PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Kreisgruppe Weilheim-Schongau

Pressemeldung vom 19.06.2002

Einsteigen auf eigene Gefahr?

Fahrgastverband PRO BAHN weist auf neues Abfertigungsverfahren bei den Triebwagenzügen hin

Die Technik solle den Menschen unterstützen und nicht ersetzen, fordert der Fahrgastverband PRO BAHN im Hinblick auf den Einsatz der neuen Triebwagenzüge ET 425 und 426 im Werdenfels-Takt. Stein des Anstoßes ist das sogenannte "technikbasierte Abfertigungssystem": Künftig überprüft nicht mehr das Zugpersonal, ob alle Fahrgäste eingestiegen sind, sondern Lichtschranken und Türkontakte stellen fest, dass alle Türen geschlossen sind und geben dann den Zug zur Abfahrt frei. Aus Gründen der Haftung ist nach Aussagen der Deutschen Bahn AG den Lokführern sogar untersagt, vor der Abfahrt den Bahnsteig zu überwachen. Weder Durchsage noch Pfiff weisen künftig die Reisenden auf die bevorstehende Abfahrt hin, die vier grünen Lichter im Türknopf erlöschen zwar, sind aber bei ungünstigen Lichtverhältnissen schwer erkennbar. Insbesondere Mobilitätsbehinderte oder Reisende mit Gepäck und Kindern können dadurch in unangenehme Situationen geraten, wenn sie vom automatischen Schließen der Türen überrascht werden. PRO BAHN sind Fälle bekannt, in denen Kinderwägen, Gepäck oder Hunde die Reise allein angetreten haben. Der Grundfehler des Systems: "Türen geschlossen" bedeutet nicht, dass alle Fahrgäste ein- oder ausgestiegen sind. Die Türen schließen nämlich automatisch nach drei Sekunden.

PRO BAHN rät daher allen Fahrgästen, immer bei der nächst erreichbaren Tür einzusteigen und in besonderen Fällen die Lichtschranken mit einer Tasche solange zu blockieren, bis der Einsteigevorgang beendet ist.

Zwar ist das Einsteigen in die neuen Fahrzeuge durch die niedrigen Fußböden und breiten Türen komfortabler geworden, angesichts der niedrigen Bahnsteige im Werdenfelser Land und der breiten Spalte zwischen Bahnsteig und Fahrzeug jedoch nicht unbedingt sicherer, wenn sich ausschließlich auf das technische Abfertigungsverfahren verlassen wird. Der Fahrgastverband fordert daher auch weiterhin den menschlichen Service und den wachsamen Blick des Zugpersonals, damit die Fahrgäste nicht auf eigene Gefahr mit der Bahn fahren.

Ein Positionspapier zum Thema finden Sie hier als pdf-Datei.

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v.i.S.d.P.: Norbert Moy