Neue Züge und Zusatzfahrten auf Main-Neckar- & Riedbahn erfreulich. Versäumnisse der Vergangenheit werden korrigiert

Der diesjährige Fahrplanwechsel birgt zahlreiche Verbesserungen für die leidgeplagten Kunden der Main-Neckar-Bahn (Frankfurt – Darmstadt – Mannheim/Heidelberg) und Riedbahn (Frankfurt – Biblis – Mannheim). Neben neuen Fahrzeugen sieht das neue Konzept einige zusätzliche Fahrten am Wochenende im Regionalverkehr vor. Auf der Odenwaldbahn wird es einzelne Zusatzfahrten geben. Im Fernverkehr stehen punktuelle Anpassungen bevor:

Beim Regionalverkehr der Main-Neckar-Bahn und Riedbahn ändert sich im diesjährigen Fahrplanwechsel viel:

  • Die historischen Nahverkehrswagen („Modernisierte Silberlinge“), bei denen sich manche Fahrgäste an den mit Muskelkraft aufzuwuchtenden Türen oder unzureichender Klimatisierung im Sommer ärgerten, gehören ab dem kommenden Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2017 im Main-Neckar-Ried-Netz der Vergangenheit an. Brandneue Doppelstock-Triebzüge mit barrierefreiem Zugang dank modernisierter Bahnsteige und abgestimmter Einstiegshöhen am Fahrzeug ersetzen die alten Fahrzeuge auf beiden Bahnlinien. Zudem ermöglicht ein kostenloser W-LAN-Zugang, die Zeit im Zug sinnvoll und ohne Sorge um ein Datenlimit zu nutzen.
  • Der bislang nur montags bis freitags verkehrende Regionalexpress (RE) auf der Main-Neckar-Bahn soll nun endlich wieder am Wochenende verkehren, wie dies schon Mitte der 1990er Jahre der Fall war. Weitere Taktverdichtungen zwischen Bensheim und Frankfurt sind jedoch nicht vorgesehen, also müssen sich Kunden auf diesem Abschnitt mit einem Grundangebot aus stündlichen Regionalbahnen (RB) und Intercitys (IC) sowie den zweistündlichen RE-Zügen begnügen. Ein adäquates Angebot im Überlagerungsraum zweier Metropolregionen bestünde nach Meinung von PRO BAHN aus mindestens halbstündlichen RBs bzw. S-Bahnen sowie stündlichen RE und IC-Angeboten.
  • Auf der Riedbahn ist ab Dezember neu täglich im Stundentakt ein Regionalexpress unterwegs. Damit ändert sich montags bis freitags kaum etwas gegenüber dem Status quo, Samstags und an Sonn- und Feiertagen jedoch findet die längst überfällige Verdopplung des Fahrtenangebots auf einen Stundentakt statt, wie sie ebenfalls in den 1990er Jahren schon bestanden hat. Erfreulich ist auch, dass die Bahnhalte Mörfelden und Walldorf künftig stündlich, statt heute zweistündlich bedient werden sollen.
  • Neue einzelne Nachtfahrten am Wochenende und vor Wochenfeiertagen in der bisherigen Betriebsruhe zwischen 0 und 5 Uhr ermöglichen spätes Heimkehren bzw. frühes Ausschwärmen fast rund um die Uhr. Damit können künftig Abendveranstaltungen oder Feiern in den Zentren mit nächtlicher Heimkehr mithilfe des öffentlichen Nahverkehrs besucht werden.

„Die modernen Doppelstock-Triebzüge bereichern den Nahverkehr zwischen den Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar und hieven ihn endlich auf einen zeitgemäßen Standard“, hebt Peter Castellanos, erster Vorsitzender von PRO BAHN Starkenburg e.V., die Verbesserungen hervor. „Im Fahrtenangebot stellen wir mit den Nachtfahrten und Verdichtungen am Wochenende zwar einige Verbesserungen gegenüber dem Status quo fest, allerdings werden dadurch jedoch einmal mehr nur katastrophale Fehler der Vergangenheit korrigiert, die zwischen den 1990er Jahren und kurz nach der Jahrtausendwende begangen wurden. [1] Hier hätten wir uns mehr Einigkeit der Aufgabenträger bei ihren S-Bahn-Planungen und mehr Bewegung beim Vorantreiben der Neubaustrecke Rhein/Main-Rhein/Neckar gewünscht, um erforderliche Kapazitäten zu schaffen“.

Ursprünglich sollten auf der Main-Neckar-Bahn schon ab dem kommenden Fahrplanwechsel zweiteilige Zugeinheiten eingesetzt werden, die in Neu-Edingen/Friedrichsfeld (ehemals „Mannheim-Friedrichsfeld“) aufgeteilt würden: Ein Zugteil sollte nach Mannheim, der andere nach Heidelberg und weiter nach Wiesloch-Walldorf verkehren. Durch diese „Flügelung“ wären umsteigefreie Verbindungen sowohl nach Mannheim als auch nach Heidelberg möglich. Da DB Netz trotz frühzeitiger Ankündigungen der Besteller (NVBW, VRN (für Kreis Bergstraße) und RMV) [2] die für die Flügelung notwendige Signaltechnik nicht errichten konnte, wird dieser Teil des Konzeptes erst ein Jahr später realisiert.

Auf der Odenwaldbahn ändert sich auf einer Fahrt das Platzangebot: Der in Frankfurt Montag-Freitag um 6.16 Uhr eintreffende VIAS-Zug führt künftig einen weiteren Zugteil mit sich. Der in Fahrtrichtung hintere Zugteil wird in Darmstadt Nord abgekoppelt und fährt weiter nach Darmstadt Hbf und Pfungstadt. Der vordere Teil fährt wie gewohnt nach Frankfurt Hbf. Damit wird um diese Zeit eine neue umsteigefreie Verbindung aus dem Odenwald zum Darmstädter Hauptbahnhof und zusätzliche Kapazität bis Darmstadt Nord (Merck) angeboten, was viele Pendler schätzen werden. Des Weiteren wird es eine tägliche Zusatzfahrt von Groß-Umstadt/Wiebelsbach ab 20.41 Uhr über Reinheim und Ober-Ramstadt nach Darmstadt Hbf (Ankunft 21.02 Uhr) geben. In Nächten vor Wochenenden (Samstag, Sonntag) und Feiertagen dürfen sich Nachtschwärmer außerdem auf eine späte Zusatzfahrt ab Eberbach um 22.39 Uhr freuen: Diese geht über Erbach und Michelstadt nach Darmstadt Nord und Frankfurt (Ankunft 0.39 Uhr). „Es ist erfreulich, dass die Flexibilität des ÖPNV durch diese Zusatzfahrten erhöht wird. Die Kapazitätsprobleme auf der Odenwaldbahn lassen sich kurz- bis mittelfristig wegen der zu kurzen Bahnsteige nur über den Einsatz von Doppelstock-Garnituren beheben“, findet Castellanos unter Verweis auf deren Einsatz um die Jahrtausendwende auf der ehemaligen Regionalexpress-Verbindung Frankfurt – Hanau – Erbach – Eberbach – Stuttgart.

Im Fernverkehr ändern sich auf ICE-Verbindungen zwischen Frankfurt und Berlin Streckenführungen, sowie Haltebahnhöfe, sodass sich Pendler auf diesen Strecken rechtzeitig über ihre Verbindungen informieren sollten. Einzelne über Darmstadt laufende Intercity-Verbindungen nach Stuttgart werden zu ICE-Verbindungen, was für Verbundzeitkarteninhaber mit IC-Zuschlag relevant ist. Zudem sei auf die neue über den Gotthard (Hinfahrt) und Lötschberg (Rückfahrt) verkehrende Bahnverbindung unter dem Produktnamen „Euro-City-Express“ (ECE) Frankfurt – Mannheim – Karlsruhe – Mailand hingewiesen, die die Metropolregion Rhein-Main mit Norditalien einmal täglich in 7 ½ Stunden umsteigefrei verbindet. Damit wird eine bestehende Intercity-Leistung bis Zürich verlängert und internationale Verbindungen komfortabler gestaltet, was PRO BAHN sehr begrüßt.


[1] 2006 komplette Einstellung des RE auf Main-Neckar-Bahn, bis dieser wenige Jahre danach wiedereingeführt worden ist. 1996 existierte auf der Riedbahn am Wochenende ein stündliches Grundangebot mit ergänzenden täglichen RE-Leistungen. Mit Einführung der S8 bis Riedstadt-Goddelau 2002 und Angebotskürzungen beim RE Frankfurt – Biblis – Mannheim ist im schnellen Regionalverkehr am Wochenende auf der Riedbahn nur noch ein 2-Stunden-Takt mit einer Bedienungslücke zwischen Biblis und Riedstadt-Goddelau verblieben. Mit den jetzigen Fahrplanwechsel wird dieser Missstand teilweise korrigiert.

[2] NVBW = Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, RMV = Rhein-Main-Verkehrsverbund, VRN = Verkehrsverbund Rhein-Neckar