Fahrradmitnahme in Bayern 2007/2008

PRO BAHN: Bestandsaufnahme vom 15. Dezember 2007

Manch einer mag sich wundern, warum gerade in der dunkelsten und kältesten Zeit des Jahres dieses Thema auftaucht. Der Grund ist das alle Jahre wiederkehrende Bangen um die kostenlose Fahrradmitnahme in Zügen des Nahverkehrs. "Kostenlos" heißt übrigens, dass Landkreise oder Touristikverbände eine pauschale Summe an die DB zahlen und damit die Fahrgäste keine Fahrradkarte mehr lösen müssen.

Doch nun kommen wir schon zum ersten Problem: wann ist das Bangen eigentlich angebracht? Gemeinhin denkt man, dass zum Fahrplanwechsel, also in der ersten Dezember-Hälfte, etwaige Änderungen in Bezug auf den kostenlosen Fahrradtransport wirksam werden. Wie mir ein hochrangiger DB-Mitarbeiter jetzt mitteilte, sind die Verträge jedoch bis Jahresende gültig, das heißt, dort, wo bisher die Mitnahme umsonst war, ist sie es auch weiterhin bis Silvester 2007. Publiziert ist das meines Wissens aber nirgends!

Bereits im Sommer konnte man jedoch aus der Presse erfahren, dass die DB alle Verträge gekündigt hat, so dass ab Fahrplanwechsel bzw. ab 1. Januar (siehe oben) eine Fahrradkarte gelöst werden muß, falls die Verhandlungen über eine Verlängerung erfolglos bleiben sollten. Dabei hatte die DB erheblich höhere Preise als bisher verlangt - die bisherigen waren zugegebenermaßen zum Teil auch recht moderat - so dass gewisse Befürchtungen wach wurden. Für den Fahrgast stellt sich also die zweite bange Frage: waren die Verhandlungen für meinen Landkreis nun erfolgreich oder nicht? Die Antwort findet man - so denkt der normale Fahrgast - im Bahnhof, an den Automaten und in den Fahrplanheften bzw. Kursbüchern. Also schaute der Autor dieser Zeilen sofort nach Erscheinen des DB-Fahrplanheftes für das Werdenfelser Land (Raum Weilheim - Garmisch) in eben dieses und suchte nach den bekannten Hinweisen "die kostenlose Fahrradmitnahme wird Ihnen ermöglicht durch...". Leider vergeblich. Die Nachfrage am Schalter erzeugte redliches Bemühen, auf der Suche nach Informationen wurde man allerdings nicht fündig. Der Blick in das gleichzeitig erschienene Landkreiskursbuch führte jedoch - nach einigem Suchen - zu dem erhofften Hinweis, dass die Regelung verlängert worden sei. Eine Anfrage wegen dieser Diskrepanz bei der DB ergab, dass die Verhandlungen erst nach Drucklegung des DB-Kursbuches erfolgreich abgeschlossen wurden, und deshalb keine Hinweise mehr abgedruckt werden konnten. Auch im Rosenheimer Raum, in Berchtesgaden und einigen Strecken der SOB gelte die Fahrradmitnahme wie bisher. Im Übrigen machte man aber keinen Hehl daraus, dass die kostenlose Fahrradmitnahme eher unerwünscht sei. Es wurde aber zugesagt, dass die Strecken, auf denen das Angebot weiter gültig sei, im Internet und der örtlichen Presse bekannt gegeben werden.

Der Blick ins soeben erschienene Bayern-Kursbuch zeigt, dass für wenige Strecken (z.B. im Südosten Bayerns) der Hinweis auf die Mitnahmeregelung abgedruckt ist. Für den Raum Weilheim - Garmisch fehlt er hingegen. Wie es sich bei den anderen Strecken verhält, bleibt rätselhaft. Immerhin hat die DB zugesagt, die Informationen an PRO BAHN weiterzugeben - wir werden sie dann im Internet veröffentlichen bzw. auf die offiziellen DB-Seiten verweisen. Aus der bisherigen Erfahrung weiß man allerdings, dass die entsprechenden DB-Übersichten nicht zeitnahe bereitgestellt werden. Schaun mer mal, ob's dieses Mal besser wird und ob das Personal in den Zügen informiert ist!

Matthias Wiegner

Kommentar

Die Kommunikation der Strecken, auf denen für die Fahrradmitnahme kein Fahrschein erforderlich ist, ist seit Jahren ein Ärgernis. Die jahrelangen Bemühungen von PRO BAHN über verschiedene Kanäle, die DB zu bewegen, wenigstens ihre Automaten so zu programmieren, dass nicht für "kostenlose" Verbindungen Fahrpreise in Höhe von 3 (oder mehr) Euro angezeigt (und kassiert) wurden, sind gescheitert. Sie wurden ignoriert oder mit fadenscheinigen Ausreden abgewiegelt. Und den externen Verantwortlichen war's offensichtlich egal. Der nun eingetretene Zustand, dass sich Fahrgäste im Konfliktfall mit einem Schaffner oder dem Kontrollpersonal vermutlich auf inoffizielle Quellen (Landkreiskursbücher oder Pressemitteilungen) berufen müssen, oder immer online sein müssen, um vielleicht DB-Seiten vorweisen zu können (ein absurder Gedanke!), ist für einen Rechtsstaat ein inakzeptabler Zustand. Die Konsequenz wird letztendlich sein, dass mit dem Argument der "Transparenz" die kostenlose Fahrradmitnahme bald der Vergangenheit angehören wird. Das ganze wird dann wohl noch als Wohltat verkauft werden, weil die Nutzung der Bahn vereinfacht wurde. Während die Kombination "Bahn und Auto" in Form von tausenden von kostenlosen P+R Parkplätzen gefördert wird, wird die Nutzung des Umweltverbund "Bahn und Fahrrad" im Zeichen des Klimawandels behindert: Die Bereitstellung von akzeptablen Fahrradabstellanlagen erfolgt nicht und die Mitnahme von Rädern in Zügen wird extrem verteuert.

(mwie)

zur Übersicht von PRO BAHN Bayern e.V.: "kostenlose Fahrradmitnahme"