PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Stadt- und Kreisgruppe München

Pressemeldung vom 03.12.2023

München: Betriebseinstellung im Öffentlichen Verkehr ist ambitionslos

Öffentlicher Verkehr nicht nur als Schönwetterbetrieb

Der Fahrgastverband PRO BAHN nennt die faktische Betriebseinstellung im Öffentlichen Nahverkehr ambitionslos. Während im Laufe des Samstags der Autoverkehr wieder weitgehend möglich war, blieben S-Bahn-Außenstrecken, Tram und Bus sowie Teile der U-Bahn weiterhin eingestellt. „Dass bei einem Schneefall wie am Freitag abend man nicht einfach Normalbetrieb erwarten kann, sollte jedem klar sein. Angesichts des Anspruchs Münchens, Weltstadt zu sein und die Verkehrswende voranzutrieben, darf das Geschehene aber nicht einfach nur passiv hingenommen werden“, so Andreas Barth, Münchner Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN. Denn der Öffentliche Verkehr ist Teil der Grundversorgung für die Bürger und damit eine kritische Infrastruktur. Diese muss ertüchtigt werden, und braucht verlässliche und umsetzbare Notfallpläne, die auch bei Schneefall wie in der Nacht von Freitag auf Samstag zumindest ein Kernnetz aufrecht erhalten, und auch für eine schnelle Betriebswiederaufnahme sorgen, fordert PRO BAHN.

„Unser Dank gebührt denen, die trotz der widrigen Rahmenbedingungen versucht haben, den Betrieb aufrechtzuerhalten oder wieder aufzunehmen. Jetzt die Politik gefordert, dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen wie ausreichend Schneepflüge geschaffen werden, die zu den politischen Zielen passen“ so Andreas Barth. „Denn die Hälfte der Münchner Haushalte hat kein Auto. Der öffentliche Nahverkehr darf daher nicht nur ein Schönwetterbetrieb sein, sondern muss zuverlässig und immer zur Verfügung stehen. Durch die Erderwärmung wird es mehr der bisher als Extremwetter wahrgenommene Ereignisse geben, dafür muss auch die Münchner Infrastruktur frühzeitig ertüchtigt werden.“ Gerade die Tram ist der Schlüssel für einen bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr. Die komplette Verkehrseinstellung über mehr als einen Tag und auch nach Ende des Schneefalls ist eine unnötige Steilvorlage für die, die dem Öffentlichen Nahverkehr feindselig gegenüber stehen.

Die Kritik des Verbandes richtet sich explizit nicht daran, dass es zu Einschränkungen bei einem solchen Wetterereignis kommen kann oder dieses auch zu deutlich längeren Fahrzeiten führen kann. Sondern daran, dass relativ früh eine Kompletteinstellung erfolgte, die Informationen oftmals nicht zur Betriebslage gepasst haben, und auch nach Ende des Schneefalls der Betrieb so lange eingestellt bleibt. Ebenso kritisiert PRO BAHN, dass Schneeräumfahrzeuge im Straßenraum Bushaltestellen sowie den Zugang zu U-Bahnhöfen zugeräumt haben. „Auch für das Baureferat der Stadt München gelten die Vorgaben der Mobilitätsstrategie, dass der Öffentliche Nahverkehr höchste Priorität genießt“, so Andreas Barth. Auch die Trambahngleise dürfen künftig nicht mehr als Schneeabladeziel der städtischen Straßenreinigung missbraucht werden.

Bei der Tram waren früher bei Schneefall die älteren und unempfindlicheren Hochflurstraßenbahnen die ganze Nacht im Einsatz, um ein Einfrieren der Infrastruktur zu vermeiden. „Dass mit dem Fahrdrahtkontrollwagen nur noch ein einziges Hochflurfahrzeug betriebsbereit ist, ist ärgerlich genug. Der Dank dafür gebührt zudem vor allem den Freunden des Münchner Trambahnmuseums, da diese die letzte Hauptuntersuchung ehrenamtlich durchgeführt haben“, so beschreibt Andreas Barth die prekäre Situation. Die früher üblichen Schneepflüge vor Trambahnen sind verkauft oder verschrottet, die Ersatzkonzepte mit Unimog haben nicht zu geräumten Strecken geführt. Zumindest bei den noch vorhandenen robusteren Hochflurwagen müssen sofort die nötigen Reparaturen durchgeführt werden, damit diese für den Winterdienst wieder genutzt werden können.

Die Tram ist Schlüsselelement für die vom Stadtrat beschlossene Verkehrswende, die auch Voraussetzung für die klimaresiliente Stadt ist und auch Straßenraum für Fußgänger und Radlfahrer freimachen soll. Denn die Tram hat pro Euro den dreifachen Nutzen einer U-Bahn. „Daher muss auch in einen guten Winterdienst bei der Tram investiert werden. Auch damit ist der Nutzen pro Euro bei einer Tram immer noch viel besser als bei der U-Bahn. Damit ist die Investition gut angelegt, selbst wenn es nur selten so viel schneit“, so Andreas Barth.

Durch die Erderwärmung wird es zudem häufiger zu Extremwetterereignissen kommen. So kann warme Luft erheblich mehr Feuchtigkeit transportieren, Tage mit viel Regen oder auch Schneefall werden daher tendenziell zunehmen. Darauf ist die Stadt bislang nicht vorbereitet.

Rückfragen bitte an Andreas Barth, andreas.barth@muenchen.pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Andreas Barth