PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Bezirksgruppe Mittel- und Oberfranken

Pressemeldung vom 18.06.2013

Nahverkehr zwischen Augsburg, München, Ingolstadt und Nürnberg neu vergeben

Neue Fahrzeuge - Auf Schnellfahrstrecke immer noch zu wenig Kapazität

Nürnberg,München(li) Am 17. Juni gab die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bekannt, dass die Verkehre von Nürnberg nach München über Ingolstadt und Nürnberg ab Dezember 2016 an die Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, DB Regio Oberbayern, vergeben wurden. Auf der Strecke über Treuchtlingen sollen dabei Doppelstocktriebzüge der Firma Bombardier, auf der Neubaustrecke Lokomotiven der Firma Škoda, gemeinsam mit druckertüchtigten Doppelstockwagen zum Einsatz kommen. In der Hauptverkehrszeit soll dabei die Kapazität um mindestens 20% gesteigert werden.


Der MüNüX bisher (Quelle Wikimedia)

Der Fahrgastverband PRO BAHN gratuliert der DB Regio zum Gewinn der Ausschreibung. Gerade auf der Strecke nach Treuchtlingen fahren aktuell sehr viele Züge ohne Komfortmerkmale wie barrierefreiem Einstieg und Klimaanlage. Dies wird sich ab 2016 ändern.


So werden die neuen Doppelstocktriebzüge aussehen (Quelle Bombardier Transportation)

Auf der Schnellfahrstrecke ist PRO BAHN aber skeptisch. Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender von PRO BAHN in Bayern beschreibt die Problematik des, als Nürnberg-München-Express (MüNüX) bezeichneten, Verkehrs auf der Neubaustrecke: „Die Züge auf der Strecke sind chronisch überfüllt. Bereits im Regelbetrieb unter der Woche und außerhalb der Hauptverkehrszeit stehen die Menschen in Nürnberg auf den Gängen. Manchmal müssen Passagiere zurückgelassen werden, weil nicht mal mehr Stehplätze vorhanden sind. Eine Kapazitätssteigerung um 20% ist hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nötig wären eher 200% gewesen.“ Das dies nicht so einfach umgesetzt werden kann ist ihm bereits bekannt: „Die Bahnsteige an der Strecke sind viel zu kurz geplant. Längere Züge können also nicht eingesetzt werden. Die einzige Alternative wäre ein Stundentakt, als doppelt so viele Züge fahren zu lassen.“

Aber auch das ist nicht so einfach wie man es sich wünschen würde Eine Fahrt zwischen Nürnberg und Ingolstadt über die Schnellfahrstrecke kostet über 1200 €. Zur Bestellung der Fahrten erhält die BEG Gelder vom Freistaat aus den so genannten Regionalisierungsmitteln, die dieser wiederum vom Bund erhält. Mit diesen Geldern muss die BEG sowohl den Betrieb des Verkehrs aber auch die Nutzung der Infrastruktur, also Trassen und Stationen bezahlen. Diese sind mehrheitlich im Eigentum von Tochtergesellschaften der Deutschen Bahn. Von der Muttergesellschaft wird dann noch die Auszahlung einer Dividende an den Bund gefordert. In den letzten Jahren wurden die Entgelte für die Infrastrukturnutzung stärker erhöht als die Regionalisierungsmittel. Dies macht den Bestellern, wie der BEG, deutschlandweit zu schaffen. Leistungsausweitungen sind fast unmöglich geworden. Über kurz oder lang ist sogar mit Abbestellungen zu rechnen. „Der Bund hat über den Weg der Dividende und der erhöhten Entgelte effektiv die Regionalisierungsmittel reduziert. Das ganze wird dann auch noch groß als Finanzierungskreislauf Schiene verkauft,“ kritisiert Iffländer.

PRO BAHN fordert, dass die Anpassung der Regionalisierungsmittel mindestens auf dem Niveau der Kostensteigerungen bei der Infrastruktur liegen soll. Auch sollten Trassenpreise nur noch den Grenzkosten entsprechen, um einen zusätzlichen Zug fahren zu lassen. Dies würde für die Besteller einen deutlich höheren Anreiz zu Taktverdichtungen schaffen.


So könnten die neuen Škoda Lokomotiven aussehen (Montage, Quelle railcolor.net)


PRO BAHN hofft außerdem, dass die Fahrzeuge pünktlich zur Betriebsaufnahme zur Verfügung stehen. Die Doppelstocktriebzüge von Bombardier sind bereits in der Entwicklung und die ersten Einsätze sind für 2015 geplant. Die Lokomotiven von Škoda befinden sich bereits seit drei Jahren im Zulassungsprozess. Bei diesen beiden Fahrzeugen gibt es wenige Bedenken, dass sie nicht rechtzeitig ihre Zulassung erhalten. Fraglich wird dies allerdings bei den Doppelstockwagen. Bei diesen handelt es sich um eine komplette Neuentwicklung. Das Eisenbahnbundesamt (EBA) gibt für die Neuentwicklung von Fahrzeugen als sinnvolle Mindestzeit vier Jahre an. Škoda stehen hier noch knapp 3,5 Jahre zur Verfügung. Das könnte knapp werden. Vor dem Problem würde jetzt aber jeder Hersteller stehen, da es aktuell keine in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge gibt, die die Kriterien Doppelstock und druckertüchtigt erfüllen. Leider wird von den Ausschreibenden oft die empfohlene Frist des EBA missachtet. PRO BAHN würde sich wünschen, dass bei Ausschreibungen, für die nicht mindestens zugelassene Wagentypen dreier Hersteller passend sind, der Prozess so geplant würde, dass die Bekanntgabe des Gewinners mindestens vier Jahre vor der Betriebsaufnahme statt findet. Dies würde einen besseren Herstellerwettbewerb ermöglichen. Im besten Falle sollte die Frist noch länger sein, um die Verzögerungen durch einen eventuellen Rechtsstreit abfangen können.

Seit der Bahnreform Anfang der 90er Jahre wurden viele Verbesserungen realisiert. PRO BAHN appelliert an alle Beteiligten, diese Erfolge nicht zu gefährden, sondern Grundsteine zu legen, wie diese Erfolge noch übertroffen werden können.

Rückfragen bitte an Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@gmx.net
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer