der Fahrgast 94: Mai - Juli 2003

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Aus dem Inhalt

Interregio-Nachfolge: Jetzt kommt RE X

Neues Konzept zur Verbindung der Regionen

Seit dem 15. Dezember 2002 sind die Interregio-Züge abgeschafft. Teilweise fahren die Züge noch unter dem Namen "Intercity" oder "ICE", aber die Fahrgäste aus den Regionen sind durch hohe Preise ausgesperrt, Verbundfahrscheine sind ungültig. Wo die Interregio-Züge nicht mehr fahren, haben die Besteller des Nahverkehrs die Lücken leidlich gestopft. Nur einen Monat später trat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger (BAG-SPNV) mit einem neuen Konzept für den interregionalen Verkehr an die Öffentlichkeit, das mehr bieten soll als Notlösungen: Mit einheitlichen Standards, übersichtlichen Tarifen und einem bundesweit durchplanten Angebot wollen die Aufgabenträger die Lücke zwischen Nah- und Hochgeschwindigkeitsverkehr schließen. Damit bekommt Konturen, was PRO BAHN schon lange fordert und in "der Fahrgast" immer wieder beschrieben hat: ein regionenübergreifendes, schnelles Angebot als Nachfolge des Interregio. Frage an die Politik: Werden sachfremde Interessen dieses Konzept blockieren? Der Artikel zum Download (pdf).

DB und RE X-Konzept: Weltbild in Gefahr

Gefährdet ein interregionales Expressnetz die Bahnreform?

Die Deutsche Bahn AG hält ein interregionales Expressnetz für überflüssig. Während sie auf der Mitte-Deutschland-Verbindung selbst Subventionen für den ICE entgegennimmt und trotzdem von den Fahrgästen der Region ungeniert astronomische Preise verlangt, schwingt sie sich in einer Stellungnahme zum RE X-Konzept zum Hüter der öffentlichen Haushalte auf. Das RE X-Konzept rührt am Weltbild der DB. Der Artikel zum Download (mit obigem, pdf).

Neues Vergaberecht: Kein Freibrief für Ausschluss von Wettbewerbern

Die Gerichte haben das Wort
(von Rainer Engel)

Eigentlich sollte die Bundesregierung auf Druck von DB-Chef Hartmut Mehdorn die Deutsche Bahn AG vor Wettbewerb schützen. Doch die ersten weit reichenden Vorstellungen des Bundesverkehrsministeriums fanden im Bundesrat keine Mehrheit: Am 18. Oktober 2002 billigte er eine Änderung der Vergabeverordnung, die den Wettbewerb wesentlich weniger einschränkt, als die DB AG gefordert hatte und die Landesregierungen glauben wollen. Schon wieder streiten daher Wettbewerber und Länder darum, ob direkte Verträge mit der DB AG rechtens sind. Juristen sagen "nein", Politiker sagen "ja".

Prestigeprojekt kontra Region: Zur Plünderung freigegeben?

Stoppt der Metrorapid den Ausbau in der Region?
(von Eckehard Frenz)

In Nordrhein-Westfalen droht dem öffentlichen Nahverkehr ein herber Rückschlag. Der Metrorapid, die geplante Anwendung der Magnetschwebetechnik für den Regionalschnellverkehr parallel zur heutigen Eisenbahnstrecke Dortmund - Duisburg - Düsseldorf, entpuppt sich bei kritischer Auswertung der Machbarkeitsstudie als Fass ohne Boden mit geringem Verkehrswert. Das kürzlich von der Landesregierung verabschiedete Finanzierungskonzept bestätigt Kritiker, die von Anfang an befürchtet haben, die jährlich vom Bund an das Land für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) überwiesenen Regionalisierungsmittel würden künftig als finanzielle Rückfallebene für Kostenexzesse des "Leuchtturmprojekts" der nordrhein-westfälischen SPD herhalten müssen. Aber Kritiker sind bei der SPD unerwünscht. Bevor überhaupt eine Vorstudie auf dem Tisch lag, hatten Ministerpräsident Clement und sein für Verkehr zuständiger Minister Schwanhold eine Metrorapid-Doktrin entwickelt, wonach es am Bau des Metrorapid keinen Zweifel gebe. Seitdem versucht die Landesregierung, die zahlreichen Kritiker, egal ob Fahrgastverbände oder Verkehrsverbund VRR, mit unsachlicher Polemik abzublocken und den bündnisgrünen Koalitionspartner durch Drohung mit Koalitionsbruch auf SPD-Kurs zu bringen. Die Hoffnung, nach Clements Wechsel nach Berlin und Schwanholds Ablösung werde mit den Nachfolgern, Ministerpräsident Steinbrück und Verkehrsminister Horstmann, eine emotionslose Diskussion möglich sein, haben sich nicht erfüllt. Auch sie halten eisern an der Metrorapid-Doktrin fest.

Familien, Bordpreise und Bundesgrenzschutz

Immer mehr Beschwerden über die DB

Erste Erfahrungen mit den neuen Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn AG, die ersten Monate mit dem neuen Preis- und Tarifsystem, der Blick nach Brüssel und die Diskussion, wie sich Fahrgast- und Kundenrechte bei Bus und Bahn weiterentwickeln könnten - das sind die Schwerpunkte des Projekts "Fahrgastrechte", mit dem der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und PRO BAHN Fahrgäste besser über ihre Rechte informieren wollen. Immer mehr Fahrgäste wenden sich an den vzbv und an PRO BAHN. Wir haben für Sie Antworten auf aktuelle Fragen zusammengefasst. Der Artikel zum Download (pdf).

Behinderte und normale Fahrgäste: Behindert durch Kommerz

Universelles Bauen und Gestalten tut Not
(von Rainer Engel)

Öffentliche Bauten und öffentlicher Verkehr sollen behindertengerechter werden. Seitdem das Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft getreten ist, hat diese Forderung eine neue Qualität gewonnen. Noch befindet sich das Anliegen, den öffentlichen Verkehr und öffentliche Bauten behindertengerecht zu gestalten, im Versuchsstadium, aber das neue Gesetz wird dazu zwingen, allgemein gültige Normen zu entwickeln. Eine Tagung in Leipzig zeigte den Weg auf, der gegangen werden muss: universelles Bauen und Planen für Behinderte und Nichtbehinderte ist das Gebot der Stunde. Der Artikel zum Download (pdf).