PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Landesverband Bayern

Pressemeldung vom 07.10.2012

Wiesn-Fazit: Die Zeche zahlen Fahrgäste und Bahnmitarbeiter

Fahrgastverband PRO BAHN sieht deutlichen Verbesserungsbedarf

München (pb) Wenn am heutigen Sonntag das Münchner Oktoberfest zu Ende geht, werden die Wirte, Schausteller und Hoteliers wieder neue Besucher- und Umsatzrekorde melden. Rekorde ganz anderer Art spielen sich auf den Bahnstrecken rund um München ab: So standen nach dem Wiesnwochenende 29./30. September alleine im Fugger-Express-Netz zwischen München, Ulm und Treuchtlingen Fahrzeuge mit insgesamt 1000 Sitzplätzen wegen massiver Vandalismusschäden nicht mehr dem Pendler- und Schülerverkehr zur Verfügung. Auch auf anderen Strecken rund um München herrschten teilweise chaotische Zustände. Die S-Bahnen waren fast jeden Tag bereits ab dem Nachmittag verspätet, weil es am Wiesnbahnhof Hackerbrücke immer wieder zu Verzögerungen beim Aus- und Einsteigen kam. Ebenso musste annähernd jeden Abend mindestens einmal der Verkehr wegen unterbrochen werden musste, weil sich Personen auf den Gleisen befanden.

Die Zugreiniger der Bahn kämpfen sich durch Berge von Bierflaschen, Erbrochenem und Fäkalien, damit die Stammkunden am nächsten Morgen diese überhaupt wieder benutzen können. Unappetitliche Wiesenüberreste fand man morgens auf Bahnsteigen weit außerhalb Münchens.

Für die Besucher des Oktoberfestes ist es durchaus sinnvoll, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, und viele sind sich der Ausnahmesituation auch bewusst. Für die Fahrgäste, die gar nicht zur Wiesn wollen, sind das allerdings oft sehr unerfreuliche Fahrten. Pendler, die zu bestimmten Zeiten auf den Strecken von und nach München unterwegs sein müssen, berichten teilweise von unhaltbaren Zuständen. Jörg Lange, beim Fahrgastverband PRO BAHN in Schwaben Ansprechpartner zum Fugger-Express: "Viele Bahnfahrer versuchen, während des Oktoberfests die Züge am späten Abend oder an Wochenenden zu vermeiden. Aber was soll jemand machen, der am Wochenende oder im Schichtdienst in München arbeitet?" Gerade samstags und sonntags muss man auf fast allen Strecken von und nach München damit rechnen, dass man in den Zug überhaupt nicht hinein kommt, weil er hoffnungslos überfüllt ist. Außerdem können die Fahrpläne oft nicht eingehalten werden, was beispielsweise zur Folge haben kann, dass Anschlusszüge nicht erreicht werden.

Nach solchen Situationen wird an den Fahrgastverband PRO BAHN immer wieder herangetragen, dass sich die Zugbegleiter nicht blicken ließen und nicht für geordnete Zustände sorgten; dies sind aus Sicht des Fahrgastverbandes berechtigte Beschwerden, die aber auf die falschen zielen. Einzelne Zugbegleiter können nicht mehrere hundert stark angetrunkene Wiesnbesucher im Zug disziplinieren. Auch die Forderung nach Sonderzügen und mehr Wagen hört man immer wieder von verschiedenen Seiten; sie ist schnell aufgestellt. Jörg Lange gibt aber zu bedenken: "Kein Busunternehmen würde freiwillig zusätzliche Busse auf eigene Kosten in einem Linienverkehr einsetzen, wenn es die Fahrzeuge in dem Zustand zurückbekommt, wie das bei den Zügen zum Oktoberfest der Fall ist. Aber von den Eisenbahnunternehmen wird das komischerweise wie selbstverständlich erwartet."

Politik und Behörden sind hier gefordert, mit den Eisenbahnunternehmen Konzepte zu entwickeln, um den Wiesnverkehr 2013 sicherer und zuverlässiger zu organisieren. Dazu gehört die Bestellung weiterer zusätzlicher Züge durch den Freistaat, aber auch die Diskussion unpopulärer Maßnahmen wie ein Alkoholkonsum und -mitnahmeverbot in Zügen, dessen Durchsetzung dann von der Polizei in den Knotenbahnhöfen unterstützt wird.

Bayern und seine Landeshauptstadt schmücken sich gerne mit dem größten Volksfest der Welt. Aber Fahrgäste und auch die Eisenbahnunternehmen dürfen nicht mit den Folgen alleine gelassen werden.

Rückfragen bitte an Winfried Karg, 0176 - 34 98 76 55
v.i.S.d.P.: Winfried Karg