Pressemeldungen aus Schwaben

Pressemeldung vom 09.12.2022

Der Weg zur Verkehrswende bleibt holprig

Fahrgastverband ist wenig begeistert über die Situation zum Fahrplanwechsel

(pb) pb) In der Nacht von Samstag auf Sonntag erfolgt der jährliche Fahrplanwechsel bei der Eisenbahn und Verkehrsverbünden wie dem AVV. Hat sich in den letzten Jahren ohnehin oftmals nur wenig getan, so bleiben dieses Jahr geplante Verbesserungen aus. Teilweise entfallen sogar bereits existierende Angebote. "Die aktuelle Situation führt nicht gerade dazu, dass sich mehr Bürger für den ÖPNV begeistern", fasst Errol Yazgac, Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN e.V. für Schwaben, zusammen.

Mit dem Start von zwei Verkehrsverträgen (E-Netz und Diesel-Netz Augsburg) waren deutliche Verbesserungen angekündigt worden. Fahrgastverband und Vertreter der Region hatten sich hier im Vorfeld der ziemlich genau vor fünf Jahren veröffentlichten Ausschreibung massiv eingesetzt. "Positiv für die Fahrgäste sind die neuen Fahrzeuge sowohl bei Go-Ahead wie auch der BRB mit einem besseren und oft auch größerem Platzangebot", so Jörg Lange, der beim Fahrgastverband das E-Netz-Augsburg (ehemals "Fugger-Express") betreut. Doch beim Angebot gibt es Abstriche. Da Go-Ahead von über 300 Lokführern noch ca. 40 fehlen, wird an Werktagen der bislang angebotene 30-Minuten-Takt auf den Bahnhöfen zwischen Augsburg und Meitingen bis voraussichtlich Juni ausgesetzt. Ein Stundentakt im direkten Umfeld der drittgrößten Stadt Bayerns sei nun mal kein attraktives Angebot, so Lange weiter. Das Angebot eines 30-Minutentaktes zwischen Augsburg und Dinkelscherben, für das man sich insbesondere mit der IHK eingesetzt habe, entfalle ebenfalls bis zur Jahresmitte. Ursprünglich sollte mit Fahrplanwechsel auch die Staudenbahnstrecke bis Langenneufnach reaktiviert werden. Während dieses Ziel in weite Ferne gerückt sei, verbliebe von dem neuen Fahrtangebot nur der bisher auch vorhandene Pendelverkehr zwischen Gessertshausen und Augsburg, den jetzt die BRB fährt. Doch auch dieses EVU hat es nicht geschafft, die deutlich geringere Zahl neuer Lokführer auszubilden, die für alle ab Sonntag zu fahrenden Züge notwendig sind. Neben einem stark nachgefragten Zug vor Schulbeginn zwischen Gessertshausen und Augsburg entfallen hier ebenfalls die neuen Fahrten im Halbstundentakt an Samstagen zwischen Augsburg und Aichach "bis auf weiteres". "Ich hätte mir hier schon eine konkrete Aussage gewünscht, wann die BRB die vertraglich vereinbarten Zugfahrten anbieten kann, auch von der Politik," so der Friedberger Nahverkehrsbeauftragte Prof. Manfred Schnell.

"Hier sind alle gefordert: Unternehmen, Freistaat und Bürger" - so der Fahrgastverband: Die Unternehmen müßten weiter Mitarbeiter ausbilden und diese durch attraktive Arbeitsbedingungen in dem grundsätzlich schwierigen Umfeld aus Schicht- und Wochenendarbeit halten. Der Freistaat habe bereits angefangen, hier Anforderungen in den Ausschreibungen zu stellen. Dies sei zu begrüßen und müsse weiter ausgebaut werden. Aber auch die Kunden wären gefordert: Ein Miteinander auf "Augenhöhe" zwischen Eisenbahnern, Bus- und Trambahnfahrern und den Fahrgästen sei dringend nötig. Hier gäbe es zwar sicher auch das eine oder andere Verbesserungspotential auf Personalseite - leider aber genauso bei dem einen oder anderen Kunden.

Der Wechsel des Betriebs im E-Netz vom Fugger-Express der DB Regio zur Go-Ahead führe auch zu anderen Verwerfungen. Fahrkarten für den DB Fernverkehr seien in Mering weder am Schalter noch am Automaten zu kaufen. Als Verband danke man Go-Ahead Bayern, dass diese zumindest in Günzburg und Donauwörth trotz wenig attraktiver Vetriebsbedingungen der DB noch ICE-Fahrkarten versuchsweise weiter verkaufen wollten. Aber dass es der DB als einem im Bundesbesitz befindlichen Unternehmen erlaubt werde, sich auf einen reinen Vertrieb über Smartphone & Co. zurückzuziehen, sei in der heutigen Zeit absolut unverständlich. Zusammenfassend könne man nur sagen, so Errol Yazgac: "Der Weg zur Verkehrswende schaut momentan sehr holprig aus. Es gibt in 2023 für Politik, Verwaltung und Verkehrsunternehmen noch viel zu tun!"

Rückfragen bitte an Errol Yazgac, E-Mail: errol.yazgac@pro-bahn.de, Tel.: 0160-93896180
oder Manfred Schnell Mobil 0177-4237315
v.i.S.d.P.: Jörg Lange