Pressemeldung vom 16.05.2000

Regionalzüge rauschen durch

Leserbrief zu Starnberger Neueste Nachrichten vom 5.5.2000

Mit Erstaunen haben wir die Berichterstattung zu Thema Regionalzughalt in Starnberg zur Kenntnis genommen - stellt sich der Sachverhalt doch ganz anders dar.

Die Diskussion um die Bahnsteighöhen wurde bereits im vergangenen Jahr geführt, als bekannt wurde, dass die neue Triebwagengeneration für den Regionalverkehr Richtung Mittenwald mit 76 cm eine niedrigere Fußbodenhöhe aufweist und deshalb ungeeignet ist für Hochbahnsteige mit 96 cm, wie sie an Haltestellen mit ausschließlichem S-Bahnverkehr verwendet werden. Anzumerken wäre, dass die meisten Bahnhöfe im S-Bahnbereich, auch der Seebahnhof in Starnberg, nur 76cm-Bahnsteige besitzen und deshalb keinen niveaugleichen Einstieg in die S-Bahn erlauben.

Deshalb wollte die Stadt Starnberg den Nordbahnhof mit einem sogenannten Wellenbahnsteig mit abschnittweisen Bahnsteighöhen 76 cm und 96 cm auszurüsten, damit für alle Zuggattungen optimale Einstiegsmöglichkeiten angeboten werden. Eine eher suboptimale Lösung, da immer ein Teil der S-Bahnwagen am niedrigen Bahnsteig zum Stehen kommen würde.

Da der Fahrgastverband PRO BAHN die Auffassung vertritt, dass sich der Bahnhof am See besser als zentrumsnaher Verknüpfungspunkt mit Schiff und Bus eignet und dem Nordbahnhof vor allem die Funktion als Park&Ride-Station zugewiesen werden sollte, haben wir in einem Schreiben an die Stadt, die Bahn und die bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) vorgeschlagen, den Seebahnhof als
Regionalzughalt und Umsteigebahnhof zu Bus und Schiff zu belassen. Eine Fahrgastbefragung der STAGENDA 21 hatte ebenfalls ergeben, dass der Nordbahnhof nur für 12 Prozent der Starnberger Fahrgäste besser erreichbar ist.

Bei einem Gespräch im Landratsamt am 29.7.1999 mit Vertretern der Stadt, des Landratsamtes, der BEG, des MVV, der DB und PRO BAHN wurde diese Frage nochmals diskutiert. Trotz der Skepsis der übrigen Beteiligten und Fachleute ließen die Vertreter der Stadt nicht einmal die Diskussion darüber zu, ob der Halt von Regionalzügen in Nord oder am See stattfinden soll. Der Vorschlag der BEG, ein laufendes Gutachten zu Regionalzughalten im MVV um die Untersuchung der Alternativen Bahnhof See oder Nord zu erweitern und die Mehrkosten von 15000 Mark zu übernehmen, wurde abgelehnt.

Allerdings kam die Untersuchung, die sich entsprechend der Forderung Starnbergs auf den Bahnhof Nord beschränkte, zu einem negativen Ergebnis: Keine zusätzlichen Fahrgäste, wenn die Regionalzüge in Starnberg Nord halten, allenfalls Verlagerungen von der S-Bahn auf den Regionalzug, sind zu erwarten. Folglich wird die BEG dort keine weiteren Zughalte bestellen und der Bahnsteig kann wieder durchgehend auf 96 cm angehoben werden. Das Ergebnis
überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass Zuwächse heute nur mehr im Freizeitverkehr zu erwarten sind. Dazu aber müssten die Züge am See halten. Für Fahrgäste zum See ist letztlich auch unerheblich, ob sie am Bahnhof Nord in die S-Bahn zum See umsteigen oder schon in Pasing oder Tutzing.

Für die Fehlplanung sind also weder die Bahn, der MVV oder die BEG verantwortlich, sondern allein die Stadt Starnberg, die mit ihrem sturen Verhalten nun verhindert hat, dass Starnberg ein Systemhalt im Regionalverkehr wird. Leidtragende dieser Entwicklung sind auch die Fahrgäste des regionalen Busverkehrs, die künftig nicht mehr mit dem Bus ins Stadtzentrum kommen, sondern am nördlichen Stadtrand aussteigen müssen und den restlichen Weg in die Stadt zu Fuß zurücklegen müssen. Gerade aber mit der Anbindung des langsamen Busverkehrs an die schnellen Regionalzüge hätte man attraktive Reisezeiten erreicht. Die Chance scheint nun vertan zu sein.

Rückfragen bitte an Norbert Moy, (0881) 638131
v.i.S.d.P.: Norbert Moy