PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Landesverband Bayern

Pressemeldung vom 06.12.2023

Einstellung des Bahnbetriebs ohne Ambition zur Wiederinbetriebnahme

Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die schneebedingte Einstellung des Bahnbetriebs in Bayern ohne klare Ambitionen zur Wiederinbetriebnahme. Die Situation ist eine Blamage für den öffentlichen Verkehr, die Kommunikation und Information der Fahrgäste ist mangelhaft. Besonders problematisch war die Nacht von Freitag auf Samstag, als der S-Bahn-Betrieb ohne Vorankündigung eingestellt wurde. Auch 48 Stunden nach Einstellung des Betriebes konnten noch keine Züge fahren und auch Aufräumarbeiten wurden kaum durchgeführt. Im Vergleich zu Österreich wird das Versagen auf deutscher Seite deutlich. PRO BAHN fordert eine rasche Wiederaufnahme des Zugbetriebs, eine bessere Vorbereitung und Absicherung der kritischen Infrastruktur im Winter sowie effektivere Konzepte von DB Netz.

Der Fahrgastverband PRO BAHN ist verärgert über den aktuellen Betriebszustand der Bahn in Bayern. „Wir haben Verständnis, wenn es um kurzfristige Betriebseinstellungen zur Sicherheit der Fahrgäste geht. Aber die gegenwärtige Situation ist eine Schande für den gesamten öffentlichen Verkehr“, erklärt Marco Kragulji, stellvertretender Landesvorsitzender von PRO BAHN in Bayern. Aufgrund des anhaltenden Schneefalls am Freitag gab es während des Tages Betriebseinschränkungen, die am späten Abend zu einer vollständigen Einstellung des Betriebs in großen Teilen von Oberbayern und Schwaben führten. Während im Laufe des Samstags eine Fahrt mit dem Auto wieder möglich war, war ein Betrieb auf der Schiene noch in weiter Ferne. Auch 48 Stunden nach der Betriebseinstellung war in weiten Teilen Oberbayerns keine einzige Zugfahrt möglich. Selbst die Münchener S-Bahn stand weitgehend still. Pressemitteilungen der Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) besagen, dass die ausfallenden Züge noch bis mindestens Mitte der Woche nicht fahren werden. Einige Strecken bleiben sogar bis zum Ende der Woche gesperrt. Diese Situation ist ein Rückschlag für den öffentlichen Verkehr und widerspricht den Bemühungen der letzten Jahre für eine Verkehrswende.

Am Freitagabend hatte sich die Situation durch den Schneefall zugespitzt, und es gab kaum brauchbare Informationen für die Fahrgäste. Ob es nun die Anzeigen in Bahnhöfen, der DB-Navigator oder das vor Ort befindliche Personal betrifft, PRO BAHN kann nicht verstehen, warum ein Zug am Ostbahnhof lange als verspätet gemeldet wurde, während es am Hauptbahnhof bereits bekannt war, dass er aufgrund einer gerissenen Oberleitung nicht fahren konnte. „Wer kontinuierlich für den Navigator wirbt, muss auch sicherstellen, dass die angezeigten Daten und Informationen korrekt sind“, erklärt Kragulji weiter. „In dieser Situation war offensichtlich, dass das Personal vor Ort ohne Informationen von außen sein Bestes gegeben hat. Dafür möchten wir den Mitarbeitern ein großes Lob für ihren Einsatz aussprechen“.

Ein weiteres großes Problem war die unangekündigte Einstellung des S-Bahn-Betriebs in der Nacht zum Samstag, was viele Fahrgäste betroffen hat. Hier gab es lange keine ausreichenden Informationen von MVV oder DB. „Feststecken und irreführende Informationen zu erhalten, ist schlimm für Fahrgäste. Etwas mehr Mut zur Wahrheit, dass man leider nicht weiß, wann es weitergeht, kann nicht schaden“, so Kragulji.

Wenn äußere Umstände den Betrieb beeinträchtigen, ist dies für Fahrgäste unangenehm, aber verständlich. Warum jedoch seit Samstagnachmittag nach dem Ende des Schneefalls so gut wie keine Schneeräumung auf Strecken oder Bahnhöfen zu sehen ist, ist nicht nachvollziehbar. Auch am Mittwoch, 96 Stunden nach Beginn der Streckensperrungen, ist die Metropolregion München auf der Schiene nur sehr begrenzt erreichbar. Einige Strecken im Regionalverkehr sind seit Montagnachmittag wieder befahrbar, jedoch mit einem reduzierten Angebot. Die Strecke München-Salzburg, eine der wichtigsten im europäischen Schienennetz, war bis Dienstag unzugänglich.

In Österreich wurden bei vergleichbarem Wetter nur kurzzeitig Strecken unterbrochen und der Betrieb konnte größtenteils aufrechterhalten werden. Es stellt sich die Frage, warum die ÖBB unter denselben Wetterbedingungen den Betrieb aufrechterhalten kann, während auf deutscher Seite ein Totalausfall zu verzeichnen ist. Momentan bleibt nur die Hoffnung, dass der Zugverkehr bei uns nach fünf Tagen größtenteils wieder aufgenommen werden kann. Es gibt nur vereinzelt einen Notbetrieb mit Bussen oder Taxis. Dies ist für eine kritische Infrastruktur inakzeptabel.

DB Netz hat nach eigenen Angaben nach dem Schnee-Chaos im Januar 2019 Konzepte entwickelt, um in Zukunft besser gegen den Winter gerüstet zu sein. Leider ist bisher wenig bis gar nichts davon zu erkennen. Auch von einem allgemeinen Winterkonzept, wie es am 30.11. angekündigt wurde, ist nichts zu sehen. „Auf bessere Zeiten mit besserem Wetter warten“ kann kein erfolgreicher Ansatz im Kampf gegen den Winter sein. Beim öffentlichen Verkehr handelt es sich klar um kritische Infrastruktur, und diese muss in solchen Fällen bestens geschützt und vorbereitet sein.

Rückfragen bitte an Marco Kragulji, Stellvertretender Vorsitzender, E-Mail: marco@kragulji.de, Tel: +49 1511 2447696
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer