Pressemeldung vom 04.04.2000

Lokalbahn Murnau - Oberammergau feiert hundertjähriges Jubiläum

Fahrgastverband PRO BAHN fordert Innovation statt Rückbau

Am 5.April 1900 fuhr der erste Zug von Murnau nach Oberammergau - gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn der Passionsspiele im Mai. Doch nach einem Jahr geriet die erste Betreiber der Strecke, der schon zuvor durch Unzuverlässigkeit und schlampige Bauausführung aufgefallen war, in den Konkurs. Die Lokalbahn AG mit Sitz in München übernahm die Bahnlinie und elektrifizierte sie als erste Vollbahn mit dem heute in Mitteleuropa gebräuchlichen Einphasenwechselstrom, wenngleich auch mit zunächst niedrigerer Spannung. 1938 kam die Strecke in die Obhut der Staatsbahn.

100 Jahre nach dem ersten Zug ist von Innovation nichts mehr zu spüren: Murnau - Oberammergau ist die langsamste Zweigstrecke Bayerns, kritisiert der Fahrgastverband PRO BAHN. Dabei wäre eine Beschleunigung möglich. Grundvoraussetzung wäre die Kreuzungsmöglichkeit im Bahnhof Altenau, die aber die Deutsche Bahn erst im August 99 entfernt hat und dabei die Fahrleitungsmaste auf die ehemalige Trasse des Kreuzungsgleises gesetzt hat. Doch die Rückbaupläne der Bahn gehen noch weiter: Der Bahnhof
Oberammergau besteht dann nur noch aus einem Gleis, alle Weichen sollen entfernt werden. Der Abschnitt Kohlgrub - Oberammergau wird zu einem sogenannten "Stichstreckenblock", das heißt, nur ein Zug darf sich in diesem Bereich aufhalten. Nur noch der fahrplanmäßige Stundentakt kann durchgeführt werden. Zu den Passionsspielen 2000 werden erstmals nach 100 Jahren keine Sonderzüge mehr verkehren.

Die Versprechungen der Bahn haben sich bisher als Luftblasen erwiesen: Weder neue Triebwagen noch das 15-Millionen-Investitionsprogramm sind in Sicht. Dabei könnte die Lokalbahn nach Auffassung von PRO BAHN wieder ein innovatives Pilotprojekt werden. Ein flexibler straßenbahnähnlicher Betrieb mit modernen und flotten Leichttriebwagen unterstützt durch eine kostengünstige Signaltechnik könnte die Strecke wieder zum Renner machen. Zu überlegen ist, ob nicht ein anderes, innovationsfreundlicheres
Eisenbahnunternehmen geeigneter als die DBAG ist. Schon vor hundert Jahren hat erst ein Wechsel des Betreibers die Strecke richtig in Schwung gebracht.

Rückfragen bitte an Norbert Moy, (0881) 638131
v.i.S.d.P.: Norbert Moy