Pressemeldung vom 25.09.2019

PRO BAHN: unhaltbare Zustände auf der Ammerseebahn

Untätigkeit und Desinteresse

Seit Ende August gibt es auf der Ammerseebahn südlich von Raisting eine
700 Meter lange sogenannte Langsamfahrstelle: hier dürfen die Triebwagen
der Bayerischen Regiobahn (BRB) wegen Mängeln an der Trasse statt 120
km/h nur noch 20 km/h fahren. Die Folge sind Verspätungen und
massenhafte Anschlussverluste in Weilheim Richtung München und
Garmisch-Partenkirchen. "Die Behebung der Langsamfahrstelle ist für den
8. November in Aussicht gestellt", berichtet Matthias Wiegner, Sprecher
des Fahrgastverbands PRO BAHN, "das heißt, es dauert sage und schreibe
zehn Wochen, bis die Strecke repariert ist. Das ist inakzeptabel!".
Besonders ärgerlich ist es, wenn in Weilheim auf dem einen Gleis die BRB
einfährt, während im gleichen Moment die Deutsche Bahn (DB) Richtung
München abfährt. "Fahrgäste, die zum Teil viel Geld für ihre Fahrkarte
ausgegeben haben und dann ihrem abfahrenden Anschlusszug gerade noch
hinterher sehen können, müssen sich da natürlich provoziert vorkommen",
so PRO BAHN. Der Fahrgastverband hatte deshalb an BRB, DB und die
Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) geschrieben und eine
Anschlusssicherung eingefordert.

In ihrem Antwortschreiben teilt die DB mit, dass sie nur dann auf
Anschlussreisende warten würde, wenn von der BRB Umsteiger vorgemeldet
würden. "Grundsätzlich ist eine Anschlussvormeldung des verspäteten EVU
[hier: BRB] Voraussetzung für die Anschlussdisposition." formuliert die
DB lapidar. In der Antwort der BRB, wie eine Anschlussvormeldung
ihrerseits erfolgen würde, heißt es, dass das Zugbegleitpersonal auf
Wunsch der Fahrgäste Anschlüsse anmelden würde. Dabei müsse aber die
Zahl der Umsteiger angegeben werden, so dass es nicht möglich sei,
prophylaktisch Umsteiger vorzumelden. Wenn kein Zugbegleitpersonal im
Zug sei, sollten sich die Fahrgäste telefonisch (0821-47877877) an die
Betriebsleitzentrale oder während eines Haltes an den Lokführer wenden.
Die BEG, die den Schienenpersonennahverkehr in Bayern plant, finanziert
und kontrolliert, hat nach drei Wochen noch nicht geantwortet.

Das umständliche Verfahren und das Verschanzen hinter nicht gerade
fahrgastfreundlichen und wenig praxisnahen Regularien legen für PRO BAHN
den Schluss nahe, dass es durchaus noch "viel Luft nach oben" in der
Wertschätzung der Interessen der zahlenden Kundschaft gibt. Allen
Beteuerungen zum Trotz zeigen Beobachtungen in Weilheim, dass Fahrgäste
Verspätungen von 30 oder 60 Minuten erleiden müssen, "weil irgendein
Detail nicht zu dem Prozedere der Eisenbahnunternehmen passt", so PRO
BAHN. Es wäre durchaus angemessen, wenn beispielsweise
Zeitkarteninhabern ein gewisser Teil ihres Fahrgeld unbürokratisch
erstattet würde.

Hinter all den Ärgernissen sei aber nicht zu vergessen, so der
Fahrgastverband, dass die Ursache des Dilemmas die Vernachlässigung des
regionalen Schienennetzes durch die Politik ist. "Gerade in Zeiten
großer Ankündigungen der Bundesregierung zur Milderungen der
Klimawandelfolgen wäre es an der Zeit gewesen, Maßnahmen zu ergreifen,
damit die finanziellen Mittel sowie die Planungs- und Baukapazitäten für
die Instandsetzung auch abseits von Stuttgart 21 oder der 2. Münchner S
Bahn-Stammstrecke bereitstehen", so Wiegner weiter. Jedoch befindet
sich der dringend notwendige Wiederaufbau eines zweigleisigen Bahnhaltes
in Raisting oder der zweigleisige Ausbau der Werdenfelsbahn auf keiner
politischen Agenda - weder beim "Bahnland Bayern" noch beim Bund.
Ex-Verkehrsminister Dobrindt hatte dem Ausbau der Werdenfelsbahn sogar
explizit die Notwendigkeit abgesprochen.

Rückfragen bitte an Matthias Wiegner, 0171 - 5489129
oder Norbert Moy, Tel.: 0172-5695975
v.i.S.d.P.: Matthias Wiegner