der Fahrgast 123: August - Oktober 2010

vorherige Ausgabe       nächste Ausgabe

Aus dem Inhalt

Regionalentwicklung und Regionalisierungsmittel: Steuergeld gut angelegt

In kaum einem anderen Bereich wird Effizienz so effizient überprüft
(von Rainer Engel)

Gleich nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen verkündete der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), jährlich würden eine Milliarde Euro Regionalisierungsgelder verschwendet. Die Aktion, von der das vzbv-Mitglied PRO BAHN erst aus der Zeitung erfuhr, erntete bei Fachverbänden und Landesregierungen einhellige Kritik. Tatsächlich werden die Regionalisierungsmittel so effizient verwendet wie kaum eine andere Subvention aus Steuermitteln. Die Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs leisten eine ständige, sehr aufwendige Selbstkontrolle. Die externen Effekte werden dabei häufig nicht dargestellt: Ohne Regionalisierungsmittel könnte der Güterverkehr in die Region nicht mehr funktionieren und würde der inländische Tourismus stark leiden. [Artikel-Download]

Europa-Magistrale: Der Fehmarnbelt und das Hinterland

Die feste Fehmarnbeltquerung braucht ein leistungsfähiges Schienennetz über Lübeck hinaus
(von Stefan Barkleit)

Die Fakten stehen seit Sommer 2009 fest: Die feste Fehmarnbeltquerung, die Lolland mit der Insel Fehmarn verbinden wird, wird realisiert, die Parlamente Dänemarks und Deutschlands haben zugestimmt und die Untersuchungen, ob Brücke oder Tunnel, werden intensiviert. Gleichzeitig werden auch die Planungen zur Hinterlandanbindung konkretisiert. Diese Planungen beschränken sich aber auf den Ausbau der Bahnlinie bis Lübeck und Hamburg. Doch es besteht die Gefahr, dass Güter- und Reisezüge vor und durch Hamburg im Stau stehen, und der Vorrang des internationalen Güteverkehrs zwischen Stockholm und Palermo kann die Lage noch verschärfen. [Artikel-Download]

Bestands- oder Neubautrasse? Chance für die Region

Mit der Bestandstrasse kann die Lübecker Bucht gewinnen

Nicht nur PRO BAHN befürchtet eine Verschlechterung der Anbindung der Region nördlich der Lübecker Bucht an den öffentlichen Verkehr. Mit der Bestandstrasse könnte die Region einen großen Sprung nach vorn machen. [Artikel-Download]

DB-Fernverkehr: Für 29 Euro durch Deutschland?

Sparpreise sind attraktiver und knapper geworden

Immer wieder heißt es "ausverkauft", wenn Fahrgäste preisgünstige Fahrkarten kaufen wollen. In manchen Zuschriften an PRO BAHN wird behauptet, die Werbung der DB sei unseriös. Wir sind der Frage nachgegangen: Wie steht es um die Verfügbarkeit von Sonderangeboten? Sie ist besser als vermutet, aber wer wirklich ein Schnäppchen zu Zeiten großer Nachfrage machen will, muss früh buchen. [Artikel-Download]

Familienreisen übers Wochenende: Mit dem Benzinpreis kaum zu unterbieten

Die Bahncard 25 hält nicht, was die Werbung verspricht

"Zu zweit fahren Sie schon ab 49 Euro quer durch Deutschland. Familienkinder unter 15 Jahren reisen kostenlos mit." Das verspricht die Werbung der Deutschen Bahn und suggeriert: Familien könnten für 98 Euro hin- und zurückreisen. Mit diesem Preis kann die Bahn dem Benzinpreis erstmals Konkurrenz machen. Wie sieht die Wirklichkeit aus? Wir haben Stichproben für eine Wochenendreise über 450 Kilometer Entfernung je Richtung gemacht. Günstigste Preise für einen möglichst langen Wochenendaufenthalt erzielt nur, wer hin mit der Bahncard 50 und zurück mit Regionalzügen fährt. Mit der Bahncard 25 kann man zum gleichen Preis fahren, muss dafür aber lange im Voraus buchen und die Rückreise am Sonntag früher antreten als bei der Fahrt mit Regionalzügen. Sind die Kinder erst einmal 15 Jahre alt, ist das das Knock-out für Familienreisen in Fernverkehrszügen. Das ist das Ergebnis einer Momentaufnahme für das typische Reisebedürfnis einer Familie. [Artikel-Download]

