PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Landesverband Bayern

Pressemeldung vom 15.09.2023

Alternative Antriebe: Bayern hinkt Jahre hinterher

zur heutigen Pressefahrt des bayerischen Wirtschaftsministeriums in Kaufbeuren

Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert den Fokus der bayerischen Politik auf den Wasserstoffantrieb im Schienenverkehr. Andernorts wurde seit Jahren getestet und Wasserstoffzüge haben sich nicht durchgesetzt. Statt teurer Experimente muss jetzt mit Elektrifizierungsmaßnahmen gestartet werden, um mit Oberleitung und Batterien den gesamten bayerischen Schienenpersonennahverkehr elektrisch zu bewältigen.

Der Fahrgastverband PRO BAHN stuft die heutige Sonderfahrt des bayerischen Wirtschaftsministeriums mit einem Wasserstoffzug als kostspieligen und unnützen Fototermin ein. „Andere Bundesländer wie Niedersachsen haben schon vor mehr als vier Jahre einzelne Züge mit Wasserstoff in Betrieb genommen und getestet und aus den Erfahrungen die Erkenntnis gewonnen: Wasserstoff ist nicht sinnvoll auf der Schiene. Jetzt kurz vor der Landtagswahl auch in Bayern einen einzelnen Wasserstoffzug vorzustellen, während Schleswig-Holstein gerade mit der Inbetriebnahme von 55 batterieelektrische Zügen beginnt, zeigt nur, wie weit mittlerweile Bayern der Entwicklung hinterherhinkt“, so Dr. Lukas Iffländer, bayerischer Vorsitzender des Fahrgastverbandes PRO BAHN.

PRO BAHN fordert die Landespolitik auf, endlich für die Elektrifizierung des Bahnnetzes im Allgäu zu sorgen. „Anstelle eines einzelnen Wasserstoffzuges auf einem Teilabschnitt der Strecke Augsburg – Geltendorf – Weilheim – Schongau kann schon heute der gesamte Zugverkehr dort batterieelektrisch erfolgen. Auch für das Allgäu wie die andere Einsatzstrecke des Wasserstoffzuges Augsburg – Füssen ist batterieelektrischer Betrieb schnell möglich“ so Iffländer weiter. Der Markt hat sich klar entschieden: Wasserstoff ist für die Mobilität in Bayern nicht relevant. Nur mit viel Steuergeld können noch ‚Pilotprojekte‘ durchgeführt werden, die keine Bedeutung mehr haben, außer kostspielig erkaufte Fototermine zu ermöglichen.

Andere Bundesländer wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sind viel weiter als und haben die Wasserstofftechnologie geprüft und festgestellt, dass die Zukunft dem batterieelektrischen Betrieb gehört. Auch der Markt und Nutzfahrzeughersteller teilen diese Ansicht. Eine aktuelle Studie in Baden-Württemberg hat ergeben, dass Wasserstoffbetrieb knapp das doppelte des batterieelektrischen Betriebs kostet. In Schleswig-Holstein wurden innerhalb von vier Jahren gezielt Oberleitungsinseln nachgerüstet und der batterieelektrische Betrieb beginnt nun in den nächsten Monaten.

„Bayern muss endlich auch Tempo bei der Elektrifizierung aufnehmen. Mit der gleichen Ambition und Geschwindigkeit wie Schleswig-Holstein fahren alle Züge im Allgäu ab der nächsten Ausschreibung elektrisch.“ fordert PRO BAHN. Bei der hohen Geschwindigkeit der anderen Länder und gleichzeitigem bayerischen Nichtstun besteht auch die Gefahr, dass die für die Elektrifizierung des bayerischen Bahnnetzes vorgesehenen Bundesmittel in andere Länder fließen. Als kleinen Trost sieht PRO BAHN, dass die negativen Auswirkungen auf den täglichen Betrieb überschaubar bleiben, wenn ein einzelnes Wasserstofffahrzeug zusätzlich eingesetzt wird.

Wasserstoff ist rar, teuer und nur mit hohen Verlusten erzeugbar. Er muss den Sektoren vorbehalten bleiben, in denen es keine geeigneten Alternativen gibt. Im Verkehr gibt es dagegen bewährte Lösungen auf der Schiene und auf der Straße.

Für Bayern hat PRO BAHN eine konkrete Betrachtung aller bayerischen Eisenbahn-Nahverkehrslinien durchgeführt, mit dem Ergebnis: Die komplette Elektrifizierung ist kurzfristig und mit wenig Aufwand möglich. Die Ergebnisse dieser Betrachtung sind im Internet unter https://www.pro-bahn.de/bayern/elektrifizierung/ dargestellt. Dort wird auch auf die Bedeutung von Wasserstoff und die industriepolitischen Aspekte eingegangen. Angesichts dieser Ergebnisse weiterhin Steuergelder in die Wasserstofftechnologie zu pumpen, ist eine Themaverfehlung.

Rückfragen bitte an Dr. Lukas Iffländer, Landesvorsitzender, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
oder Andreas Barth, andreas.barth@muenchen.pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer