Ilztalbahn

PRO BAHN Fahrgastpreis 2011 an Förderverein

Im Rahmen des Bundesverbandstags am 18. März 2011 wurden in München von PRO BAHN die Fahrgastpreise 2011 verliehen. Einer der Preise ging an den Förderverein Ilztalbahne.V. für ihr Engagement zur Reaktivierung der Ilztalbahn.

Die Auszeichnung wurde vom PRO BAHN Bundesvorsitzenden Karl-Peter Naumann an die Vorstände Hermann Schoyerer und Markus Krell übergeben. Die Laudatio sprach Dr. Matthias Wiegner, der Vorsitzende von PRO BAHN Bayern.

Laudatio

Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, Ihnen, Herrn Hermann Schoyerer und Herrn Markus Krell als Vorstände des Fördervereins Ilztalbahn, stellvertretend für alle Ihre ehrenamtlichen Mitstreiter, den PRO BAHN Fahrgastpreis 2011 überreichen zu dürfen.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir vor einem guten halben Jahr in einem kleinen Restaurant in der Nähe von Freyung zusammengesessen haben - Förderverein, die Ilztalbahn GmbH und Vertreter von PRO BAHN - und die ersten öffentlichen Fahrten auf dem Teilstück Waldkirchen - Freyung gefeiert haben. Es war Samstagabend und die Fahrten für die Presse, geladene Gäste und Mitglieder der beteiligten Vereine, war erfolgreich gelaufen. Trotzdem war eine leichte Nervosität zu spüren, denn am kommenden Tag sollten im Rahmen von Bahnhofsfesten die ersten Fahrten für "normale Fahrgäste" stattfinden, und man konnte ja nie ganz sicher sein, ob nicht doch irgendwas schiefgehen würde, oder ob vielleicht zu wenig Leute kommen würden. Was dann am Sonntag tatsächlich ablief, hatte sicher auch Sie sich nicht träumen lassen. 3500 Fahrgäste wollten mit der Ilztalbahn fahren, was mit dem angekündigten Stundentakt unmöglich zu bewältigen war. So wurde kurzfristig eine Taktverdichtung kreiert, d.h. es wurde ununterbrochen gefahren: Leute rein, Abfahrt, Ankunft, Leute raus, Leute rein, und gleich wieder Abfahrt. Ich glaube, es war der bis dahin schönste Tag für Sie und Ihre Mitstreiter in Ihrem Engagement für die Ilztalbahn. Nebenbei bemerkt: auch die Reaktion in der Öffentlichkeit war überwältigend positiv.

Bis es zu diesem Erfolg kam, war ein harter Kampf erforderlich. Die Ilztalbahn war 1982 im Personenverkehr stillgelegt worden, der Güterverkehr wurde 2001 ein Opfer von MORA C und den endgültigen KO gab es, als im August 2002 in Folge eines Jahrhunderthochwassers ein Dammrutsch die Strecke unterbrach, so dass jeglicher Bahnverkehr unmöglich wurde, auch Sonderfahrten der Passauer Eisenbahnfreunde zum Beispiel. In der Wirkung kam der Dammrutsch einer Illegalen Stilllegung gleich, da niemand Anstrengungen unternahm, die Strecke zu reparieren - wir in Oberbayern kennen einen ähnlichen Fall 50 km östlich von München. 2005 wurde die Strecke dann offiziell stillgelegt, aber es kam glücklicherweise nicht zur Demontage der Gleisanlagen.

Mit dem Tod der Strecke wollten sich manche Leute jedoch nicht abfinden: 2005 hatten sich engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammengefunden und den Förderverein Ilztalbahn gegründet - mit inzwischen über 560 Mitgliedern. Der Start war allerdings zunächst nicht motivierend: Angestrengte Bürgerentscheide zum Erhalt der Ilztalbahn scheitern am 8. Oktober 2006 sowohl in Freyung als auch in Waldkirchen am notwendigen Beteiligungsquorum (allerdings gab es einen höheren Anteil der Bahnbefürworter).

Im November 2006 wurde die Ilztalbahn GmbH gegründet, größter Einzelgesellschafter ist der Förderverein, aber auch viele Privatpersonen haben Anteile gezeichnet. Anfang 2007 stellte dann die DB den Antrag auf "Freistellung von Bahnbetriebszwecken" (Entwidmung der Strecke), d.h., die Gleise hätten entfernt werden dürfen. Mit Bescheid vom 16. Juli 2007 lehnte das zuständige Eisenbahn-Bundesamt in Nürnberg den Antrag der Deutschen Bahn ab - die Einwendungen aus dem Dunstkreis des Fördervereins Ilztalbahn und der Ilztalbahn GmbH sowie der Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH wurden gehört. Damit war dann der endgültige Startschuss für einen Neubeginn gegeben.

Neubeginn bedeutet in erster Linie "Neuarbeit", z.B. mit der Erstellung eines grenzüberschreitendendes Freizeitkonzept Donau-Ilz-Moldau als Rechtfertigung für die Reaktivierung [mit Busanschluss Richtung Haidmühle und zum Bahnnetz in die tschechischen Republik in Nove Udoli] und die Beschaffung der notwendigen Finanzmittel. Ich will hier nicht auf die genaue Chronologie eingehen, nur die wichtigsten Ecksteine:

  • März 2009: Erteilung der Betriebsgenehmigung für die Ilztalbahn auf 50 Jahre, d. h. bis zum 1. März 2059
  • Juni 2009: Einigung mit der Deutschen Bahn auf einen Pachtvertrag für die gesamten Bahnanlagen für 50 Jahre - ebenfalls bis März 2059
  • Oktober 2009: Übernahme der Strecke durch die ITB von der DB Netz AG
  • 12. September 2010: die Ilztalbahn wird im Abschnitt Waldkirchen - Freyung teileröffnet, wie bereits erwähnt

Wie manche wissen, ist neben Helmut Streit einer der beiden Geschäftsführer der ITB GmbH Thomas Schempf, der Vorsitzende des PRO BAHN Regionalverband Mittel- und Oberfranken. Insofern war ich immer aus erster Hand und auch sehr persönlich über den Fortgang der Aktivitäten informiert. Es war wirklich beeindruckend, welcher Arbeitseinsatz mit der Reaktivierung geleistet werden musste, sowohl handwerklich vor Ort (in erheblichem Umfang ehrenamtlich) als auch am Schreibtisch und Computer. Und welche Frustrationstoleranz man haben musste, wenn mal wieder ein Hetz-Leserbrief veröffentlich worden war, wenn Intriganten im Hintergrund versuchten, das Projekt zu torpedieren, oder wenn der Zeitplan durcheinander geriet. Und Ihnen, Herr Schoyerer und Herr Krell, ging es mit Sicherheit genauso. Meine allerhöchste Hochachtung für Ihr Durchhaltevermögen.

Inzwischen ist die Zahl der offiziellen Ilztalbahnfreunde drastisch gestiegen, viele vorherige Skeptiker haben sich überzeugen lassen, dass die Reaktivierung eine Riesenchance für die Region ist und dass der Rückhalt in der Bevölkerung gross ist. Wir wünschen Ihnen und allen Beteiligten eine erfolgreiche Bewältigung der restlichen Wegstrecke bis zur Aufnahme des regelmäßigen Tourismusverkehrs auf der Gesamtstrecke Passau -Waldkirchen - Freyung, und volle Züge ab dem 16. Juli diesen Jahres. Ich bin mir sicher, dass Sie manchen aus diesem Saal in Ihren Zügen begrüßen werden können.

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