Pressemeldungen aus Schwaben

Pressemeldung vom 20.02.2015

Fugger-Express: Angebotserweiterungen in Folgeausschreibung gefährdet

GDL-Streikdrohung übertönt den Ruf nach angemessener Finanzierung des SPNV

(jl) Die aktuelle Streikdrohung der GDL drängt ein mittel- und langfristig viel größeres Problem in den Hintergrund, befürchtet der Fahrgastverband PRO BAHN. Denn am Montag führt der Verkehrsausschuss des Bundestages eine öffentliche Anhörung zur zukünfigen Förderung des Regionalverkehrs auf der Schiene durch. Aus diesem Anlass weist PRO BAHN darauf hin, dass ohne eine adäquate Anpassung der entsprechenden Bundesmittel den Fahrgästen in Regionalzügen und S-Bahnen unangenehme Zeiten drohen. Beim Fugger-Express müsste man auch in der anstehenden Neuausschreibung damit rechnen, dass das Platzangebot nicht weiter aufgestockt werden könne und insbesondere die für Fahrgäste sehr unbefriedigende Situation wie in den Nachmittagsverbindungen 16.02 und 18.36 mit über 100 Stehplätzen ab München Dauerzustand werde, wenn die Förderung des Bundes nicht zügig adäquat angepasst werde. Auch der ursprünglich im Regio-Schienen-Takt geplante und nie realisierte Halbstundentakt am Wochenende zwischen Augsburg und Dinkelscherben würde weiter ein leeres Versprechen bleiben, stündliche Regionalverbindungen am Samstag Nachmittag und Sonntag zwischen Augsburg und Nürnberg über Donauwörth und Treuchtlingen eine "Eventualposition".

Bei der Bahnreform 1996 habe sich der Bund verpflichtet, nach der Umwandlung von Bundes- und Reichsbahn in das Privatunternehmen Deutsche Bahn AG den Nahverkehr mit den sogenannten "Regionalisierungsmitteln" weiter zu fördern. Doch während die Preise um 24% stiegen und die Fahrgäste inzwischen sogar 51% mehr für ihre Fahrkarten bezahlten, habe der Bund die Mittel noch nicht einmal um die anfänglich vereinbarten 1,5% pro Jahr erhöht. In Summe gab es seit 1996 eine Anpassung um 19,0%, also inflationsbereinigt eine deutliche Kürzung um 5%.

Die Angebotsverbesserungen der letzten Jahre wären nur möglich gewesen, weil das Land Bayern die Zugleistungen im Nahverkehr ausgeschrieben hätten. Eisenbahnverkehrsunternehmen hätten sich im Wettbewerb beworben und die Länder dadurch erhebliche Einsparungen realisieren können.

"Inzwischen sind hier aber kaum noch Kostensenkungen möglich. Im Gegenteil: Kosten für Fahrzeuge und Personal steigen", so Jörg Lange vom Fahrgastverband PRO BAHN. Lange weiter: "Noch gravierender ist aber die Benachteiligung des Bahnverkehrs und seiner Kunden durch die Schienen- und Bahnhofsnutzungsgebühren." Während Autofahrer und Busnutzer bislang jede Straße Deutschlands kostenfrei nutzen können, müssen die Eisenbahnverkehrsunternehmen und damit auch die Bundesländer für jeden befahrenen Schienenkilometer und jeden Bahnhofshalt Nutzungsgebühren an die Deutsche Bahn zahlen. DB Netz sowie DB Station & Service sind per Vertrag mit der Bundesrepublik Deutschland sogar verpflichtet, die Instandhaltung von Gleisen und Stationen aus diesen Gebühren zu finanzieren. Bessere technische Ausstattungen der Bahnhöfe mit Aufzügen, Rolltreppen und Informationssystemen sowie ein steigendes Alter der Anlagen führten aber zu immer höheren Kosten. Gab z.B. das Bundesland Bayern im Jahr 2000 noch 360 Millionen Euro aus, sind es inzwischen 620 Millionen (plus 72% bei nur 19% Mehrkilometern).

"Wir stehen an einer dramatischen Trendwende. Statt eines Ausbaus entsprechend der Fahrgastzahlen sehen wir inzwischen bei Neuauschreibungen die Beibehaltung des Status-Quo. Mittelfristig werden die Stehplätze in den Züge gerade in den Ballungsgebieten weiter zunehmen, während in der Fläche Streichungen von Zugverbindungen erfolgen werden", so Jörg Lange, der beim Fahrgastverband neben dem Fugger-Express auch die Nahverkehrsfinanzierung betreut. "Wir werden die Fahrgäste, die wir vertreten, in der nächsten Zeit verstärkt aufklären." Zwar habe der Bundesrat mit einem eigenen Gesetzentwurf einen sinnvollen Vorschlag zur zukünftigen Finanzierung gemacht. Die Bundesregierung würde trotzdem die notwendige Reform weiter verschleppen. Dies gelänge nur, weil viel zu wenigen der 11 Millionen Fahrgäste in Deutschland die Finanzierung des Nahverkehrs bekannt sei. Das zu ändern, habe sich der Fahrgastverband als Ziel gesetzt.

Rückfragen bitte an Jörg Lange, E-Mail: joerg.lange@pro-bahn.de, Tel.: 0176-55142549
v.i.S.d.P.: Jörg Lange