth sagt dazu: „Die Unternehmen sind in der Pflicht, ein Angebot zu schaffen, bei dem Mehrerlöse über höhere Fahrgastzahlen erzielt werden”. Zu solch einem attraktiven Angebot gehöre nicht zuletzt ein attraktiver Tarif.

Für Barth ist völlig unverständlich, „warum Organisationen, die sich 'Unternehmen' nennen, auch das allerkleinste unternehmerische Risiko scheuen”. Ein Fortschritt im Öffentlichen Verkehr, der angesichts der immer stärkeren Belastung im Straßenverkehr auch im Sinne des Klimaschutzes dringend notwendig ist, ist seiner Meinung nach so nicht zu erreichen.

Der Briefwechsel zwischen Oberbürgermeister Ude und PRO BAHN sowie weitere Dokumente sind im Internet unter http://www.pro-bahn.de/muenchen/tarif/ veröffentlicht.

Verantwortlich: Andreas Barth

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