Landesversammlung 2004

Die offizielle Einladung zur Mitgliederversammlung am 16. Oktober 2004 in Mühldorf wurde termingerecht an alle Mitglieder verschickt. Eine Kopie der Einladung können Sie hier downloaden.

zum Download

Das Protokoll zur letztjährigen Versammlung wird während der Versammlung verteilt

Kurzbericht der Landesversammlung von 2004

(Autor: Michael Werner, Erstveröffentlichung in der PRO BAHN Post 11/2004)

Großer Bahnhof in Mühldorf

Das hübsche Städtchen Mühldorf im Inn-Salzachstil konnte leider nur beim Durchlauf vom Bahnhof und zurück etwas Beachtung auf sich ziehen, denn zusammen mit dem Rahmenprogramm blieb kaum Zeit, sich links und rechts vom Weg umzusehen. Aber was soll's; von München ist man in einer Stunde Bahnfahrt bequem da, schon ein Halbtagsausflug lohnt sich und ist hiermit dringend empfohlen.

Wir hatten keine Zeit übrig, denn die unverbesserlichen Bahnfanatiker bekamen von Anfang an viel geboten. Ein Bahnhof mit sieben Bahnsteigkanten, ein wichtiger Knoten mitten in einem so ländlichen Raum, das macht etwas her. Um 11.30 Uhr wurden wir von Mitarbeitern der SüdOstBayernbahn empfangen, die uns vor allem eines gleich versicherten: Für einen überzeugten Eisenbahner macht es Spaß, hier zu arbeiten. Es ist erfreulich, aus Kreisen von DB-Arbeitnehmern auch einmal solche Töne zu hören.

Etwas ärgerlich: Einer der Bahnsteige ist von der monumentalen gläsernen Querbrücke nicht über Aufzüge zu erreichen, und diesen Mißstand nachträglich zu ändern ist umständlich. Kein Wunder; die Brücke ist die Verbindung zu einem Parkhaus und nur deshalb erstellt worden, und wer PKW-Einstellhallen plant, hat andere Gesichtspunkte als ein durchschnittlicher Fahrgast. Aber man hat von hier aus einen Rundblick über einen eindrucksvoll großen Bahnhof, noch schöner als im Maßstab 1:87. Nur der Bereich Cargo oder jetzt Railion wirtschaftet getrennt von der SOB.

Die Werkstätten von Mühldorf versorgen nicht nur die eigenen Dieselfahrzeuge, sondern warten auch Loks und Triebwagen anderer Standorte; ein dementsprechend eindrucksvoller Fuhrpark war im Wartestand abgestellt. Die Baureihen 218 und 628 machen den Hauptanteil aus; einzelne Drehgestelle und Motoren der Dieselmaschinen konnten aus der Nähe als Kraftpakete beeindrucken.

Auch das neue EStW bekamen wir zu sehen. Es wirkt von außen ein bißchen mickrig in Containern neben dem leerstehenden Gebäude des klassischen Gegenstücks; Elektronik braucht nun einmal weniger Platz. Man erklärte uns beruhigend, eine Zentralisierung nach München sei in absehbarer Zeit nicht zu befürchten; der Linienstern wird von seiner Mitte aus gesteuert.

Die eigentliche Versammlung fand im Gasthof Turmbräu nahe am Innufer statt. In einer straffen Sitzung ging es vor allem darum, einen neuen Vorstand zu wählen. Das Ergebnis sieht so aus: Vorsitzender weiterhin Matthias Wiegner, erster Stellvertreter Winfried Karg, zweiter Matthias Beß als Nachfolger von Thomas Schempf, der mit ihm das Amt des Regionalvorsitzenden von Mittel- und Oberfranken getauscht hat; Schatzmeister ist wieder Siegfried Weber.

Im Anschluß und als eigentlicher Höhepunkt sprach Christoph Kraller, der Geschäftsleiter der SüdOstBayernbahn. Er machte deutlich, daß die Nähe zur Region eine wichtige Voraussetzung erfolgreicher Arbeit ist. Wer mit den Bürgermeistern oder Bauern über die Schließung von Bahnübergängen verhandeln will, muß sich auskennen, wenn er ernstgenommen werden will. Die SOB genießt innerhalb des Konzerns viele Freiheiten und macht daraus ein Erfolgsmodell mit einem bemerkenswert guten Verkehrsangebot. Sämtliche einzelnen Geschäftsbereiche außer dem Güterverkehr sind unter dem Dach der regionalen Gesellschaft wieder vereint und werden in einem Stück betrieben.

Grenzen setzt vor allem die Politik; dringend notwendige Zweispurinseln, die helfen könnten, den Verkehr erheblich zu beschleunigen (z. B. München - Mühldorf unter einer Stunde) kommen wegen langer Planungszeiten bei immer neuen Anläufen nicht zustande; oder die Ausrüstung der Doppelstockzüge mit Klimaanlage ist nicht möglich, wenn die Konzernmutter die Fahrzeuge und die notwendige Infrastruktur nicht zur Verfügung stellt. Aber trotz solcher Hindernisse kann ein regionales Verkehrsunternehmen, in dem noch als erstes Ziel Eisenbahn gefahren wird, auch die Mitarbeiter motivieren; sie tun eher mehr, als sie müssen, und das ohne neoliberalen Druck des Arbeitgebers: Die SOB-Beschäftigten, die uns die Anlagen gezeigt hatten, waren freiwillig außerhalb der Arbeitszeit dafür eingesprungen.

Mit immerhin 530 Angestellten ist die SOB auch ein wichtiger Anbieter von Arbeitsplätzen, ebenso von Ausbildungsstellen. Im Zug zurück nach München wußte die Zugbegleiterin jedenfalls nur Gutes über ihren Chef Kraller. Daß jemand gern arbeitet und seinen Vorgesetzten lobt, ist heutzutage jedenfalls nicht mehr häufig. Und auf diese Weise kann man auch guten Schienenverkehr anbieten.

zur Übersicht der Landesversammlungen