PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Landesverband Bayern

Pressemeldung vom 25.08.2023

Elektrifizierung des bayerischen Bahnverkehrs: Jetzt handeln!

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert die bayerische Politik auf, umgehend die komplette Elektrifizierung des bayerischen Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) anzugehen. Das Setzen auf Wasserstoff ist in anderen Bundesländern krachend gescheitert, diesen Fehler sollte Bayern nicht wiederholen. Der Fahrgastverband hat eine kurze Liste notwendiger Projekte erarbeitet, die zusätzlich zu den bereits beschlossenen umgesetzt werden müssen, um den gesamten SPNV elektrisch per Oberleitung oder Batterie abzuwickeln.

„Wir fordern: Alle Ausschreibungen ab 2029 setzen ausschließlich auf Elektromobilität, sei es mit Oberleitung oder batterieelektrisch,“ so Dr. Lukas Iffländer, bayerischer Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes PRO BAHN. Für alle vorher startenden Ausschreibungen fordert PRO BAHN, dass die Verträge kurzfristig kündbar sind oder die Fahrzeuge während der Vertragslaufzeit austauschbar.

Der batterieelektrische Betrieb ermöglicht, einen emissionsfreien Betrieb schnell zu erreichen, und ist zugleich eine Vorleistung für eine durchgehende Oberleitung. Dafür müssen Politik und Verwaltung die Blockadehaltung bei der Antriebswende im Schienenverkehr aufgeben, und zu den anderen Bundesländern aufschließen. Der Verband erinnert daran, dass die erste Übertragung von Strom über größere Entfernung in Bayern war, und ebenso Ende der 1920er-Jahre etwa die Hälfte der elektrifizierten Bahnstrecken Deutschlands in Bayern lag. An diese Meilensteine sollte die Staatsregierung wieder anknüpfen.

In einem unter https://www.pro-bahn.de/bayern/elektrifizierung/ veröffentlichten Strategiepapier analysiert der Fahrgastverband PRO BAHN, welche Maßnahmen für die vollständige Elektrifizierung prioritär notwendig sind. Lediglich sechs neue Maßnahmen sind notwendig, dazu kommen noch optional sechs weitere Maßnahmen sowie kleinste Ergänzungen wie eine neue Oberleitung für ein Gleis in einem schon elektrifizierten Bahnhof.

Neu erforderlich sind folgende Maßnahmen:

  • Elektrifizierung Buchloe – Kempten bis Ende 2029 (Schwaben)
  • Oberleitungsverlängerung oder -insel bei Münchberg bis Ende 2030 (Oberfranken)
  • Oberleitungsverlängerung Fürth – Nürnberg Nordost bis Ende 2031 (Mittelfranken)
  • Oberleitung z.B. im Mittelabschnitt zwischen Mühldorf und Passau bis Ende 2035 (Niederbayern)
  • Oberleitungsinseln Zwiesler Netz bis Ende 2037 (Niederbayern)
  • Teilabschnitt von Meiningen – Schweinfurt (Unterfranken/Thüringen)

Auch alle bereits beschlossenen Maßnahmen des Bundesverkehrswegeplans sowie des bayerischen Regionalen Elektrifizierungsprojekte werden zudem zeitlich einsortiert und priorisiert.

„Damit ist klar: die komplette Elektrifizierung des bayerischen Bahnnetzes ist zum Greifen nah. Jetzt ist die Politik gefordert, hier auch hinzugreifen, und auf Umsetzung zu drängen“ so Dr. Lukas Iffländer weiter. Der Verband unterstützt ausdrücklich die Elektrifizierung weiterer Strecken. Beispielsweise bei der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn ist die durchgehende Oberleitung sowohl im Allgäu und Schwaben zwischen Hergatz und Augsburg sowie in Oberfranken zwischen Hochstadt und Hof auch klarer Konsens mit der Politik vor Ort.

Als Pilotprojekt bietet sich die Ausschreibung für die Allgäunetze (Betriebsstart Ende 2029) an. Schleswig-Holstein hat in vergleichbarer Zeit den kompletten Weg von Fahrzeugausschreibung bis zu zusätzlichen Elektrifizierungen zurückgelegt. „Der Freistaat Bayern muss doch den Anspruch haben: So schnell wie Schleswig-Holstein ist natürlich möglich,“ so der PRO BAHN-Landesvorsitzende zum Faktor Zeit. Dafür müssen aber jetzt die Entscheidungen getroffen werden.

Rückfragen bitte an Andreas Barth, andreas.barth@muenchen.pro-bahn.de
oder Dr. Lukas Iffländer, Landesvorsitzender, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer