der Fahrgast 102: Mai - Juli 2005

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Aus dem Inhalt

Die gesetz-mäßige Bahn: Tempo 30 ist schnell genug

Keine wirksame Handhabe gegen Vernachlässigung

Dienen Schienenwege der Öffentlichkeit? Und wenn ja: Welchen Einfluss hat die öffentliche Hand, um diese Zweckbestimmung zu sichern? Im Kyffhäuserkreis führt die Deutsche Bahn AG vor, wie hilflos sich der Staat mit der Bahnreform von 1994 gemacht hat. Tempo 30 genügt für die Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften. Infrastrukturunternehmen können Bahnlinien bis zur Unbrauchbarkeit abwirtschaften, um sie dann den Ländern und Kommunen vor die Füße zu werfen - ohne gegen Gesetz und Recht zu verstoßen. Auch die im Gesetzgebungsverfahren befindliche Novelle zum Eisenbahnrecht wird daran nicht viel ändern: Ein wirksames Instrument zur Sicherung der Qualität des Schienennetzes fehlt weiterhin.

Zugleich fordert DB-Chef Mehdorn aber die Zusicherung von Milliardenbeträgen für das Schienennetz aus Steuermitteln - um sie dann ohne jede volkswirtschaftliche Verantwortung auszugeben und die Dividenden der Aktionäre zu sichern.

Tagung der VDV-Akademie: Neues Modell für regionale Schieneninfrastruktur?

Initiative Regionalisierung der Infrastrukturverantwortung
(von Stephan Anemüller)

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert die schrittweise Regionalisierung der Entscheidungs- und Finanzierungsverantwortung für die regionale Eisenbahninfrastruktur. Ziel ist es, den Ländern diese Verantwortung für die Netzbestandteile abseits der überregionalen Infrastruktur zu übertragen. Durch die Schaffung einer eigentümerunabhängigen Finanzierungsgrundlage und klare Entscheidungskompetenzen sollen sie die Sicherung und Entwicklung der regionalen Eisenbahninfrastruktur gewährleisten können. Zudem erwartet der VDV hierdurch einen effizienteren Einsatz öffentlicher Mittel. Ein Bericht von einer Tagung der VDV-Akademie vom 24.-25. Januar 2005.

Regionale Infrastruktur (I): Erfolg belohnt PRO BAHN

Die Erfolgsgeschichte der elektrifizierten Enztalbahn
(von Dieter Zaudtke)

Die Stadtbahn durch Bad Wildbad bis zum Kurpark hat ihre Befürworter nicht enttäuscht und die Kritiker widerlegt. Eine "Bundes-Bahn" hätte es nicht geschafft, die Widerstände zu überwinden.

Regionale Infrastruktur (II): Freie Fahrt im Flöhatal

Erzgebirgsbahn kommt mit Streckensanierung gut voran
(von Ingolf Wappler)

Am 29. Januar 2005 nahm die Erzgebirgsbahn den durchgehenden Zugverkehr zwischen Chemnitz Hbf und Olbernhau wieder auf. Damit wird der wichtigste Abschnitt der 130 Jahre alten Flöhatalbahn nach umfangreichen Sanierungsarbeiten und damit verbundenen längeren abschnittsweisen Sperrungen wieder bedient, und das attraktiver und schneller als je zuvor.

Politik und "Stuttgart 21": Ungebremst ins schwarze Loch?

Der Tunnelbahnhof in Stuttgart ist noch nicht beschlossen
(von Rainer Engel)

Das Eisenbahnbundesamt (EBA) hat zwar den ersten Planfeststellungsbeschluss zu "Stuttgart 21" erlassen und die Befürworter des Großprojekts lesen das als Bestätigung ihrer Haltung. Doch es ist nicht nur Klage gegen den Beschluss eingereicht, auch die Wahrheit über die Finanzierung wird erst jetzt an den Tag kommen. Zur Finanzierung kommen vom Verkehrsminister des "Ländles" abenteuerliche Ideen, die mit europäischem Recht nicht in Einklang zu bringen sind.

"Stuttgart 21" im Netz: Freibrief für den Flaschenhals

Fragwürdige Rechnungen über die Kapazität
(von Rainer Engel)

Der Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes (EBA) für den Tunnelbahnhof "Stuttgart 21" enthält zwar eine umfangreiche Erörterung der Frage, ob der achtgleisige Tunnelbahnhof die erforderliche Kapazität aufweise. Doch die Berechnungen der DB AG sind offenbar ungeprüft übernommen worden, die Ansätze fragwürdig, die Zahlen nicht belastbar. Die einzige Grundlage - eine DB-Richtlinie -, die Auskunft geben könnte, ist geheim. Die Rechte der Fahrgäste, ihre Anschlusszüge zu erreichen, sind nicht berücksichtigt. Der Faktor Mensch - ob Fahrgast oder Zugpersonal - führt zu Verspätungen, die Mathematiker ignorieren.

Unterdessen hat die DB gemerkt, dass ihre Fahrpläne zu eng gestrickt sind - und hat die Fahrzeiten zum Fahrplanwechsel im Dezember 2004 kräftig gestreckt. Die neuen betrieblichen Vorgaben hätten die Kapazitätsberechnungen für den Tunnelbahnhof zu Makulatur gemacht - aber die Unterlagen zum Planfeststellungsbeschluss wurden nicht aktualisiert. So wird "Stuttgart 21" zu einem Risiko für die Pünktlichkeit in ganz Süddeutschland.

Fahrgast-Rechte: Gewährleistung für Fahrgäste

Es kommt Bewegung in die Sache

Während die Fluggäste seit Februar nicht mehr mit kleinen Gutscheinen abgespeist werden dürfen, versuchen die Eisenbahnen in Europa unter Führung der Deutschen Bahn, angemessene Rechte der Fahrgäste zu verhindern. Doch die Entwicklung ist in Bewegung.

Kultur und Spiele: Fußball-Weltmeisterschaft in Stuttgart

Mit dem Nahverkehr kein Problem
(von Erich Preuß)

Ein Stadionbesuch in Stuttgart bietet mehr als Tore. Die Bahn fährt direkt zu den interessanten Zielen.