der Fahrgast 101: Februar - April 2005

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Aus dem Inhalt

Das Prinzip "Alles oder nichts": Großprojekte in der Kostenfalle

Endet Stuttgart 21 wie Erfurt - Nürnberg?
(von Rainer Engel)

Das Geld wird knapp. Die DB streicht zahlreiche Neu- und Ausbauprojekte. Besonders teuren, politisch umstrittenen Projekte wie "Stuttgart 21" und "Nürnberg - Erfurt" werden aber unverändert weiter verfolgt. Bauruinen, nutzlose Investitionen und vertane Planungskosten prägen das Bild des Eisenbahnwesens in Deutschland. Zur gleichen Zeit feiert die Schweiz die erste Etappe eines Großprojekts ganz anderer Art: Mit "Bahn 2000" sind unsere Nachbarn Schritt für Schritt zum Ziel eines schlüssigen Netzes gelangt. Wann werden die deutschen Politiker bereit sein, ein Gesamtkonzept befürworten, das Schritt für Schritt verwirklicht werden kann?

Der 12. Dezember 2004

Ein besonderer Sonntag
(von Benedikt Weibel)

Der 12.12.2004 ist für die Angestellten des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz ein besonders intensiver Arbeitstag gewesen. Für die Kundinnen und Kunden sollte er zu einem besonders angenehmen Tag werden. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) werden von diesem vorweihnachtlichen Sonntag an 14 Prozent mehr Zugkilometer zurücklegen. 90 Prozent der Züge bekommen einen neuen Fahrplan. Seit der Einführung des Taktfahrplans vor 22 Jahren gab es keinen derart umfassenden Ausbau mehr.

Die Schweiz: "Nur" ein S-Bahn-System?

(von Joachim Kemnitz)

Benedikt Weibel, Vorsitzender der Geschäftsleitung der SBB (Schweizerische Bundesbahnen), spricht von der "S-Bahn Schweiz". Der Begriff wird in der Schweiz ganz anders verstanden als in Deutschland, insbesondere bei den Bahn-Offiziellen, und ist Anlass für Missverständnisse. Während bei uns "S-Bahn" als simpler und zweitrangiger Bahnbetrieb missverstanden wird, ist mit "S-Bahn Schweiz" der Anspruch des Fahrgastes auf flächendeckende, regelmäßige und schnelle Verbindungen gemeint.

Pro Bahn Schweiz zu Bahn 2000

Freie Fahrt auf dem Schweizer Schienennetz!
(von Otto Hostettler)

Mit dem Fahrplanwechsel Ende 2004 bricht im öffentlichen Verkehr der Schweiz eine neue Epoche an: Mit der ersten Etappe von Bahn 2000 profitieren Kundinnen und Kunden auf einen Schlag von einem gewaltigen Ausbau des Angebots. Die Verbindungen werden häufiger, schneller, direkter und bequemer - quer durch die Schweiz. Aber nicht nur der Fernverkehr wird mit der ersten Etappe von Bahn 2000 ausgebaut auch das Angebot im Regionalverkehr wird verbessert. Zürich wird zum größten und wichtigsten Bahnknoten.

Nicht zufrieden: Lenzburg nur einmal stündlich

Das schlechte Beispiel von Bahn 2000

In Lenzburg werden die Schnellzüge künftig nur noch ein- statt bisher zweimal pro Stunde halten. Dieser Entscheid ist für Pro Bahn Schweiz nach wie vor unverständlich. Wie bewertet man eine solche Forderung aus deutscher Sicht?

Stuttgart 21: Kopfbahnhof statt Kostenfalle

Ein reformierter Kopfbahnhof ist machbar
(von Volkhard Jung)

Das Projekt "Stuttgart 21" mit dem unterirdischem Durchgangsbahnhof ist viel zu teuer! Ein reformierter Kopfbahnhof wäre eine preisgünstigere Lösung. Das Eisenbahnnetz bedarf staatlicher Mittel, und Großprojekte wie "Stuttgart 21" dürften zurzeit mit staatlichen Mitteln nicht realisierbar sein. Während das Schienennetz aus dem Bestreben nach schwarzen Zahlen für die DB AG sträflich vernachlässigt wird und sogar Bundesmittel nicht abgerufen werden, nur um die 20 Prozent Eigenanteil der DBAG zu sparen, ist ein Projekt wie der Tunnelbahnhof "Stuttgart 21" nicht verantwortbar.

84 statt 52 Züge je Stunde: Viel mehr Leistung für weniger Geld

Ein Exkurs über mathematische Wahrheiten

Während ein Durchgangsbahnhof mit acht Gleisen kaum die prognostizierten Zuwächse des Fern- und Regionalverkehrs aufnehmen kann und eine spätere Kapazitätserweiterung nicht mehr möglich ist, bietet ein reformierter Kopfbahnhof nicht nur fast die doppelte Kapazität, sondern auch einen ungleich flexibleren Betriebsablauf. Um das zu erkennen, braucht man nur etwas mathematisches und eisenbahntechnisches Grundwissen.

Der Fahrgast will wissen, wo er ist

Reklame auf dem Fenster

Stadt- und Regionalbusse sind begehrte Reklameobjekte. Als fahrende Litfaßsäulen bewegen sie sich durchs Straßenbild. Oft reicht die Reklame bis über die Seitenfenster des Busses. Die Folge: Der Fahrgast guckt gegen die Rückseite der Reklamefolie und sieht eine verschwommene Welt - oder gar nichts. ROVER (der niederländische Fahrgastverband, d. Red.) wehrt sich gegen die Werbung auf den Seitenfenstern von Bussen. Interessant ist ein Vergleich mit Belgien: Beim flämischen Stadt- und Regionalverkehrsbetrieb "De Lijn" ist Reklame auf dem Fenster seit einiger Zeit verboten.

Von Sonneberg nach Cursdorf: Lückenschluss gelungen

Erfolgreiche Koordinierung der Thüringer Nahverkehrsgesellschaft

Der Lückenschluss zwischen zwei eisenbahntechnischen und touristischen Attraktionen ist gelungen: Jetzt kann man auch am Wochenende zu attraktiven Zeiten vom Sonneberger Netz zur Oberweißbacher Bergbahn gelangen und umgekehrt. Die Koordinierung durch die Thüringer Nahverkehrsgesellschaft war erfolgreich.

Unterwegs im Bereich Königsberg

"Sind wir schon in Cranz?"
(von Bruno Rebbelmund)

Schlappe 600 Kilometer liegt Königsberg von Berlin entfernt, und trotzdem sind die Stadt und das nördliche Ostpreußen immer noch für viele ein fernes, unbekanntes Land. Unbekannt ist insbesondere, wie es heute bei den ehemaligen Kleinbahnen aussieht. Diese Wissenslücke wollte eine Handvoll Kleinbahnfreunde schließen.