Pressemeldung vom 30.06.1999

PRO BAHN: Seebahnhof muß Starnberger 'Hauptbahnhof' bleiben

Zum Thema "Bahnhof Starnberg Nord" hat PRO BAHN am 29. Juni 1999 an den Starnberger Gemeinderat einen Brief geschrieben, der auch der Presse zur Kenntnis gegeben wurde.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren des Starnberger Stadtrats,

der Presse haben wir die jüngste Diskussion über den Bahnhof Nord im Bauausschuß entnommen. Gestatten Sie uns einige Anmerkungen hierzu, nachdem hier Belange der Fahrgäste betroffen sind:

Die geäußerte Meinung, daß eine Absenkung der Bahnsteighöhe von 96 auf 76 Zentimeter erst durch den Einsatz von ET 425 notwendig wird, ist nur bedingt richtig. Auch die derzeit eingesetzten Regionalzüge sind nicht für 96-cm-Bahnsteige geeignet, da sich aufgrund der Stufen im Eingangsbereich eine viel zu große Lücke zum Bahnsteig bildet. 96-Zentimeter-Bahnsteige kommen bislang nur an Bahnsteigen zur Anwendung, an denen ausschließlich S-Bahn-Fahrzeuge halten. Die Mehrheit der Bahnsteige im S-Bahn-Bereich ist in 76 cm Höhe ausgeführt.
Im übrigen begrüßt PRO BAHN den Einsatz der neuen Regionaltriebwagen, deren niedrige Fußbodenhöhe gerade an den Bahnhöfen außerhalb des S-Bahn-Verkehrs das Ein- und Aussteigen erheblich erleichtert.

Seit ca. 13 Jahren setzt sich PRO BAHN für den Halt von Regionalzügen in Starnberg ein. Diese Forderung wurde auch von Kommunalpolitikern unterstützt. Die Planungen der Deutschen Bahn AG Regio sehen mittlerweile einen Halt in Starnberg vor. PRO BAHN ist allerdings der Auffassung, daß ein Halt der Regionalzüge nicht in Starnberg Nord, sondern nur am jetzigen Bahnhof am See für die Bahnkunden in Frage kommt, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Der Bahnhof am See liegt optimal in kurzer fußläufiger Entfernung zum Stadtzentrum und zum See, der Nordbahnhof erschließt dagegen nur ein eher peripheres Wohngebiet und ist gerade für Gäste und Ausflügler von geringem Interesse.

  • Eine optimale Verknüpfung von Regionalzügen, S-Bahn, Regionalbussen und Schifffahrt läßt sich nur am Seebahnhof realisieren. Die Busse aus der Region (z.B. vom Ostufer) sollen das Stadtzentrum und den Bahnhof anfahren. Bei einer Verknüpfung von Bus und Bahn am Nordbahnhof lassen sich diese Anforderungen kaum vernünftig umsetzen, da die Busse beispielsweise vom Ostufer quasi vor der Stadt enden. Bislang ist uns noch kein Vorschlag für eine geänderte Linienführung bekannt.

  • Viele Fahrgäste, die schon heute die Kochler Züge ab Starnberg nutzen, werden durch ein Verlagerung des Zughalts benachteiligt und müssen einen längeren Weg zum Bahnhof Nord zurücklegen.

  • Im Bereich des Seebahnhofs müssen die Regionalzüge ohnehin ihre Geschwindigkeit verringern. Ein Halt am Nordbahnhof würde die Fahrzeit stärker verlängern.


Aus Fahrgastsicht ist damit der Seebahnhof der Starnberger "Hauptbahnhof", während der Nordbahnhof in erster Linie Fahrgästen mit Start oder Ziel im fußläufigen Umfeld und den Park&Ride-Kunden dient. Ein Halt der Regionalzüge in beiden Bahnhöfen ist aber weder sinnvoll noch durchsetzbar.

PRO BAHN empfiehlt deshalb der Deutschen Bahn AG und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) Halte von Regionalzügen nur im Seebahnhof zu planen. Als Voraussetzung für die Bestellung von weiteren Zughalten ist weiterhin auch eine Abstimmung des regionalen Busverkehrs mit dem zusätzlichen Zugangebot zu prüfen.

Bei der Diskussion um den Bahnhof Nord fällt wie auch andernorts auf, welch hoher Stellenwert dem Park&Ride Verkehr zugemessen wird. Dabei stellen P&R-Kunden maximal 10-15 Prozent der Fahrgäste, die Zahl von 330 Parkplätzen entspricht dieser Größenordnung. Untersuchungen haben zudem gezeigt, daß P&R eine Schwächung des Zubringer-Busverkehrs zur Folge hat, da mit dem P&R-Angebot kaum Neukunden gewonnen werden, dafür jedoch Fahrgäste vom ÖPNV abgezogen werden.

Bei Betrachtung der vorliegenden Planung drängt sich der Eindruck auf, daß mit dem Bahnhof Nord der öffentliche Verkehr und seine Kunden eher aus der Stadt verdrängt werden, anstatt durch eine Erschließung der Innenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Benutzung von Bahn und Bus zu erleichtern. Wir möchten Sie und alle Beteiligten deshalb darum bitten, die Planungen auch im Hinblick auf eine fahrgastfreundliche
Ausführung nochmals zu überprüfen.

Wir stehen Ihnen jedenfalls gerne für ein Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
PRO BAHN Oberbayern e.V.
Norbert Moy, Vorsitzender

Rückfragen bitte an Norbert Moy, (0881) 638131
oder an die Geschäftsstelle unter (089) 530031

v.i.S.d.P.: Norbert Moy