PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Bezirksverband Oberbayern

Pressemeldung vom 15.01.2019

Fahrgastverband beklagt Chaos nach dem Wintereinbruch

Nach dem Schneeräumen fordert PRO BAHN Oberbayern ein Aufräumen bei Politik und Bahnmanagement

Ein Großteil der Züge fällt aus, immer wieder Streckensperrungen, Informationen zum Zugverkehr sind nicht vorhanden oder widersprüchlich, ratlose Fahrgäste stehen frierend am Bahnsteig, in den wenigen und zu kurzen Zügen stehen die Fahrgäste eng gedrängt. "Solche Zustände dürften Weilheimer Fahrgäste zuletzt 1945 in den Wirren des zu Ende gehenden zweiten Weltkriegs erlebt haben," meint Norbert Moy vom Fahrgastverband PRO BAHN. Noch Tage nach dem Wintereinbruch lag der Bahnbetrieb darnieder. Besonders betroffen waren neben der Oberlandbahn auch diesmal wieder die Fahrgäste der Kochelseebahn, die schon seit Herbst unter einer Pannenserie der Deutschen Bahn AG leiden. Zeitweise wurden Stationen wie Murnau ohne Halt durchfahren, weil man den Bahnkunden die ungeräumten Bahnsteige nicht zumuten konnte. Der Ersatzbus auf der Straße hatte dieses Problem offenbar nicht.

"Das Maß für die Pendler ist nicht nur längst voll, es ist schon übergelaufen, die Beschwerden der Bahnkunden zeigen das überdeutlich," begründet der Fahrgastverband seine Kritik und fordert alle Verantwortlichen im Bahnmanagement und in der Politik, nicht immer nur den schwarzen Peter auf die jeweilige Jahreszeit oder eine andere Konzerntochter der DB zu schieben, sondern auch über den eigenen Beitrag nachzudenken. Dass in der Schweiz, Skandinavien oder Sibirien während der kalten Jahreszeit Zugverkehr durchgeführt wird, übersteigt das Vorstellungsvermögen deutscher Bahnmanager. Der Wintereinbruch hat vor allem eines offenbart: Sowohl Material und Organisation bei den deutschen Unternehmen sind mehr als mangelhaft, insbesondere die Information der Fahrgäste ist unbrauchbar. Dass es auch anders geht, zeigt die nicht-bundeseigene Tegernseebahn, die mitten im "Katastrophengebiet" dank eines umsichtigen Managements bereits kurz nach dem Schneefall eine betriebsbereite Infrastruktur vorweisen konnte. Nur die Züge kamen nicht mehr bis dorthin...

Vor allem ist aber das Konzept der Politik, die Verantwortung für die öffentliche Infrastruktur Eisenbahn in die Hände einer auf Gewinnmaximierung getrimmten Aktiengesellschaft abzugeben, krachend gescheitert. Es sind auch vielschichtige Details, die in Summe zu den erlebten Problemen führen: Während der Gesetzgeber im Fernstraßengesetz im Paragraph 11 ausdrücklich Schutzmaßnahmen gegen sicherheitsgefährdende Anpflanzungen am Straßenrand vorsieht, sucht man im Allgemeinen Eisenbahngesetz (AEG) einen solchen Passus vergeblich. Wenn der private Eigentümer oder die Naturschutzbehörden den Rückschnitt der Bäume verweigern, muss der Bahnbetreiber warten, bis der Baum im Gleis liegt.

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert nun Konsequenzen: nach dem Schneeräumen muss nun auch in der Politik und beim Bahnmanagement das Thema aufgearbeitet werden. Statt immer nur die eigene Verantwortungslosigkeit oder unnötige Großprojekte zu organisieren, müssen Politik und Unternehmen die rechtlichen, technischen und organisatorischen Randbedingungen schaffen, damit die Eisenbahn wieder ein zuverlässiger Teil der Daseinsvorsorge für die Bürger wird. Dazu gehört dann auch ein einsatzbereiter Winterdienst. Kurzfristig empfiehlt der Fahrgastverband den Bahnunternehmen dringend, den betroffenen Bahnkunden, insbesondere den Zeitkarteninhabern, den entstandenen Schaden angemessen und ohne Aufforderung zu ersetzen.

PRO BAHN legt aber bei aller Kritik Wert auf folgende Aussagen: Jeder Fahrgast hat Verständnis dafür, wenn bei drohender Gefahr, etwa Lawinenabgängen, Strecken gesperrt werden müssen oder bei akuten Wettereignissen der Verkehr kurzfristig eingeschränkt werden muss. Auch die Wertschätzung für das Engagement der Eisenbahner, die vielerorts versucht haben, Strecken und Bahnhöfe vom Schnee zu befreien, soll nicht durch diese Kritik geschmälert werden.

Rückfragen bitte an Norbert Moy, Tel.: 0172-5695975
v.i.S.d.P.: Norbert Moy