Pressemeldung vom 01.09.2013

DB hat Weilheimer „Panzergleis“ abgerissen

Letzte Verladestelle für den Güterverkehr auf der Schiene zerstört

Noch vor wenigen Tagen herrschte Hochbetrieb an der Laderampe am ehemaligen Weilheimer Güterbahnhof: Für den Bahnsteigumbau in Tutzing wurde hier seit März Material auf Güterwagen umgeschlagen. In der Nacht zum Samstag hat nun die DB das Gleis und die Weiche aus dem Schotter gerissen. Damit gehört nun auch die letzte Verladestelle entlang der Werdenfels-Strecke zwischen München und Mittenwald der Vergangenheit an.

„Die Laderampe wurde in den letzten Jahren immer wieder für die Baustellenlogistik genutzt, ein Erhalt wäre sinnvoll gewesen“, kritisiert Norbert Moy vom Fahrgastverband PRO BAHN den Rückbau. Die Fahrgastvertreter befürchten nun, dass künftige Baumaßnahmen noch langwieriger und teurer werden könnten, weil kaum noch Abstellgleise für Bauzüge da sind. Schon in den letzten Jahren mussten die Fahrgäste immer wieder für Wochen auf Busersatzverkehre ausweichen.

Der Rückzug des Güterverkehrs auf der Schiene ist nach Auffassung des Fahrgastverbands PRO BAHN die Folge einer verfehlten und einseitigen Verkehrspolitik. Obwohl sich die Infrastruktursparte „DB Netz“ zum größten Teil aus staatlichen Mitteln finanziert, agiert die DB in diesem Bereich als rein renditeorientierter Monopolist ohne politische Kontrolle. Die eigentliche Zweckbestimmung, die Vermarktung von Schieneninfrastruktur für den Bahnverkehr, wird zugunsten einer aggressiven Vermarktung von Grundstücken zurückgestellt. Hinzu kommt, dass das konzerneigene Güterverkehrsunternehmen „DB Schenker“ kein Interesse am regionalen Güterverkehr hat und mittlerweile der größte Lkw-Spediteur in Deutschland ist. Noch weniger Interesse hat man daher, Gütergleise für mögliche Konkurrenten bereitzustellen, solange lukrative Grundstücksgeschäfte viel höhere Bilanzgewinne versprechen.

In Weilheim wird das Gelände am Güterbahnhof als „Bauerwartungsland“ angeboten. Das erklärt auch den ungewohnten Eifer, den die DB hier an den Tag legt, während die Reparatur von Brücken und Langsamfahrstellen meist nur sehr schleppend vorangeht. So dürfen auf der Kochelseebahn seit Jahren einige Brücken nur langsam und nur von leichten Triebwagen befahren werden.
PRO BAHN fordert auf Bundesebene, dass die Schieneninfrastruktur als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge öffentlich verantwortet wird. Dazu gehört auch, dass Bahnanlagen nicht kurzfristigen Renditezielen geopfert, sondern auf die künftigen Herausforderungen der viel beschworenen Energie- und Verkehrswende ausgerichtet werden.

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Rückfragen bitte an Norbert Moy, Tel.: 0172-5695975
oder Matthias Wiegner, 0171 - 5489129
v.i.S.d.P.: Norbert Moy