PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  Pressemeldung vom 22.04.2010

Minister Carius sieht Forderungen erfüllt

Pro Bahn stellt Kompromiss auf den Prüfstand

Da auch im nächsten Jahr die Neigetechnik der durch Thüringen fahrenden ICE-Züge abgeschaltet bleiben muss, ergeben sich ab Dezember weitere Verschlechterungen in Fernverkehr durch Thüringen. Geringfügig langsamere Züge wären ja durchaus hinnehmbar, wenn der Fahrplan dadurch stabiler und zuverlässiger würde.
Aber: Im Prinzip werden auf beiden ICE-Linien durch Thüringen „schnelle“ Züge mit wenigen und „langsame“ mit den bisher üblichen Halten eingeführt, die im zweistündlichen Wechsel fahren. Das führt dazu, dass die Züge aufgrund der Fahrzeitunterschiede nicht mehr in Stundentakt, sondern mit z.T. erheblichen Abweichungen davon (40 / 80 – Minuten – Takt) durch Thüringen fahren werden. Das wirkt sich zwangsläufig auf den zu- und abbringenden Nahverkehr aus. Bei den in den letzten Jahren erfolgten Streckenausbauten, oft nur für ein bestimmtes Fahrprogramm, wurden viele Kreuzungsgleise entfernt, was nun ein flexibles Reagieren auf Änderungen nicht mehr zulässt.
Für die Reiseketten von Gera und Erfurt nach München mit bisher nur alle 2 Stunden möglichem Umsteigen in Saalfeld wird sicher leichter ein Anpassen des Nahverkehrs möglich sein. Sicher auch noch dort, wo der nächste ICE-Halt nahe ist (z.B. Erfurt als Alternative zu Weimar für die Relation Gera – Frankfurt). In Orten, in denen weiter stündlich gehalten wird, gibt es diese Flexibilität nicht. Bestand in Eisenach für Südthüringen ein guter Anschluss zu ICE Zügen in beide Richtungen, bleibt abzuwarten, ob das ab Dezember hier so bleiben wird.
Ob der Verkehrsminister Carius auch sieht, welche Folgen die Anpassungen des Nahverkehrs an den in unregelmäßigem Takt verkehrenden Fernverkehr für das Umsteigen in der Fläche hat? Zum Beispiel für Grimmenthal (Eisenach – Sonneberg und Erfurt – Würzburg), oder in Neudietendorf (Saalfeld / Ilmenau / Würzburg und Eisenach / Göttingen) sowie auf die Anschlüsse zu den Regionalzügen Eisenach – Halle als Zu- und Abbringer zum ICE in Eisenach? Oder zu Regionalzügen untereinander, fern der Landeshauptstadt? Und was ist mit den Busanschlüssen in die Fläche – wird das alles angepasst? Sind die Landkreise als Besteller der Regionalbusse in die Entscheidungsfindung einbezogen worden?

Besonders überrascht aber hat die Aussage, dass die zentralen Forderungen gegen die ursprünglichen Pläne im jetzigen Plan berücksichtigt seien, bedenkt man einen wohlweißlich nicht erwähnten Punkt:
Ist es eine Forderung des Freistaates, dass die IC-Linie aus Köln / Düsseldorf, die etwa alle 2 Stunden durch Thüringen nach Berlin und an die Küste fährt, ersatzlos gestrichen wird, und damit auch der ICE-Knoten Kassel Wilhelmshöhe über Eisenach künftig nur mit zweimaligem Umsteigen zu erreichen ist? Da scheint es fast zu vernachlässigen, dass Dresden auch nur noch alle zwei Stunden (derzeit stündlich) erreichbar wird!

Sieht ein „tragfähiger Kompromiss“ nicht ganz anders aus? Kennt der Minister die Fahrplanstruktur im Freistaat nicht einmal im Groben, dass das Wegfallen der auch für den Tourismus im Freistaat wichtigen IC - Verbindung nach Berlin keiner Erwähnung wert ist?

Rückfragen bitte an Bernd Schlosser (Vorsitzender), Tel.: 036963-20040, E-Mail: b.schlosser@thueringen.pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Bernd Schlosser