Ein Jahr Fahrgastrechte

Die Praxis spielt sich ein
(von Klaus Schröter)

Oft wird über die EU-Gesetzgebung und den damit verbundenen Bürokratismus geklagt. Für die Verbraucherrechte der Eisenbahnfahrgäste hat das Europäische Parlament wichtige Entscheidungen getroffen. Mit dem Artikel "Lotterielos Fahrkarte" in dieser Zeitschrift begann 1996 der Kampf der Fahrgäste um mehr Rechte als jene, die die Eisenbahn-Verkehrsordnung von 1938 gewährte. [Artikel-Download]

Nordrhein-Westfalen: Mobil mit Garantie

Fahrgäste in Nordrhein-Westfalen sind seit dem 1. Januar 2010 mit einer Mobilitätsgarantie unterwegs, die in ihrem Geltungsbereich weit über die europäischen Fahrgastrechte hinausgeht. Voraussetzung ist ein Fahrschein zum NRW-Tarif oder einer der Verbundfahrscheine des Landes. Die Ländertickets "Schöner Tag NRW" sind eingeschlossen. [Artikel-Download]

Fahrplanbuch NRW: Nordrhein-Westfalen in der Westentasche

So lernt man Takt begreifen

Fahrpläne des Schienennetzes für 16 Millionen Einwohner in einem handlichen Format - geht das denn? Kaum zu glauben, aber es ist möglich. Seit Ende 2009 gibt es einen Taschenfahrplan für ganz Nordrhein-Westfalen, der diesen Namen verdient. Wenn einige Mängel der ersten Ausgabe abgestellt werden, hat dieser Band Zukunft. [Artikel-Download]

Fahrgastschulungen: Mehr Mobilität wagen!

Rund um Pforzheim stößt das "Bus & Bahn-Team" auf Interesse
(von Matthias Oomen)

Wer mit dem Pkw unterwegs ist, hat es in Deutschland sehr einfach: Benzin und Diesel sind genormt, Straßen eigentlich immer befahrbar, Führerschein und Fahrzeugpapiere werden europaweit anerkannt. Anders ergeht es dem, der sich für Bus und Bahn entscheidet. Bürger in Pforzheim schaffen Abhilfe. [Artikel-Download]

Das gute Beispiel: Die KONUS-Gästekarte im Schwarzwald

(von Ulrich Vogel)

Mit der Bahn in den Urlaub statt mit dem Auto? Sehr löblich! Aber am Urlaubsort preiswert mobil sein? Fehlanzeige! DB und Umweltverbände werben eifrig bemüht um die Urlaubsreise per Bahn, gerade zu deutschen Reisezielen. Aber darüber, wie Urlauber und Touristen, insbesondere Familien, am Urlaubsort preiswert mobil bleiben und die (meist guten) regionalen Verkehrsangebote nutzen können, fällt leider kein Wort. Anders die Schweiz - hier gibt es regionale Ferienabonnements, die preiswerte Mobilität innerhalb einer Urlaubsregion ermöglichen. In Deutschland dagegen fehlen regionale Angebote, die über Berufspendler hinausgehen und für Urlauber sinnvoll nutzbar sind. Die früheren regionalen Netzkarten der DB, Bezirkskarten und die Ferienkarte sind längst abgeschafft, Ländertickets gehen bei einem zwei- oder dreiwöchigen Urlaub schnell ins Geld.