PRO BAHN Zeitung 75 (August 1998)

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Aus dem Inhalt

Eschede: Fragen nach der Sicherheit

(von Rainer Engel)

Der 3. Juni 1998 ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der deutschen Eisenbahn. 100 Menschen sterben, als ein ICE entgleist und eine Brücke rammt. Schock, Entsetzen und Trauer sind die ersten Reaktionen. Danach kommen die Fragen nach der Sicherheit. Einfache Antworten gibt es nicht, wohl aber viele Forderungen für die Zukunft.

Wohnen mit Gleisanschluß

Neue Fahrgäste für die Bahn
(von Ludger Palz)

"Stadtmitte ist da, wo der Bahnhof ist." Dieser etwas angestaubte Werbespruch der DB/DR aus dem Jahre 1993 beschreibt sehr gut, welche Rolle der Bahnhof und damit die Bahn künftig (wieder) spielen kann. Nicht mehr benötigte Bahnflächen können einer neuen Planung und Nutzung zugeführt werden. Hierfür wird im folgenden ein verkehrliches und städtebauliches Konzept für die Nutzung solcher Flächen in Bahnhofs- und Haltestellennähe umrissen, das

  • einen Lebensstil ohne (eigenes) Auto erlaubt, ohne die Mobilität einzuschränken,
  • langfristig das Betriebsergebnis der Bahn verbessert,
  • eine Reduzierung der CO2-Emissionen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ermöglicht und
  • das Bahnhofsviertel insgesamt aufwertet.

Zusätzliche Informationen: Leben ohne (eigenes) Auto; Vorteile und Probleme autoarmer Wohngebiete in Bahnhofsnähe

Ifo-Institut bestätigt: Die Wahrheit wird verschleiert

(von Ralf Ratzenberger)

Harte Kritik am Bericht der Bundesregierung über die Finanzleistungen für den öffentlichen Verkehr enthält der Kommentar "Die Wahrheit verschleiert" (PBZ 73/1998, S. 5 ff). Das Münchener Ifo-Institut bestätigt uns in einer Zuschrift, daß dem Bericht der Bundesregierung ein viel aussagekräftigerer Bericht des Ifo-Instituts zugrunde liegt. Wir drucken die wesentlichen Teile der Zuschrift ungekürzt ab.

Das Beispiel: Straße frei - mit Geldern für den öffentlichen Verkehr

(von Joachim Kemnitz)

Oft wird Geld mit der Begründung, daß der öffentliche Verkehr verbessert werden soll, ausgegeben. Der öffentliche Verkehr wird vor allem dort verbessert, wo er Autofahrern Platz machen soll, wo Straßenbahnen und Bahnübergänge den Autofahrern im Wege sind. Angebliche Sicherheitsgründe werden ebenso gern dafür vorgebracht. Doch was als große Verbesserung gilt, bringt den Fahrgästen oft wenig. Der hier genannte Fall spielt vor den Toren Hamburgs, bei der Eisenbahn Altona - Kaltenkirchen - Neumünster (AKN).

Für Sie gelesen

  • Die Bahn als Energieverschwender
    Gottfried Ilgmann, Gewinner und Verlierer einer CO2-Steuer im Güter- und Personenverkehr, herausgegeben von der Ludwig Bölkow-Stiftung, Daimlerstr. 15, 85521 Ottobrunn, 1998, Tel. 089/6081100, Fax 089/6099731, 183 Seiten, Ringbindung, 37,45 DM einschl. Porto und MWSt.

  • Wettbewerb oder Monopol?
    Hansjörg Rodi, Effizienz im Schienenverkehr, Heft 140 der Beiträge aus dem Institut für Verkehrswissenschaft an der Universität Münster, 106 Seiten A5, Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 1996, 64 DM, ISBN 3-525-85881-7

  • Über bessere Haltestellen und Verkehrsmittel
    Drei Bände, die sich mit der Gestaltung von Straßenraum, Haltestellen und Verkehrsmitteln befassen, stellen wir hier vor. Man sollte sie alle nebeneinander zur Hand haben, denn keines schöpft das Thema wirklich aus. Zusammen sind sie aber ein gutes Handwerkszeug. Vor allem sollte bewußt werden: was Seh- und Gehbehinderten dient, macht das Mitfahren für alle "Normalen" bequem und attraktiv.

  • Handbuch für bessere Haltestellen
    Bürgerfreundliche und behindertengerechte Gestaltung von Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs, erschienen in der Reihe "Direkt", Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in den Gemeinden, Band 51, 1997, 110 Seiten A 4. Zu beziehen vom Bundesministerium für Verkehr, Referat A 24, Robert-Schumann-Platz 1, 53175 Bonn.

  • Öffentlicher Verkehr für Blinde und Sehbehinderte
    Handbuch Umwelt- und Verkehrsraumgestaltung, herausgegeben vom Deutschen Blindenverband e.V., 1997, 240 Seiten A4. 16 DM zuzügl. Versand. Zu beziehen vom Deutschen Blindenverband e.V., Rungestr. 19, 10179 Berlin

  • Mobilitätsbehinderte Menschen im Verkehr
    Mobilitätsbehinderte Menschen im Verkehr, Forschungsergebnisse und Planungsempfehlungen, Band 39 der grünen Reihe des Fachgebiets Verkehrswesen der Universität Kaiserslautern, Paul-Ehrlich-Straße 14, 67663 Kaiserslautern, 68 Seiten A4, mit Anhang, 25,- DM + 5 DM Porto.

Landespolitik kann mehr

Neue Perspektiven für die Bahnlinien zwischen Osnabrück und Brilon
(von Peter Eichenseher, MdL)

Landespolitik kann mehr, als Regionalisierungsgelder gut verwalten und Züge bestellen. Was nötig ist, ist der politische Wille, mehr zu tun. Dieser Wille setzt schlummernde Kräfte frei, macht private Investitionen möglich und dient der Umwelt. Nordrhein-Westfalens rot-grüne Koalition zeigt, wie mit Phantasie und Entschlossenheit Politik unkonventionell umgesetzt wird. Damit erhalten auch Bahnlinien, die schon aufgegeben scheinen, neue Zukunft.

Neue Bahn zwischen Weser und Ems

DB-Nahverkehr verliert 290 Kilometer Strecke

Ab Herbst 1999 sollen die Bahnlinien von Osnabrück über Oldenburg nach Wilhelmshaven, von Wilhelmshaven nach Esens und von Osnabrück nach Delmenhorst von einer neuen Bahngesellschaft betrieben werden. Aufgrund einer Ausschreibung wurde einer Bietergemeinschaft aus den Stadtwerken Osnabrück und der Deutschen Eisenbahn-Verkehrs GmbH (DEGV) im Mai 1998 der Zuschlag für den Betrieb erteilt. Mit 290 Kilometern Streckenlänge ist es das bisher größte zusammenhängende Streckennetz, das an einen neuen Betreiber gegangen ist.