PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Stadt- und Kreisgruppe München

Pressemeldung vom 21.03.2024

München: PRO BAHN kritisiert MVG-Leistungsprogramm 2024/2025 als unzureichend

Guter Öffentlicher Nahverkehr muss auch finanziert werden

Der Fahrgastverband PRO BAHN hat seine Stellungnahme zum Leistungsprogramm der MVG für das Fahrplanjahr 2024/2025 im Internet unter https://www.pro-bahn.de/muenchen/leistungsprogramm/mvg-2025.html veröffentlicht. „Um die städtischen Ziele der Verkehrswende zu erreichen, und auch um die Voraussetzungen für eine klimaresiliente und inklusive Stadt zu schaffen, muss die Stadt an ihrem Ziel festhalten, den ÖV-Anteil auf 30 Prozent zu erhöhen. Ein Verschieben der überfälligen Maßnahmen in eine unbestimmte Zukunft hilft nicht weiter. Die Stadt war auf einem realistischen Weg, um ihre Ziele zu erreichen, wenn auch etwas später als vorgenommen. Diesen Weg muss die Stadt fortsetzen und dazu die notwendigen Maßnahmen ergreifen und Voraussetzungen schaffen. Das Leistungsprogramm zeigt aber auch, dass jetzt das Geld fehlt, das zu guten Zeiten großzügig für Maßnahmen mit relativ geringem Nutzen ausgegeben wurde.“ so Andreas Barth, Münchner Sprecher des bundesweiten Fahrgastverbandes PRO BAHN. Dementsprechend fokussieren sich die Angebotsverbesserungen auf wenige Stellen, verbunden mit Einschnitten an anderer Stelle zur Finanzierung dieser. Davon ausgenommen ist der großzügige U-Bahn-Nachtverkehr am Wochenende.

Die Kritik richtet sich dabei aber nicht vorrangig an SWM/MVG, sondern an die politischen Rahmenbedingungen: Die Stadt muss das Erreichen ihres eigenen Ziels von 30 Prozent ÖV-Anteil wieder priorisieren. Dafür sind konsequent sinnvolle Verbesserungen nötig. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit von Tram und Bus werden verbessert, indem Störungen durch den Autoverkehr und dessen hohen Flächenbedarf vermieden werden. Bei ÖV-Spuren und besseren Ampelschaltungen kann die Stadt erheblich schneller vorgehen. Dies führt nicht nur zu einem besseren Öffentlichen Verkehr, sondern auch zu einer Einsparung von Betriebskosten und ermöglicht trotz Personalmangels ein besseres Angebot. Als konkrete Beispiele nennt PRO BAHN die Leonrodstraße beim Rotkreuzplatz, das Südende der Wolfratshauser Straße, die Situation um den Ostfriedhof, den Oberanger sowie die Orleansstraße südlich vom Ostbahnhof. „An diesen Beispielen kann mit wenig finanziellem Aufwand der Öffentliche Nahverkehr einfach und schnell besser und zuverlässiger werden“ so Andreas Barth und fordert die Stadt zum Handeln auf.

Auch die ausreichende und dauerhafte Finanzierung ist notwendig. „Der Bau der nötigen Betriebshöfe wie in Neuperlach für die U-Bahn und Fröttmaning für die Tram sind Voraussetzung dafür, dass das Fahrtangebot besser werden kann, und die Fahrzeugausfälle weniger werden. Auch im Busbereich sind mehr Betriebshofkapazitäten dringend nötig, um Taktverbesserungen zu ermöglichen. Hierzu ist Planungssicherheit nötig, ebenso wie bei der Bestellung neuer Fahrzeuge. Die Grundlagen für ein besseres Angebot in der Zukunft müssen jetzt gelegt werden.“ so der PRO BAHN-Sprecher. Bereits im November 2021 hatte PRO BAHN deutlich gemacht, dass eine Bedingung für die U5 sein muss, dass die extrem hohen Kosten nicht mit einem schlechteren ÖV erkauft werden dürfen: »Wir wollen in den nächsten Jahren kein einziges Mal "kein Geld" hören, wenn jetzt so mühelos eine Milliarde Euro ausgegeben werden kann« und »Denn alles andere würde bedeuten: das für die Verkehrswende nötige Geld wird mit der U5 vergraben und gefährdet die Zielerreichung der städtischen Ziele.«. Angesichts der Finanzlage ist auch die Finanzierung des BMW-Tunnels unverzüglich zu beenden, und stattdessen der ÖV-Ausbau zu priorisieren.

Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert den Plan, auch noch die letzte Buslinie 132 aus dem Bereich des Marienplatzes zu werfen. „Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Erprobung kleiner On-Demand-Busse mit Umsteigezwang ein Ersatz für eine Buslinie sind.“ so der PRO BAHN-Sprecher. Auch wenn der Öffentliche Nahverkehr sehr wenig Platz braucht, ein wenig Platz ist dennoch auch im Stadtzentrum nötig. Die unterirdischen Massenverkehrsmittel im Stadtkern sind für viele ein gutes Angebot, doch im Sinne von Inklusion ist auch ein oberirdisches Angebot nötig. „Hier braucht es vorrangig den politischen Willen, die Busse weiterhin fahren zu lassen“ so die Einordnung von Andreas Barth.

Das neue U-Bahn-Angebot im Nachtverkehr am Wochenende ist für nächtliche Besucher der Stadt erfreulich, auch wenn die bestehende angespannte Fahrzeugsituation zu Fragen führt. Es fehlt jedoch weiterhin ein gutes Angebot unter der Woche gerade für die, die die Stadt am Laufen halten. Viele Stadtviertel und Siedlungsgebiete sind unter der Woche nicht, alle anderen nur im Stundentakt erreichbar. „Wenn wir als Stadtgesellschaft den Anspruch an uns selbst haben, dass alle Bürger ohne Auto gut mobil sein können, dann muss das Angebot im Nachtnetz unter der Woche dringend verbessert werden. Dies kann auch stückweise erfolgen.“ so Andreas Barth.

Alle Vorschläge und Anmerkungen zu den MVG-Plänen sind in der Stellungnahme unter https://www.pro-bahn.de/muenchen/leistungsprogramm/mvg-2025.html enthalten.

Rückfragen bitte an Andreas Barth, andreas.barth@muenchen.pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Andreas Barth