Pressemeldung vom 27.04.2016

Verkehrspolitik fördert Straße statt Schiene im Oberland

PRO BAHN kritisiert Bundesverkehrswegeplan (BVWP) für Weilheim und fordert die Regionalisierung der Schienenwege

Den Ausbau der Werdenfelsbahn auf zwei Gleise hat der Bund ad acta gelegt, dafür soll der Straßenverkehr im Pfaffenwinkel weiter ausgebaut werden. Der Fahrgastverband PRO BAHN spricht von "perfider Trickserei" und verfehlter Klimapolitik.
"Verspätungen und volle Züge sind der Alltag für die Fahrgäste zwischen München, Weilheim und Garmisch und wenn es nach dem Bundesverkehrswegeplan geht, soll das auch so bleiben", ärgert sich Norbert Moy vom Fahrgastverband PRO BAHN. Der Grund: Der zweigleisige Ausbau der Strecke Tutzing - Garmisch-Partenkirchen wurde aus dem Ausbauprogramm des Bundes gestrichen. Das Ziel von PRO BAHN, den Halbstundentakt auch für die Fahrgäste südlich von Weilheim einzurichten, ist damit auf absehbare Zeit nicht erreichbar.
Dennoch sieht die Bundesregierung einen Ausbaubedarf – aber nur auf der Straße. Unter dem Deckmantel "Ortsumgehung Weilheim" soll die B2 als leistungsfähige Nord-Süd-Achse ausgebaut werden. Der Wortlaut der Begründung im BVWP: "Mit dem Bau der OU Weilheim erhöht sich die Leistungsfähigkeit auf der Nord-Süd-Achse Starnberg - Weilheim - Murnau - Garmisch-Partenkirchen." Bei der Schiene ist von dieser leistungsfähigen Nord-Süd-Achse im BVWP jedoch keine Rede mehr: "Da die Strecke auch weiterhin nicht von überregionalem Verkehr genutzt werden wird, handelt es sich hier um eine SPNV-Maßnahme, die nicht in den BVWP aufzunehmen ist."
Zwar ist der Bund sowohl Eigentümer der Bahnstrecken wie auch der Bundestraße 2, für seine einseitige Politik greift er hier zu einem perfiden Trick: Da die Bahnstrecke vor allem von Nahverkehrszügen befahren wird, erklärt er sich für nicht zuständig, die B2 wird dagegen zur "Nord-Süd-Achse" erhoben. Unerklärlich bleibt dabei, warum ein Fahrgast im Zug zwischen Garmisch und München als "Nahverkehr" eingestuft wird, der Autofahrer in gleicher Relation aber als "Fernverkehr", obwohl der überregionale Straßenverkehr auf der A95 und nicht auf der B2 läuft. Schon seit Jahren werden die B 472 und B 2 im Pfaffenwinkel und Werdenfels parallel zur Schiene massiv ausgebaut, während die Eisenbahn unter gravierenden Infrastrukturmängeln leidet.
"Der Landkreis Weilheim-Schongau hat sich ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt, die wir ohne Maßnahmen im Verkehrsbereich nicht erreichen werden. Als Vertreter im Fachbeirat Energie des Landkreises sehe ich hier auch die Kommunalpolitik in der Pflicht, jetzt eindeutige Zeichen pro Schiene zu setzen", fordert Norbert Moy, "denn eine zukunftsfähige Lösung für eine Nord-Süd-Achse zwischen München und Garmisch-Partenkirchen kann daher nur die elektrisch betriebene und auf zwei Gleise ausgebaute Bahnstrecke sein" . Zwar ist es dem Ministerium gelungen, der Ortsumfahrung Weilheim rechnerisch eine CO2-Ersparnis von 108 t pro Jahr zuzuordnen, doch schon nur 50 zusätzliche Fahrgäste pro Tag (die vom Auto auf den Zug umsteigen) zwischen Weilheim und München würden die gleiche Reduzierung einbringen. Deswegen wären die 34 Millionen Euro Baukosten effektiver in den Ausbau der Pfaffenwinkelbahn und in den Doppelspurausbau Richtung Garmisch angelegt, fordert PRO BAHN.
Wenn der Bund offenbar keine Lust hat, sich um seine Schienenwege zu kümmern - auch die ständigen Betriebsstörungen deuten darauf hin – soll er diese Strecken qualifiziert abgeben, schlägt der Fahrgastverband vor. Verantwortet vom Freistaat Bayern, der schon jetzt den Zugverkehr organisiert, und betrieben von einem neuen, in der Region verankerten Infrastrukturbetreiber, könnte das Trauerspiel um den Bahnausbau positiv beendet und die Bahnstrecke in eine neue Zukunft geführt werden.

Rückfragen bitte an Norbert Moy, Tel.: 0172-5695975
v.i.S.d.P.: Norbert Moy